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Betriebsleiterin Irene Simmen sagt, warum das Brugger Kulturlokal Dampfschiff nicht mit einem Crowdfunding gerettet werden kann.
Dass das Brugger Kulturlokal Dampfschiff möglicherweise seinen Betrieb einstellen und der Vorstand an einer ausserordentlichen Versammlung am Donnerstag, 19. November, die Auflösung des Vereins beantragen wird, bewegt viele Leute in der Region Brugg und Windisch. «Bitte nicht! Ich finde es super», schreibt eine Frau in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Brugg, wenn...». Eine andere Frau fragt, ob es keine Möglichkeit gibt, durch Gönner, Sponsoren oder Crowdfunding das Dampfschiff noch zu retten.
Darauf angesprochen sagt Betriebsleiterin Irene Simmen: «Wir haben im Vorstand alle Varianten zur Zukunft des Dampfschiffs diskutiert. Es fehlt nicht nur an den Finanzen und an freiwilligen Helfern.» So habe sich etwa die Stadt Brugg bereit erklärt, das Dampfschiff zu unterstützen. «Da können wir uns nicht beklagen. Die Stadt half uns schon einmal in einer früheren Krise», erzählt Simmen.
Das Dampfschiff ist ein gemeinnütziger Verein und wird primär mit ehrenamtlichen Einsätzen der Crew betrieben. Grundsätzlich hätte laut Irene Simmen eine umfassende Überarbeitung der Dampfschiff-Strukturen vor der Tür gestanden. Corona habe das Fass dann aber zum Überlaufen gebracht.
Anstatt die Strukturen zu revidieren, hat sich der Vorstand nun entschieden, den Mitgliedern die Vereinsauflösung zu beantragen. «Uns gibt es seit über 15 Jahren und wir sind glücklich darüber, dass wir in dieser Zeit wunderbare, qualitativ hochwertige Kulturveranstaltungen durchführen konnten. Ohne Corona hätte es uns vielleicht 20 Jahren gegeben. Jetzt kommt das Ende halt früher und wir schaffen Platz für etwas Neues», hält Irene Simmen fest. Sie gebe die Hoffnung jedenfalls noch nicht auf, dass das Erdgeschoss an der Aarauerstrasse 26 nicht auch künftig als Kulturlokal genutzt wird. Denn die Dampfschiff-Besitzer seien sehr kulturaffin und den Betreibern in der ersten Jahreshälfte grosszügig entgegengekommen, indem sie dem Verein mehrere Monatsmieten erlassen haben.
Aktuell finden im Dampfschiff – in einem leicht reduzierten Umfang – wieder regelmässig Veranstaltungen statt. Noch bis Dezember öffnet Claudia Masika immer donnerstags von 13.30 bis 16.30 Uhr ihren Pop Up Shop für Mode, Kunst und Handarbeit. Auch mit den Vollmondtanznächten hat sich das Dampfschiff einen Namen gemacht.
Betriebsleiterin Simmen ist sich bewusst, dass das Lokal nicht ganz einfach zu vermieten sein wird. Der Vereinsvorstand will den Mietvertrag für das Dampfschiff Ende Jahr auf spätestens Ende Juni 2021 kündigen. «Wenn sich eine gute Anschlusslösung ergibt, gehen wir auch schon früher», so Simmen.
Erst vor zweieinhalb Jahren hat das Kulturlokal Dampfschiff rund 40000 Franken in eine neue Musikanlage und Beleuchtung investiert. Dabei flossen auch namhafte Beiträge vom Lions Club Brugg sowie aus dem Swisslos-Fonds. Wird die Anlage nun bald wieder ausgebaut? Dazu kann Simmen noch keine Angaben machen. Sie ist zuversichtlich, dass sich auch diesbezüglich eine Lösung abzeichnen wird, wenn klar ist, wie das Lokal künftig genutzt werden soll. Eine Vereinsauflösung würde der Vorstand auf jeden Fall sorgfältig durchführen.
Vielmehr bereitet ihr Sorgen, dass sie von der vom Kanton versprochenen Unterstützung im Zusammenhang mit der Coronapandemie noch keinen Franken gesehen hat. «Wir mussten laufend neue Formulare ausfüllen und die Entscheide lassen auf sich warten», so Simmen. Einzig das rückzahlungspflichtige Darlehen sei kurzfristig gesprochen worden.
Seit der Vorstand die rund 80 Mitglieder und etwa 70 weitere Interessierte zur ausserordentlichen Vereinsversammlung eingeladen hat, klingelt bei Simmen laufend das Telefon. Lokalpolitiker und Kulturaffine fragen nach und wollen helfen. Währenddessen heisst es in einem AZ-Kommentar online: «Die nächste Shisha Bar freut sich auf die ideale Lokalität.»