Die Kantonsschule Wohlen lud anlässlich des Comenius-Programms «Music Matters» Delegationen aus sechs Ländern in die Schweiz ein.
Kulturschock par excellence: Das erste, was die europäischen Delegationen an Schweizer Musik zu hören bekamen, war das Lied «Aber gäll», vorgetragen vom Vokalensemble der Kanti Wohlen. Im Laufe der Woche gewöhnten sich die ausländischen Gäste allerdings nach und nach an die heimische Älplermusik und sangen am Abschlussabend sogar mit.
Stolz auf die Ausländer
Willkommen geheissen wurden die 37 ausländischen Gäste von höchster Stelle: Wohlens Gemeindeammann Walter Dubler und Kathrin Hunziker vom kantonalen Bildungsdepartement hielten die Eröffnungsreden. «Dieses Projekt ist der ideale Ausgangspunkt für bereichernde Begegnungen», sagte Hunziker.
Dubler konzentrierte sich dagegen auf die Gemeinde und wies für einmal auf den hohen Ausländeranteil Wohlens hin – ein Thema, das sonst lieber verschwiegen wird. «Wohlen ist wie eine kleine Version der Schweiz, nur ohne Matterhorn», scherzte der Ammann zum Schluss.
Hingabe zur Musik
In den nächsten Tagen besuchten die Lehrer und Schüler aus Belgien, Schweden, Litauen, Spanien, Rumänien und der Türkei viele Musikveranstaltungen. So gab das international bekannte Larry Goldings Trio in der Kanti-Aula ein kommentiertes Konzert (az Aargauer Zeitung vom 14. März), eine Jodler-Gruppe hielt auf der Spitze der Rigi ein Ständchen und das Jazz Ensemble der Kanti stellte seine Fähigkeiten unter Beweis. Die Gäste blieben indes nicht untätig und verfassten ebenfalls eigene Lieder und Darbietungen für das Projekt. «Musik berührt uns alle - diese Woche wollen wir uns ihr hingeben», erklärte Markus Weber, Kantilehrer und Projektkoordinator. Seine Vorstellung ging Erfüllung: Kaum zuvor wurde in der Aula spontan zum Tanz gerufen oder unvermittelt zu den Instrumenten gegriffen. Die Musiker konnten ihre Leidenschaft in vollen Zügen ausleben.
Der Osten ist traditioneller
Das musikalische Highlight war jedoch das Konzert der Chamber Academy Basel. Die 29-köpfige Forma-
tion, die nahezu vollständig aus Studenten bestand, zauberte Musik der Spitzenklasse in die Aula. Erstaunlich: Die Musiker kamen ohne Dirigenten aus und spielten dennoch synchron. Die ausländischen Gäste kamen aus dem Staunen beinahe nicht heraus und honorierten den Auftritt mit stehenden Ovationen.
Später stellten die Länder eigene Folklore-Lieder vor. Dabei kamen kulturelle Unterschiede zum Vorschein. Fazit: je weiter östlich, desto traditioneller die Kleidung. Während die Spanier das moderne Schulleben tänzerisch umsetzten, sangen die
Rumänen in traditionellen Trachten patriotische Militärlieder. «Beim
Comenius-Projekt ist die Nationalität egal», meinte die rumänische Koordinatorin Felicia Dimulescu.
Schüler und Lehrer freigestellt
«Mich erstaunte, wie wenig Menschen eigentlich brauchen, um zusammen glücklich zu sein», erklärt Weber im Rückblick. «Das Mensch-
liche, das einem entgegenbrandete, war unglaublich.» Dazu seien ein
Gefäss wie das Comenius-Programm und die Unterstützung der Schulleitung jedoch essenziell. So wurden an der Kanti sowohl einzelne Lehrer als auch Schüler mehrere Tage freigestellt, um das Programm mitzuleiten.
Für die Kosten der Woche muss die Schule indes überhaupt nicht in die Tasche greifen: Jeder Teilnehmer bezahlte 270 Euro und deckte somit sämtliche Auslagen für Spesen und Aktivitäten während der Woche.
Das Fazit fällt positiv aus: Garantierte Freundschaften dank günstiger Ferien, die unvergesslich bleiben.