Die Südwestumfahrung Brugg ist – rund ein Jahr früher als geplant – eingeweiht worden. Ab Montag steht die Strasse für die Autos offen.
Was für ein denkwürdiges Ereignis, was für eine – gut gelaunte – Festgemeinde an diesem strahlend sonnigen Herbstmorgen: Das Grossprojekt Südwestumfahrung Brugg ist am Freitag feierlich eingeweiht worden im Beisein von Dutzenden Gästen, Vertretern von beteiligten Unternehmungen genauso wie aus Politik, unter ihnen ehemalige Amtsträger, die mit von der Partie waren in der jahrelangen Planungs- und Genehmigungsphase. Kantonsingenieur Rolf H. Meier sprach bei einem Vorhaben dieser Grössenordnung und in Anbetracht der Vorgeschichte gar von einem Lebensprojekt. Die Eröffnung gehöre zum wichtigsten Moment.
Rund 2,5 Kilometer lang ist die neue Strasse zwischen dem Autobahnzubringer in Hausen und dem Wildischachen in Brugg. Regierungsrat Stephan Attiger (FDP), Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, hob die Bedeutung hervor: Ziel sei eine Entlastung des Zentrums von Brugg-Windisch. Denn dieses sei heute stark vom Durchgangsverkehr betroffen, die Folge seien Staus und Schleichverkehr in den Quartieren.
Bei solchen Projekten seien stets ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen vorgesehen, fügte Attiger an. Gewisse wie die Amphibienanlage Schacheninsel oder Waldrandaufwertungen seien realisiert, weitere würden – mit den Umgebungsarbeiten – folgen.
Die neue Südwestumfahrung Brugg biete eine attraktive Alternative für den Verkehr aus den Wohnquartieren im Westen von Brugg sowie aus dem westlichen Aaretal zu den Autobahnanschlüssen im Birrfeld, zeigte sich Bruggs Stadtammann Barbara Horlacher (Grüne) überzeugt. Profitieren würden das Reutenenquartier in Windisch sowie die Ortsdurchfahrten von Scherz und Lupfig.
Aufgehoben werden könne ebenfalls, fuhr Barbara Horlacher fort, die seit langem unbefriedigende Situation am Bahnübergang Unterwerkstrasse in Brugg. Einer der wichtigsten Nutzen für die Region bestehe darin, dass die Gewerbegebiete Hunziker und Wildischachen eine optimale Erschliessung erhalten. Dies seien Gründe, weshalb die Region hinter dem Projekt stand und nach wie vor stehe und bereit gewesen sei, finanzielle Beiträge zu leisten.
Das einschneidendste Verkehrsproblem allerdings, gab Barbara Horlacher übereinstimmend mit Regierungsrat Stephan Attiger zu bedenken, könne die Strasse alleine nicht lösen: den zunehmenden Verkehrsdruck aus dem unteren Aaretal in Richtung Autobahnanschlüsse. Diese Entlastung bringe nur eine Gesamtlösung, zu der auch das Verkehrsmanagement Region Brugg sowie das regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau gehören.
Peter Fringeli von der ausführenden Implenia Schweiz AG lobte die sehr gute, intensive und konstruktive Zusammenarbeit: «Wir haben wirklich Lösungen ausgearbeitet.» Dank konsequentem Projektmanagement und gemeinsamer Optimierungen, machte er ein Beispiel, habe die Bauzeit um rund ein Jahr verkürzt werden können. Zur Erinnerung: Ursprünglich war das Bauende im 2022 geplant. Baustart war Mitte April 2019.
Durch die extra eingerichteten Material-Recyclingplätze, so Fringeli weiter, hätten mehr als 130'000 Kubik Aushub aufbereitet und wiederverwendet werden können. Lokale Kiesressourcen und Deponievolumen seien auf diese Weise geschont, der Baustellenverkehr um 22'000 Lastwagenfahrten in der Umgebung reduziert worden.
Unter Applaus ist in der Folge die Barriere aus Ballonen in den Farben blau, weiss und schwarz geöffnet worden. Die Aargauer Fahne flatterte umrahmt von der Brugger und der Windischer Fahne im Wind an der neuen Strassenbrücke, derweil auf dem Festplatz auf dem Südwestumfahrung-Südast der Duft von gegrillten Würsten in den Himmel stieg.
Am Montag, 4. Oktober, 7 Uhr, wird die neue Strasse dem Verkehr übergeben. Mit der Eröffnung wird ebenfalls das Fahrverbot über die Habsburgbrücke aufgestellt. Über diese darf künftig nur noch der öffentliche Bus und der Veloverkehr fahren.
Apropos: Am Samstag, 2. Oktober, dürfen Velofahrerinnen und Velofahrer, Inlineskaterinnen und Inlineskater von 10 bis 16 Uhr die noch verkehrsfreie Südumfahrung Brugg in Beschlag nehmen und – im wahrsten Sinne – erfahren.