Bei der Referendumsabstimmung sind 56,1 Prozent der Niederwiler Stimmbürger gegen die Umzonung des Gebiets «Geere». Die Firma Taracell muss nach diesem Nein einen anderen Standort für ihr Büro- und Produktionsgebäude finden.
11 Jahre ist es bereits her, seit der Landwirtschaftsstreifen entlang der Landstrasse zwischen Kreisel Niederwil und Dorfeinfahrt Nesselnbach in eine Arbeitszone 1 eingezont wurde. Gebaut wurde auf dem Land im Gebiet Geere, das der Gemeinde Niederwil gehört, bis heute noch nichts. Und das wird eine Weile noch so bleiben.
Denn seit Sonntag weiss man nur, was nicht auf den 1,85 Hektaren gebaut werden soll – das neue Büro- und Produktionsgebäude der Firma Taracell AG, die derzeit in Künten zu Hause ist.
Der Niederwiler Gemeinderat hätte das Unternehmen gerne im Dorf gehabt.
Doch dazu wäre eine Umzonung in eine Arbeitszone 2 nötig gewesen. Eine Zone, in der auch stark störende Betriebe zugelassen sind. Doch im Zuge einer Referendumsabstimmung haben sich die Niederwiler jetzt dagegen entschieden.
401 Personen waren am Sonntag für eine Umzonung, 512 sprachen sich dagegen aus. Zur Freude des Referendumskomitees, das damit den Entscheid der Gemeindeversammlung von Ende Juni umstiess.
«Wichtig war uns in erster Linie, dass ein für Niederwil so wichtiger Entscheid breiter als an der Gemeindeversammlung abgestützt werden muss», schreibt das Referendumskomitee in einer Stellungnahme kurz nach der Publikation des Ausgangs der Abstimmung.
«Der Entscheid der Gemeindeversammlung mit 71 Ja zu 57 Nein Stimmen war für uns einfach zu knapp.» Bei der gestrigen Abstimmung gaben nun 913 Niederwiler ihre Meinung kund, was einer Stimmbeteiligung von 48,9 Prozent entspricht.
Toni Rohrer, Mitglied im Referendumskomitee, spricht von einem guten Tag für das Dorf. «Es ist einfach wichtig für Niederwil und das ganze Reusstal, dass jetzt der Mammutbau nicht kommt.» Im Abstimmungskampf haben die Gegner der Umzonung immer wieder auf das Ausmass des geplanten Baus von Taracell verwiesen. Dieses hätte 175 Meter lang, 50 Meter breit und 15 bis 20 Meter hoch werden sollen.
Ein solcher Klotz hätte nicht zu Niederwil gepasst, führt Rohrer aus. Zudem fürchteten sich die Gegner vor dem vorgesehen 7x24-Stunden-Betrieb. «Wir konnten jetzt die zwei schlimmstmöglichen Szenarien abwenden», sagt Toni Rohrer.
Damit meint er einerseits den Bau des grossen Gebäudes von Taracell und andererseits das Szenario von einem möglichen Rückzug des Unternehmens. «Dann hätte aufgrund der Umzonung ein noch stärker störender Betrieb in die Geere kommen können.» Toni Rohrer hofft, dass jetzt kleinere Betriebe in der Geere zum Zug kommen.
Man nehme jetzt wieder den Plan von 2010 hervor, sagt der Niederwiler Gemeindeammann Walter Koch. Damals hat man das Areal in zwölf Parzellen unterteilt. «Das Ziel ist nun, kleinere und mittlere Betriebe im Gebiet Geere anzusiedeln.» Die Gemeinde stehe jetzt allenfalls vor einem jahrelangen Prozess, mahnt Koch.
«Solche Betriebe gibt es auch nicht wie Sand am Meer.» Der Gemeindeammann gibt sich nach der Niederlage sportlich und denkt also bereits wieder an die Zukunft. Er sagt aber auch offen, dass er vom Abstimmungsergebnis enttäuscht ist, spricht von einer verpassten Chance.
«Für Niederwil wäre es eine grosse Gelegenheit gewesen, dass ein solch tolles Unternehmen wie die Taracell AG in die Gemeinde zieht. Und damit wäre sichergestellt gewesen, dass die Arbeitsplätze in der Region verankert bleiben.»
Doch die sachlichen Argumente seien zu wenig gehört worden, führt der Gemeindeammann weiter aus. «Die Angst, dass das grosse Gebäude nicht in die Reusslandschaft passt, war bei vielen grösser.»