Schinznach-Bad / Schinznach-Dorf
Wegen Totalsperrung der Aarebrücke: Gemeinderäte des Schenkenbergertals üben Kritik an Kanton

Für die Sanierung und Verstärkung muss die Aarebrücke zwischen Schinznach-Bad und Schinznach-Dorf für den motorisierten Verkehr mehrere Monate gesperrt werden. Die Gemeinden des Schenkenbergertals erwarten massiven Umfahrungsverkehr und kritisieren das Informationsverhalten des Kantons.

Michael Hunziker
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Über 7000 Fahrzeuge passieren die 70-jährige Aarebrücke täglich.

Über 7000 Fahrzeuge passieren die 70-jährige Aarebrücke täglich.

mhu (18. Januar 2022)

Die Tragfähigkeit genügt nur noch knapp: Die Aarebrücke sowie die SBB-Brücke zwischen Schinznach-Bad und Schinznach-Dorf werden deshalb saniert und verstärkt. In Stand gestellt wird ebenfalls der dazwischenliegende Abschnitt der Kantonsstrasse. Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich am 21. Februar und dauern bis Oktober dieses Jahres. In dieser Zeit wird der motorisierte Verkehr umgeleitet. Über 7000 Fahrzeuge passieren die 70-jährige Aarebrücke täglich.

Gemäss kantonalem Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) ist eine Vollsperrung der Strecke aus Sicherheitsgründen erforderlich. Zudem könne auf diese Weise die Erneuerung effizient umgesetzt werden, was sich positiv auf die Bauzeit und die Qualität auswirke. Nur für den Fuss- und Veloverkehr bleibt der Übergang offen.

Der Bereich «Bären» in Veltheim wird zu eigentlichem Nadelöhr

Erst im Januar dieses Jahres seien die Gemeinderäte des Schenkenbergertals direkt und mündlich über das Projekt in Kenntnis gesetzt worden, hält der Gemeinderat Veltheim im aktuellen Mitteilungsblatt der Gemeinde fest. An dieser Informationssitzung hätten die Gemeinderäte «klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass das Informations- und Kommunikationsverhalten der kantonalen Behörden als unzureichend bezeichnet werden muss und nicht dem Anspruch der Talbehörden Stand hält».

Die Vollsperrung habe grosse Auswirkungen auf das Dorf, befürchtet der Gemeinderat Veltheim:

«Unsere Bevölkerung wie auch das örtliche Gewerbe werden einen grossen Umfahrungsperimeter in Kauf nehmen müssen. Es ist davon auszugehen, dass unser Dorf während der Bauphase einen massiven Umfahrungsverkehr erwarten und ertragen muss.»

Die Engstelle «Bären» inmitten des Dorfs werde zu einem eigentlichen Nadelöhr. Rückstauungen könnten nicht ausgeschlossen werden.

Während der Sanierung der Aarebrücke zwischen Schinznach-Bad und Schinznach-Dorf wird der Verkehr grossräumig umgeleitet.

Während der Sanierung der Aarebrücke zwischen Schinznach-Bad und Schinznach-Dorf wird der Verkehr grossräumig umgeleitet.

zvg/BVU

Verlangt worden seien daher verschiedene Begleitmassnahmen, fährt der Gemeinderat Veltheim fort. Zum Beispiel müsse die Brückensperrung grossräumig signalisiert werden. Im Bereich Veltheim-«Bären», Kreuzung Austrasse/Talstrasse in der Au sowie über die Aarebrücke bis Wildegg sollten Verkehrsdienste beigezogen werden. Ebenfalls müsse beim Kreisel «Graströchni» erkennbar sein, dass die Zufahrt zum Schwimmbad Schinznach gestattet beziehungsweise möglich sei.

Diese Signalisation erfolgt am Kreisel «Graströchni». Die Zufahrt zum Schwimmbad Schinznach bleibt möglich.

Diese Signalisation erfolgt am Kreisel «Graströchni». Die Zufahrt zum Schwimmbad Schinznach bleibt möglich.

zvg/BVU

Für die Ausführungsphase wird gemäss Gemeinderat Veltheim eine Begleitgruppe einberufen, in der Vertretungen der betroffenen Gemeinden sowie Sachbearbeiter der kantonalen Verwaltung Einsitz nehmen. «Die Begleitgruppe wird die negativen Auswirkungen der Brückensperrung beziehungsweise die Auswirkungen auf die Gemeinden laufend prüfen, bearbeiten und so weit möglich Lösungen erarbeiten.»

Für Ulrich Salm, Gemeindeammann in Veltheim, steht ausser Frage, dass die Brückensanierung einmal erfolgen muss. Wichtig sei aber, dass bei einer Brückensperrung die Anliegen der Gemeinden – Bevölkerung, Gewerbe und Industrie – berücksichtigt und die Ausweichrouten im Auge behalten würden, sagt er auf Anfrage. «Wir müssen sicher sein können, dass der Verkehr während der Bauphase flüssig läuft auf der Hauptstrasse durch Wildegg. Sonst sind lange Rückstaus und damit eine grosse Belastung für die Gemeinden zu erwarten», betont Salm. Er zählt darauf, dass die Gemeinden Unterstützung erhalten vom Kanton, dass bei Bedarf flankierende Massnahmen – sei es mit Verkehrsdiensten oder einem Verkehrsleitsystem – getroffen werden und dass stets ein Austausch stattfinden wird.

Einsatz von Verkehrsdienst ist noch in Abklärung

Roberto Scappaticci, Sektionsleiter Brücken und Tunnel beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt, räumt auf Nachfrage ein, dass der Zeitpunkt für diese wichtigen Gespräche spät war. Die Gemeinden, auf denen die Brücken stehen, seien vor Weihnachten informiert worden, die restlichen Gemeinden Anfang dieses Jahres.

Signalisation in Schinznach-Bad: Am Kreisel wird auf die Vollsperrung hingewiesen. Die Zufahrt zur Baustelle ist gestattet.

Signalisation in Schinznach-Bad: Am Kreisel wird auf die Vollsperrung hingewiesen. Die Zufahrt zur Baustelle ist gestattet.

zvg/BVU

Ob an verschiedenen Kreuzungen und neuralgischen Punkten ein Verkehrsdienst notwendig sei, werde geprüft, führt Scappaticci aus. Sicher näher betrachtet werde etwa der «Bären» in Veltheim sowie auch die einspurige Brücke in Wildegg.

Die Begleitgruppe mit den Gemeinderäten sowie Vertretern des Kantons werde regelmässig tagen, um möglichst rasch Einfluss nehmen zu können, fügt Scappaticci an. «Die ersten Tage werden wir jedoch laufen lassen», sagt er, denn: «Erfahrungsgemäss ist in den ersten Tagen mit Mehrverkehr zu rechnen, danach pendelt sich das Ganze ein.»