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Das Young Composers Project präsentiert beim Schlusskonzert in der Alten Kirche in Boswil eine grosse Vielfalt an Werken.
Stille herrscht in der Alten Kirche: Der junge Komponist hat sein Werk kurz dem Publikum vorgestellt. Nun sitzt er wieder auf seinem Platz und scheint ebenso gespannt zu sein, wie die übrigen Anwesenden. Die ersten Takte erklingen. Die Musikerinnen – Klarinettistin Heidy Huwiler, Sonja Marjanovic am Violoncello sowie Pianistin Elizaveta Parfentyeva – hauchen seiner Komposition Leben ein und ziehen die Zuhörer in den Bann der Musik.
Der Kurs Young Composers Project begann Mitte März kurz vor dem Lockdown. An diesem Sonntag im September endet er mit einem vielfältigen Schlusskonzert. Dabei stellten Michał Szczerba, Annika Hodel, Debora Vonwiller, Milo Krynski, Samuel Achermann, Pia Voss, Katharina Saurer, Linda Türler und Cedric Von Rauscher ihre Abschlussarbeiten vor. «Es ist sozusagen ein bunter Blumenstrauss», stellt Projektleiter Roman Digion freudig fest. Zu hören bekommen die Konzertbesucher Stücke, die von bekannten Komponisten wie Liszt, Beethoven sowie Chopin inspiriert sind, Jazz-Variationen und sogar Filmmusik.
Wie sie den Lockdown erlebte, das verarbeitete Debora Vonwiller in ihrer Komposition «The Shack». Sie nahm das Publikum dabei mit in den Wald, wohin sie in dieser Zeit quasi ihren Arbeitsplatz verlagerte. Neben den drei Musikerinnen auf der Bühne ertönen weitere Instrumente und Vogelstimmen vom Band. Die Harmonie der Natur wird durch Vonwillers Musik spürbar.
Beeindruckend war die Nocturne, die Milo Krysnki komponierte. Die kraftvollen bis zarten Elemente erinnerten an Werke aus der Zeit der Romantik. Nach dem Konzert erzählten er und Katharina Saurer: «Wir sind erleichtert und zufrieden, dass alles gut verlaufen ist.» Saurer hatte zu Szenen der World-of-Warcraft-Figur Jaina Proudmoore Filmmusik geschrieben, die Einsamkeit und Verrat verdeutlichten. Der eine oder andere Zuhörer erlebte sicher einen Hühnerhautmoment.
Die jungen Komponisten sagten, der Kurs in der Coronasituation sei eine spezielle Erfahrung gewesen. «Das erste Kurswochenende führten wir Mitte März noch als Gruppe durch», berichtete Projektleiter Roman Digion, «aber nur halb, weil ein Teilnehmer erkältet war. Da gingen wir lieber auf Nummer sicher und brachen ab.» Danach sei direkter Unterricht mit ihm und den übrigen Projektleitern Bettina Skrzypczak, Benjamin Lang, Pierre Funck, Jonas Labhart und Lukas Langlotz nicht mehr möglich gewesen.
Stattdessen gab es grösstenteils Fernunterricht zu Hause am Bildschirm. Das sei recht komplex und herausfordernd gewesen. «Der praktische Teil büsste im digitalen Unterricht am meisten ein. So konnten wir Improvisationen diesmal gar nicht durchführen», führten Skrzypczak und Digion aus. Aus Sicht der beiden Leiter schlugen sich die angehenden Komponisten aber sehr gut. Sie sagen: «Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten von ihnen wirklich am Komponieren interessiert sind. Wir hoffen, dass manche von ihnen Feuer gefangen haben. Der gute Anfang ist gemacht.»