Badener Kinos
Zwei Drittel aller Besucher schauen sich den Film im Original an

Auf Deutsch synchronisiert oder lieber im Original mit Untertiteln? In Baden ist die Antwort klar, in keiner Schweizer Stadt entscheiden sich so viele Kinobesucher für Filme in Originalsprache.

Pirmin Kramer
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Trafo-Kino in Baden: Meistgesehener Film war im vergangenen Jahr der James-Bond-Streifen «Spectre». AZ-Archiv/Spichale

Trafo-Kino in Baden: Meistgesehener Film war im vergangenen Jahr der James-Bond-Streifen «Spectre». AZ-Archiv/Spichale

Alex Spichale

Die Mehrheit der Schweizer Kinobesucher will nichts mehr von Untertiteln wissen. 55 Prozent der Tickets werden für Filme gekauft, die mit deutscher Synchronisierung gezeigt werden. Vor zehn Jahren schauten und hörten sich die Kinozuschauer noch mehrheitlich die Originalversionen an.

Wo Originalfilme beliebt sind

Anteil der Eintritte für Originalversionen mit Untertiteln an allen verkauften Tickets:

1. Baden 66,64 %
2. Biel 65,62 %
3. Basel 64,27 %
4. Genf 61,78 %
5. Zürich 54,60 %
6. Lausanne 45,28 %
7. Bern 45,25 %
8. Vevey 43,13 %
9. Neuenburg 36,91 %
10. Luzern 35,36%
11. Aarau 34,31 %
12. Freiburg 34,11 %
13. St. Gallen 31,47 %
14. Lugano 17,61 %

Warum ist Baden schweizweit die Nummer 1 in dieser Rangliste? «Es ist eine Tradition unseres Unternehmens, die Filme wenn immer möglich in der Originalfassung zu zeigen, das ist unser Markenzeichen», erklärt Stefan Jäger von der Sterk Cine AG. Damit komme man auch dem Wunsch des internationalen Publikums nach, das es in Baden wegen der Grossfirmen gibt. «Viele Kinofans bevorzugen Filme im Original, und es hat sich bis nach Aarau, Zürich Unterland und sogar den süddeutschen Raum herumgesprochen, dass bei uns viele Filme im Original gezeigt werden.» Nicht immer sei dies aber möglich: «Der deutschsprachige Markt ist gross, und gewisse Filme erhalten wir vom Verleiher nur noch in synchronisierter Version.»

Wie lange in den Badener Kinos noch mehrheitlich Originalversionen gezeigt werden, werde in den kommenden Jahren eine filmpolitische Frage sein. «Klar ist, dass wir so lange wie möglich an unserem Konzept festhalten», sagt Jäger.

Je jünger das Publikum, desto grösser sei die Nachfrage nach Filmen in deutscher Fassung, sagt Stefan Jäger. Über die Gründe kann er nur spekulieren. «Vielleicht lesen die jungen Leute heutzutage so viel auf dem Smartphone, dass sie im Kino einfach einmal zuhören wollen und keine Lust mehr haben, Untertitel zu lesen.» Jäger schaut sich die Filme zwar lieber im Original an, doch die deutschen Synchronisationen seien meistens ebenfalls sehenswert. «Die deutschsprachigen Synchronsprecher machen einen hervorragenden Job, ihre spanischen Kollegen zum Beispiel können oftmals nicht mithalten. »

Vermehrt Synchronisationen

Werden dem Kino mittelfristig die Untertitel-Leser wegsterben? «Nein», glaubt René Gerber, Geschäftsleiter des Branchenverbands Pro Cinema. «Zwar rechnen wir damit, dass der Anteil der gezeigten Synchronisationen weiter zunehmen wird, weil dies dem Bedürfnis der Gäste entspricht. Bei den Arthouse-Filmen aber, den unabhängigen Produkten fernab von Hollywood, gibt es aber meistens gar keine Synchronisationen.»