In Fischbach-Göslikon beginnen in diesen Tagen die Arbeiten zur Aufwertung und Reaktivierung der «Stillen Reuss». Zum Einsatz kommt dabei ein spezieller Saug-Bagger, der den Schlamm und die Sedimente herausholt. Am Mittwochmittag wurde er eingewässert.
Es ist ein Spektakel, das sich am Mittwochmittag bei der «Stillen Reuss», dem Altarm der Reuss, in Fischbach-Göslikon abspielte. In mehreren Metern Höhe schwebte ein blaues, tonnenschweres Ungetüm Richtung Wasser. Befestigt an vier Ketten und am Ausleger eines mächtigen Pneukrans.
Die Aktion im Naturschutzgebiet war selbstredend legal. Denn es handelte sich um den Saugbagger der Firma Aquamarine-Technologies aus Rümlang. Dieser wurde per Schwertransport angeliefert und nun in die «Stille Reuss» eingewässert.
Die Anlieferung des Saugbaggers ist ein markanter Meilenstein im Projekt der Reaktivierung und Aufwertung des dortigen Stillgewässers. Dieses Vorhaben wurde vor rund vier Jahren von der Fischereikommission der Bremgarter Ortsbürger lanciert, die dort die grösste Privatfischenz des Kantons Aargau besitzen.
«Es liegt im Interesse unserer Fischenz, dass sie nachhaltig ist und dass vor allem die Natur auch profitieren kann», erklärte Bernhard Koch, Präsident der Fischereikommission. Nötig geworden ist die Aufwertung der «Stillen Reuss», weil dieser Teil in den letzten Jahren stark verlandet ist und die offene Wasserfläche und speziell die Wassertiefe stetig abgenommen haben.
Ziel ist, dass die Wassertiefe, die in einigen Bereichen nur noch 20–30 Zentimeter beträgt, wieder bis zu zwei Meter erreicht. Und so verschiedene Lebewesen im Auengebiet wieder einen perfekten Lebensraum oder ein Rückzugsgebiet erhalten.
Um die Sedimente abzutragen, kommt nun der Saugbagger ins Spiel. Dieser hat übrigens erst vor rund einem Jahr schon einmal mit der Reuss Bekanntschaft gemacht, als er in Rottenschwil bei einem ähnlichen Projekt zum Einsatz kam.
Projektverantwortlicher ist Marco Kaufmann von der Firma Hunziker, Zarn & Partner AG in Aarau. Er erklärt das Vorgehen: «Der Saugbagger wirkt quasi wie ein grosser Staubsauger. Via eine Leitung wird das Schlamm-Wasser-Gemisch direkt auf den nahe gelegenen Installationsplatz geführt.» Dort wird es in einer Art Schlauchsäcke abgelagert, die das Wasser langsam austreten lassen und so nur das Sediment zurückbleibt.
Die einzelnen Schläuche sind bis zu 35 Meter lang und werden rund zehn Meter breit und zwei Meter hoch. «Sie sehen in vollem Zustand aus wie eine überdimensionierte Blutwurst», zieht Kaufmann einen Vergleich. Er rechnet, dass sie zirka 5500 Kubikmeter ausbaggern werden, wovon am Ende trocken rund 3500 Kubikmeter Sedimente übrig sind.
Die Saugbaggerarbeiten beginnen am 9. Januar und dürften etwa einen Monat in Anspruch nehmen. Anschliessend werden die Sedimente noch einige Wochen austrocknen. Weil sie gemäss Untersuchungen nicht schadstoffbelastet sind, werden sie später in der Landwirtschaft als Düngerzusatz verwendet werden.
Die Kosten des Aufwertungsprojekts belaufen sich auf 1,3 Millionen Franken. Knapp die Hälfte übernimmt das Bundesamt für Umwelt. Namhafte Beträge im sechsstelligen Bereich steuern auch die Bremgarter Ortsbürger, die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau und der «naturemade star-Fonds» des EWZ Zürich bei.