Arni
Als neue Unterkunft für Flüchtlinge: Gemeinde kauft ein Haus für 1,25 Millionen

Die Gemeinde Arni erwirbt ein Wohnhaus mitten im Dorf mit drei 3½-Zimmer-Wohnungen zum Preis von 1,25 Millionen Franken. Gedacht ist sie als Flüchtlingsunterkunft. Eine ausserordentliche Gemeindeversammlung sagte deutlich Ja zum Kauf des Objekts.

Marc Ribolla
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74 Anwesende debattierten an der ausserordentlichen Gmeind in Arni über den Kauf einer Liegenschaft. Es wurden per Handerheben auch Fragen gestellt.

74 Anwesende debattierten an der ausserordentlichen Gmeind in Arni über den Kauf einer Liegenschaft. Es wurden per Handerheben auch Fragen gestellt.

Marc Ribolla

Die aktuelle Situation mit zusätzlichen Flüchtlingen aufgrund des Ukrainer-Kriegs ist für alle Gemeinden im Land eine besondere Herausforderung. Auch Arni mit seinen rund 1900 Einwohnenden muss sich dieser stellen. Der Kanton gibt vor, dass die Kellerämter Gemeinde 11 ukrainische Personen aufnehmen muss. Zurzeit sind aber nur zwei Personen privat bei Familien untergebracht.

Weil grundsätzlich zu wenig geeignete Räume vorhanden sind, beabsichtigte der Gemeinderat ein Wohnhaus an der Staldenstrasse, das von privaten Besitzern zum Verkauf steht, zu erwerben. Zum Preis von 1,25 Millionen Franken erhält die Gemeinde drei 3½-Zimmer-Wohnungen als Flüchtlingsunterkunft. Diesem Ansinnen gab eine ausserordentliche Gemeindeversammlung am Donnerstagabend grünes Licht.

Nach intensiver und kontroverser Debatte fiel das Verdikt mit 57 Ja-Stimmen gegenüber 13 Nein-Stimmen aber deutlich aus. Die Mehrheit erachtete den Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde als opportun.

Mietcontainer oder Ersatzabgabe an Kanton keine Option

Frau Gemeindeammann Evelyn Pfister erklärte bei der Präsentation, dass der Gemeinderat verschiedene Optionen geprüft habe. «Angemietete Wohncontainer brauchen beispielsweise einen Platz zum Hinstellen plus Anschlüsse für Strom, Wasser oder Abwasser. Eine Offerte lag zwischen 300'000 bis 400'000 Franken», sagte Pfister. Gespräche mit Nachbargemeinden hätten gezeigt, dass sich diese bezüglich Suche nach Unterkünften in der gleichen Situation befinden.

Würde Arni keine Flüchtlinge aufnehmen wollen und sich quasi freikaufen, müsste die Gemeinde 90 Franken pro Tag und pro Person an den Kanton bezahlen. Dies würde jährlich ebenfalls rund 360'000 Franken kosten – und ansteigen, falls Arni noch mehr als 11 Flüchtlinge zugewiesen erhält.

Diesen Hausteil mit drei 3½-Zimmer-Wohnungen kauft die Gemeinde Arni als Flüchtlingsunterkunft. In unmittelbarer Nähe zum Gemeindehaus (hinten).

Diesen Hausteil mit drei 3½-Zimmer-Wohnungen kauft die Gemeinde Arni als Flüchtlingsunterkunft. In unmittelbarer Nähe zum Gemeindehaus (hinten).

Laura Koller

«Ein Kauf bietet uns gewisse Flexibilität in Zukunft und auch die Nähe zum Gemeindehaus ist ideal», erklärte Pfister. Pro Wohnung seien 3 bis 4 Personen möglich, aus der Ukraine kämen bekanntlich vor allem Familien mit Frauen und Kindern.

Gemeinderat André Huber, zuständig fürs Asylwesen, kommentierte die Möglichkeit, die Liegenschaft später anders zu verwenden, wenn die Flüchtlingszahlen sinken sollten: «Arni hat keinerlei Sozialwohnungen für Menschen, die sie vielleicht nötig haben. Und man könnte die Wohnungen auch normal vermieten.»

Keine Grünflächen ums Haus und eine Ölheizung

Ein kritisches Votum kam vom Besitzer des angrenzenden Hausteils. Er gab den Stimmberechtigten zu bedenken, dass die Liegenschaft als Flüchtlingsunterkunft gerade für Familien nicht ideal sei. «Dort hat es definitiv keine Grünflächen rundherum, was gerade für Kinder ja wichtig wäre.»

Er bemängelte auch die Nachhaltigkeit. «Es kann doch nicht sein, dass die Gemeinde ein Haus mit einer Ölheizung kauft und nichts investiert. Ich baue bei mir eine Wärmepumpe und Fotovoltaik ein», so der Arner. Hinsichtlich des Zustands des Hauses könne man unterschiedlicher Ansicht sein, meinte Frau Gemeindeammann Pfister. Es sei aber teilweise erst vor wenigen Jahren saniert worden. «Ausser dem normalen Unterhalt stehen im Moment unserer Meinung nach keine Renovationen an», erklärte Pfister.

Aufgeworfen wurde auch die Frage, welche Projekte nun in Arni mit dem Kauf auf der Strecke bleiben würden. Pfister beruhigte: «Wir können alles finanzieren, auch die Sanierung der Zürcherstrasse, deren Kredit ja bereits gesprochen wurde.» Den Kauf der zukünftigen Flüchtlingsunterkunft über 1,25 Millionen Franken finanziert Arni aus eigenen flüssigen Mitteln. Gegen den Kaufentscheid der Gmeind kann noch das fakultative Referendum ergriffen werden.