Seit Juni wird das Dach des Gemeindehauses Windisch saniert. Zwei Leserbriefschreiberinnen fürchten um das Wohl der dort jeweils brütenden Vögel. Gemeindeschreiber Marco Wächter nimmt Stellung.
In grosser Höhe fühlen sich Alpensegler zu Hause. «Sie sind wahre Flugkünstler: Sie jagen ausschliesslich im Flug nach Insekten, ja sie können sogar im Flug schlafen», schreiben die beiden Windischerinnen Brigitte Steffen und Judith Zellweger in einem Leserbrief.
Als Nistplatz wählen die falkenähnlichen Tiere gemäss der Vogelwarte Sempach Felswände in den Alpen oder lokal im Jura – und hohe Gebäude in Siedlungsgebieten sowie Städten. Auch auf dem Gemeindehaus Windisch brüteten die Vögel bisher. Steffen und Zellweger erzählen:
«Immer im Sommer wurden wir rund ums Gemeindehaus von fröhlichen Trillern begrüsst.»
Diesen Sommer sei der Gesang jedoch abrupt verstummt.
Ein Baugerüst wurde montiert und es herrsche nun «gespenstische Ruhe». «Wo sind sie geblieben, die fröhlichen Alpensegler?», fragen sich die beiden Frauen und befürchten, dass es 2021 keine Jungvögel gibt. «Wie ihre kleinen Verwandten, die Mauersegler, machen auch die Alpensegler nur eine Jahresbrut.»
Bis ihre Jungen fertig zu Flugkünstlern entwickelt seien, dauere es zwei bis drei Monate. Die beiden Windischerinnen sagen: «Alpensegler sind in der Schweiz als potenziell gefährdet eingestuft und eine Prioritätsart des Artenförderprogramms Vögel Schweiz. Die Segler sind ausserdem geschützt. Eine Störung des Brutgeschäfts ist sogar strafbar.»
Steffen und Zellweger erklären im Leserbrief, dass die Demontage von Nisthilfen wegen Bauarbeiten vor Brutbeginn geschehen solle: «Unterhaltsarbeiten von September bis April sind problemlos, da sich die Vögel dann in ihren Winterquartieren in Afrika befinden. Schade, dass in diesem Fall nicht mehr Rücksicht genommen werden konnte.»
Auf Anfrage der AZ bestätigt Gemeindeschreiber Marco Wächter, dass von Anfang Juni bis Anfang August Bauarbeiten am Gemeindehaus stattfinden:
«Das Dach ist an mehreren Orten undicht und muss deshalb saniert werden.»
Laut Wächter wurden die Alpensegler und die ebenfalls dort ansässigen Mauersegler aber von Anfang an in der Planung berücksichtigt, «da die Verwaltung über deren Existenz um das Gemeindehaus weiss». Man habe die Arbeiten und deren Zeitpunkt mit dem Vogelexperten Andres Beck vom Seglerschutz Aargau abgesprochen.
Der Vogelexperte sei frühzeitig über die Sachlage und die Projektabsicht informiert worden: «Die Verwaltung steht wegen des grossen Vorkommens von Mauersegler und Alpensegler um das Gemeindehaus in ständigem Kontakt mit Herrn Beck.»
Die Nistkästen auf dem Dach des Gemeindehauses seien gemeinsam mit dem Vogelexperten bereits Mitte März 2021 entfernt worden. Es gilt gemäss Wächter zudem zu beachten, dass «jeder Fensterrahmen am Gemeindehaus ein potenzieller Nistplatz für Mauersegler ist». Man verfüge somit immer noch über genügend Nistplätze:
«Infolgedessen hat die Entfernung der Nistkästen auch keinen Einfluss auf die Menge der Jungvögel.»
Dem Wunsch der beiden Frauen, «dass die Nistkästen wieder montiert werden, damit es ab nächstem Jahr wieder Seglernachwuchs geben könne», kann er nachkommen: «Die Nistplätze auf dem Dach werden wir nach Abschluss der Arbeiten in Zusammenarbeit mit Andres Beck wieder installieren.»