Wettingen
Zweimal «From Russia with Love» – in der Klosterkirche und der Autogarage

Das Stella Maris Orchestra aus Wettingen überraschte einmal mehr: Und das nicht nur, weil das jüngste Programm erneut ein ausgeklügeltes war, sondern vor allem, weil das Ensemble ungewöhnliche Konzertorte in Wettingen und in Baden-Dättwil wählte.

Vera Frey
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Engagiert: Das Wettinger Stella Maris Orchestra mit seinem Dirigenten Cristoforo Spagnuolo. Vera Frey

Engagiert: Das Wettinger Stella Maris Orchestra mit seinem Dirigenten Cristoforo Spagnuolo. Vera Frey

Vera Frey

Schon beim Betreten der Lokalität, die das Stella Maris Orchestra für sein Konzert unterm Motto «From Russia with Love» gewählt hatte, wurden die Besucherinnen und Besucher ein erstes Mal überrascht. Am Freitag noch ganz klassisch in der Wettinger Klosterkirche, gastierte das junge Streichorchester unter der Leitung von Cristoforo Spagnuolo am Samstag im Showroom einer Autogarage in Baden-Dättwil.

Das Programm mit Werken von bekannten russischen Komponisten bot dagegen auf den ersten Blick keine grossen Überraschungen. Nach drei Charakterstücken aus den «Jahreszeiten» von Tschaikowsky war es dann vor allem der Zyklus «Bilder einer Ausstellung» von Mussorgsky, der die Zuhörer in seinen Bann zog und in der spannenden Transkription von Cristoforo Spagnuolo überraschte und begeisterte.

Der Dirigent macht aus dem ursprünglich für Klavier solo geschrieben Zyklus kein Spektakel mit grosser Blechbläserbesetzung, wie dies vor ihm etwa Maurice Ravel in seiner Version für Sinfonieorchester tat. Die Wirkung und den Charakter der einzelnen Stücke verfehlte Spagnuolos Version für Streichorchester und zwei Schlagzeuger jedoch in keinem Fall.

Vor allem im eher intimen Rahmen dieses Konzerts wartete die Neuversion immer wieder mit spannenden Klangerlebnissen auf. Insbesondere die beiden Perkussionisten Pit Gutmann und Reto Baumann trugen – auch mit vollem Körpereinsatz – einen grossen Teil zu diesem Ergebnis bei. Ebenfalls eine Bearbeitung schloss nach der Pause das Konzert ab. Schostakowitschs 8. Streichquartett ist eine Art «Mix-Tape» aus Themen früherer Kompositionen, verwoben mit seiner Signatur, bestehend aus dem viertönigen Motto D-Es-C-H wie in Dimitri Schostakowitsch.

Kein anderes Streichquartett des Komponisten bietet sich so gut für eine Bearbeitung für einen grösseren Klangkörper an. Die Version des russischen Dirigenten Rudolf Barschai spiegelt die Tiefgründigkeit des Werks in all seinen Facetten wider und findet eine bemerkenswerte Balance zwischen solistischen Auftritten der Stimmführer und dynamischen Stellen des ganzen Orchesters.

Die Herausforderung für die ausführenden Musiker liegt bei dieser Komposition nicht nur im hohen technischen, sondern auch im gestalterischen Anspruch. Cristoforo Spagnuolo und dem Orchester gelang es jedoch auch hier, die Klangfäden zusammen zu spinnen, was Lust auf mehr machte und nach dem letzten Ton dann auch mit gebührendem Applaus gewürdigt wurde.