Zum 65. Geburtstag ehrt die Schloss Wildenstein AG den Maler Alban Welti mit einer Einzelausstellung. Sein Gefühl für die Komposition der Farben ist absolut herausragend.
Überschwang liegt Alban Welti nicht. Aber es ist deutlich zu spüren, wie glücklich er über die Ausstellung in der Massena-Scheune ist. Und auch ein wenig Stolz schwingt mit, wenn er erzählt, dass es in der ganzen Welt Sammler seiner Lithografien gibt, und er gerade kürzlich ein Exemplar nach Boston verkaufen konnte.
Von den Originalwerken, die jetzt auch in Schinznach-Bad zu sehen sind, kann er sich oft nur schwer trennen. Sein Atelier in Berikon ist voller Bilder, Skizzen und Zeichnungen. Und die Zahl 65 ist für Welti kein Grund aufzuhören. «Ich stehe noch heute täglich hinter der Leinwand oder zeichne», erzählt er. Gedenkt er weiterzumachen bis ans Lebensende? «Nicht unbedingt», meint Welti und der Hauch eines Lächelns huscht über sein Gesicht, «aber sicher, solange es meine Augen zulassen.»
Wiesen mit Mohnblumen, Streichinstrumente, der Hahn und die Taube sind immer wieder anzutreffende Motive in Weltis Œuvre. Aber auch ein parkiertes Velo, das der Vielgereiste in Amsterdam gesehen hat. Der sensible Beobachter erhebt Alltägliches zur Poesie.
Von seinen Sujets macht er zuerst eine feine Tuschskizze, dann malt er mit Acryl oder Tempera darüber. Dabei ist sein Gefühl für die Komposition der Farben absolut herausragend. Dass die Taube auf seinem Ausstellungsplakat Ähnlichkeiten mit dem Stil von Hans Erni hat, streitet er nicht ab. «Wir schätzten uns als Kollegen, haben sogar schon zusammen ausgestellt.» Auch kubistische, impressionistische und abstrakte Elemente gibt es in seinen harmonisch verspielten Exponaten zu entdecken.
Bis heute ist der Kreative ledig geblieben, lebt aber seit 25 Jahren in einer fes-
ten Partnerschaft. Kennen gelernt hat er seine Freundin, als er sich wegen einer Netzhautablösung operieren lassen musste. «Gute Ärzte im Inselspital Bern haben mich vor dem Erblinden gerettet», erinnert er sich. 20 Eingriffe musste er seither über sich ergehen lassen. Die Aussicht, dass er sein Augenlicht verlieren könnte, war ein Albtraum. Deshalb geniesst er jeden Tag, an dem er heute malen kann, umso mehr. Welti liebt die Ruhe in seinem Beriker Refugium, lässt sich bei der Arbeit aber auch gerne über die Schulter schauen und wird immer wieder von Schulklassen oder Sammlern besucht.
Die Kreativität wurde Welti nicht in die Wiege gelegt. Sein Atelier war früher der Speicher des elterlichen Bauernhofs. Harte Krampfer seien Vater und Mutter gewesen, und er habe als Bub schon früh gelernt anzupacken. Trotzdem entschied er sich für einen anderen Weg, absolvierte eine Grafikerlehre und machte sich gleich danach selbstständig als Werbegrafiker.
Seit 35 Jahren lebt er ausschliesslich von der Malerei und wird als einer der berühmtesten zeitgenössischen Künstler der Schweiz bezeichnet. 500 und 2500 Franken berappt man für eine seiner Lithografien. Ist er ein reicher Mann? «Nein», sagt Alban Welti und lächelt, «aber ich kann gut von meiner Kunst leben.»