Freienwil
Zum Missfallen des SVP-Ammanns: Roma bleiben für Hochzeit

Oberhalb von Freienwil campieren Fahrende mit rund 30 Wohnwagen. Ein Bauer hat ihnen die Wiese vermietet. Zum Missfallen des SVP-Gemeindeammanns. Robert Müller: «Ich habe offen gesagt nicht gerade Freude daran, dass die Roma jetzt bei uns sind.»

Pirmin Kramer
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Mit rund 30 Wohnwagen sind gestern französische Fahrende angereist. Unter anderem wollen sie hier neben der Ehrendingerstrasse eine Hochzeit feiern.

Mit rund 30 Wohnwagen sind gestern französische Fahrende angereist. Unter anderem wollen sie hier neben der Ehrendingerstrasse eine Hochzeit feiern.

Pirmin Kramer

Seit Dienstagvormittag campieren Fahrende mit rund 30 Wohnwagen auf einer Wiese oberhalb von Freienwil bei Baden. Gemäss Stadtpolizei Baden handelt es sich um Roma aus dem Elsass. Ein Freienwiler Bauer hat ihnen die Wiese neben der Ehrendingerstrasse gegen Entgelt zur Verfügung gestellt. «Sie klingelten an meiner Tür und sagten, sie wollten einen Film drehen und in dieser Zeit ihre Wohnwagen auf der Wiese abstellen», sagt er gegenüber dieser Zeitung. Er habe das Geld bereits erhalten. Wie viel, will er nicht verraten. «Ich schweige und geniesse.»

Am Nachmittag meldete sich ein Vertreter der Fahrenden bei der Gemeinde an, mit Name und Ausweis. «Sofern der Grundeigentümer der Wiese damit einverstanden ist, dass die Fahrenden dort campieren, gibt es aus rechtlicher Sicht nichts dagegen einzuwenden», sagt Gemeindeschreiber Felix Vögele. Bei Gemeindeammann Robert Müller (SVP) hält sich die Begeisterung in engen Grenzen: «Ich habe offen gesagt nicht gerade Freude daran, dass die Roma jetzt bei uns sind. Es ist wohl eine Frage des Weltbildes, wie man zu Fahrenden steht.»
Während seines Architekturstudiums habe er im Fach Kunstgeschichte gelernt, dass die Menschen vor rund 5000 Jahren zwischen Euphrat und Tigris sesshaft geworden seien. «Und ich bevorzuge die Sesshaftigkeit klar gegenüber dem Lebensstil der Fahrenden.» Zwar könne sich die Gemeinde nicht gegen den Aufenthalt der Fahrenden wehren. «Doch wir werden genau darauf achten, dass die Umweltbestimmungen eingehalten werden», sagt der Gemeindeammann.

«Will hier Hochzeit feiern»

Vor Ort haben sich einige neugierige Dorfbewohner versammelt. Ein Roma sagt zu ihnen in elsässisch gefärbtem Hochdeutsch: «Ich werde hier in einigen Tagen Hochzeit feiern, an diesem wunderschönen Ort.» Ein anderer Fahrender erklärt: «Wir sind evangelische Christen, werden aber in der Schweiz oft wie Wilde behandelt. Wir wollen hier einfach einige Tage verbringen.» Ein Dritter sagt: «Wir sind hier, um zu arbeiten, bleiben etwa 20 bis 30 Tage.»

Nicht zum ersten Mal reisen Fahrende in die Region Baden. Jahrelang campierten sie während einiger Wochen in Siggenthal Station, bevor dort Bauten wie etwa die Sporthalle «Go Easy» errichtet wurden. Untersiggenthals Gemeindeammann Marlène Koller (SVP) erinnert sich: «Ein Problem war der viele Abfall, den sie jeweils liegenliessen. Wir machten sie Jahr für Jahr vergeblich darauf aufmerksam.» Vor sieben Jahren campierten Fahrende aus Frankreich während einer Woche neben der Vogelsangerbrücke in Gebenstorf. Auf Druck des Gemeinderates verliessen sie den Platz nach einer Woche wieder.