Baden
Zwölf Stunden nach seinem Auftritt wird der Kabarettist zum Lehrer

Im Rahmen von «Cabaret im Park» begeisterte Nils Althaus in der Villa Boveri. Wegen der starken Winde musste sein Auftritt in den Gartensaal verlegt werden.

Rosmarie Mehlin
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Ein Gitarrist, «gmögiger» Satiriker und erfolgreicher Schauspieler: Nils Althaus schlüpft in viele Rollen.
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Wegen starker Winde spielte Nils Althaus im Gartensaal der Villa Boveri statt im Park
Nils Althaus arbeitet unter anderem als Chemielehrer, spielte 2012 aber auch den Dällebach Kari im Film über den legendären Berner Coiffeur
Althaus spielt mit dem Aussehen und wechselt ständig zwischen den Dialekten
«Cabaret im Park»: Nils Althaus begeistert in der Villa Boveri
Die Zuschauer hatten viel zu lachen

Ein Gitarrist, «gmögiger» Satiriker und erfolgreicher Schauspieler: Nils Althaus schlüpft in viele Rollen.

Alex Spichale

Der Schnauz, der die Hasenscharte verdeckt, ist weg; der Dällebach Kari ist tot. Auf der Bühne steht ein gutaussehender junger Mann: Nils Althaus. 2012 hatte er in Xavier Kollers Film «Eine wen iig, dr Dällebach Kari» die tragische Figur des legendären Berner Coiffeurs verkörpert. Nils Althaus ist aber nicht nur Schauspieler, sondern auch Liedermacher, Kabarettist, Naturwissenschaftler und Lehrer für Biologie und Chemie. Am Donnerstagmorgen um halb acht Uhr hat er am Gymnasium Burgdorf vor seiner Klasse gestanden — und knapp zwölf Stunden zuvor in Baden auf der Bühne, wo er «Ehrlich gheit» spielte, ein Kabarettsolo mit Liedern. Wegen der starken Winde war das «Cabaret im Park» der Villa Boveri zu einem «Cabaret im Gartensaal» umgewandelt worden.

Ständiger Wechsel der Dialekte

Dies tat dem Vergnügen keinerlei Abbruch, der Abend war herrlich. Althaus ist ein Multitalent, was sich auch in einer wunderbaren Wandelbarkeit niederschlägt. Mit einem Minimum an Requisiten — einer Kittelschürze, einem kleinen Aufnahmegerät, einem Hut, einer Brille und einem Maximum an sprachlicher Begabung — wechselt Althaus hin und her zwischen einem schwäbischen Hausmeister, einem Basler Kulturvereinspräsidenten und einem politisch ambitionierten Ostschweizer. Sie alle wohnen im gleichen Haus. Althaus persifliert die Figuren mit sympathischer Ironie und zeigt sie in Alltagssituationen.

Mani Matter stand wohl Pate

Das bringt vergnügliche Nähe zum Zuschauer, während Althaus mit seiner vortrefflichen satirischen Überhöhung gleichzeitig jene Distanz erzielt, die dem Publikum beste Unterhaltung vermittelt. Es gibt viel zu lachen, herzhaft, aber nie Schenkel klopfend. Und es gibt immer wieder tiefsinnige Momente.

Dies besonders dann, wenn Althaus sein Talent als Liedermacher und mitreissender Gitarrist unter Beweis stellt. Unverkennbar hat bei ihm Mani Matter Pate gestanden. Dennoch haben die Lieder von Althaus ihre eigene Persönlichkeit, ihre eigene Aussagekraft und ihre eigenen, sehr reizvollen Melodien. Der 33-Jährige hat einen eigenen, jungenhaften Charme, in dem sich Schlitzohrigkeit mit leiser Melancholie paart. Kurz: Er ist ein «Gmögiger». Das bereichert seine künstlerischen Werte zusätzlich. So vergingen die zwei Stunden mit «Ehrlich gheit» im Fluge, begeisterten und klangen noch lange nach. «Cabaret im Park» der Villa Boveri geht am Freitagabend mit Blues Max und seinem Programm «Wehwohl» zu Ende.