Die Trachtengruppe Schinznach-Dorf feiert im April den 95. Geburtstag. Bei der Gründung war der Verein ganz in Frauenhand.
Die Trachtengruppe Schinznach-Dorf wird dieses Jahr 95 Jahre alt. Am 30. April wird mit einem Tanz- und Unterhaltungsabend gebürtig gefeiert. Momentan üben die Mitglieder «emsig» Tänze. Jeden Montagabend um 20.30 Uhr versammeln sich die 26 Mitglieder, darunter vor allem Frauen, die mit Werner Vogel, Präsident sowie Tanzleiter der Trachtengruppe Schinznach-Dorf, proben. Unter anderem werden auch choreografierte Tänze von ihm erlernt.
Es sei ziemlich zeitintensiv, die jeweiligen Stunden vorzubereiten, so Vogel. «Für jede einzelne Probe brauche ich zirka zwei Stunden Vorbereitungszeit.»
Er überlege sich Tanzschritte, Kompositionen und stimme dabei alles auf die Musik ab:
«Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete.»
Ihm sei es auch ein grosses Anliegen, die Tänze äusserst lebhaft zu gestalten. Sie sollen abwechslungsreich und spannend sein. Der 69-Jährige ist der Meinung, dass dies auch alles Gründe seien, warum den Tanzenden der Volkstanz so gut gefallen würde.
Die Trachtengruppe Schinznach-Dorf wurde 1927 von einer aus Schinznach stammenden Frau, die den Nachnamen Zulauf-Wildi trug, gegründet. Im Gründungsjahr war die Trachtengruppe durch 24 weibliche Mitglieder vertreten. Vogel ergänzt:
«Zu dieser Zeit war es üblich, dass nur Frauen den Volkstanz ausübten.»
Dann kam der Zweite Weltkrieg. Die Schweiz habe es vor allem wirtschaftlich stark getroffen. Auch in der Trachtengruppe Schinznach-Dorf merkte man gemäss Vogel die Auswirkungen. Plötzlich ging es nicht mehr um das Tanzen, sondern um eine andere Art der Gemeinschaft. «Die Frauen der Gruppe haben sich getroffen, um zum Beispiel Sachen zu stricken und zu nähen, welche es für das Überleben der Familien gebraucht hat», erklärt der Tanzleiter. Nach den «Schreckensjahren» näherte man sich dem Tanzen erneut. Vogel sagt:
«Der Volkstanz gab und gibt einem ein starkes Heimatgefühl.»
Heute besteht die Gruppe aus 26 Mitgliedern. Das «Nur-Frauen-Prinzip» ist Geschichte. Es sei zwar schon noch so, dass es mehr weibliche als männliche Mitglieder im Verein gäbe, aber es sei jeder, der Lust habe oder neugierig sei, herzlich zum Mitmachen eingeladen, merkt Vogel an. Er sagt:
«Am wichtigsten ist es, dass man Freude am Tanzen hat.»
Alles andere würde man in den Tanzstunden erlernen, verspricht Vogel mit einem Zwinkern.
Die Trachtengruppe Schinznach-Dorf konnte 95 Jahre lang überleben, da viel harte Arbeit investiert wurde. Der Tanzleiter äussert lachend:
«Musch halt eifach zieh.»
Man habe früher immer geschaut, dass man genügend Leute habe. Dafür fragte man zum Beispiel die Nachbarn, ob sie Interesse am Volkstanz hätten. Werner Vogel sei auch in Zeiten von Corona immer eifrig dabei gewesen, die Mitglieder zusammenzuhalten. Sie hätten, wann immer es ging, sich draussen zum Tanzen und zum Kaffee getroffen oder er habe manchmal auch Videos von einer Choreografie verschickt, welche zu Hause geübt werden konnte. So blieb Werner Vogel mit seiner Tanzgruppe immer am Ball. Und das mit Erfolg. Vogel führt aus: «Wir haben durch die Pandemie niemanden verloren, sondern konnten in dieser Zeit sogar vier neue Mitglieder gewinnen.»
Heutzutage Menschen zu finden, die die Trachtentradition weiterführen möchten, sei nicht mehr ganz einfach. Vogel sagt aber auch:
«Man darf niemanden in eine Tracht zwingen.»
Besonders jüngere Menschen mit an Bord zu holen, sei eine Herausforderung in Anbetracht der vielen anderen Freizeitangebote. Wichtig sei es, offen für den Volkstanz zu sein und sich einfach mal an etwas Neues oder Altes, je nachdem, heranzuwagen. Wer weiss, vielleicht findet man dabei etwas, wofür man brenne und wofür es sich zu kämpfen lohne.
Tanz- und Unterhaltungsabend: am 30. April in der Mehrzweckhalle, Schulstrasse 11, 5107 Schinznach-Dorf, von 20 bis 22 Uhr.
Platzreservationen: werni@famvogel.ch oder 079 617 70 06.