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Regen, Kälte und das zunehmende Desinteresse sind für den dürftigen Besucheraufmarsch am Markt der Vielfalt in Bremgarten schuld.
Natürlich kann keiner etwas fürs Wetter. Da hat Bremgarten mit seinem Markt der Vielfalt, dem traditionellen Herbstmarkt inmitten einer malerischen Kulisse, dieses Jahr nun einfach Pech gehabt. Dieselben Kostüme, dieselben Anbieter mittelalterlicher Waren und Gerätschaften profitierten eine Woche zuvor am Wikinger und Mittelalter Spektakel in Hilfikon noch vom strahlend schönen Spätherbst.
Aber Regen und Kälte hielten viele Marktschlenderer am Samstag und Sonntag davon ab, nach Bremgarten zu fahren. «Das ist vielleicht ein Viertel von dem, was sich an einem schönen Markttag sonst durch die Bremgarter Gassen bewegt», rechnete ein nachdenklicher Marktfahrer unter dem Regenschirm hervor. Ganz generell seien die Besucherzahlen an solchen Märkten rückläufig. «Wenn du das richtige Angebot hattest, dann konntest Du vor zehn oder 20 Jahren noch an einem Wochenende soviel verdienen, wie ein gewöhnlicher Angestellter in drei Monaten», erinnert sich der Mann unter dem Schirm. «Aber das ist vorbei.»
Auch der zäheste Filz und das dickste Fell sehen durchnässt irgendwann nur noch traurig aus. Jedwelche Glaskunst macht halt vor allem dann Freude, wenn das Sonnenlicht die Farben leuchten lässt. Umso willkommener waren an diesem Wochenende die kulinarischen Freuden, die von innen her wärmten: Risotto, Würste vom Grill und jede Menge warmer Genüsse aus Glas oder Becher in Form von heissem Met oder Glühwein.
Mag sein, dass sich der Mensch von heute nach irgendetwas sehnt, was er in der Welt von damals verloren glaubt. Dazu gehörte aber auch, dass man sich mit dem Lebensnotwendigen auf dem Markt eindeckte. Auf dem Markt pflegte man nicht nur den Handel, sondern auch soziale Kontakte. Dazu musste man früher auch bei jedem Wetter raus, denn es gab ja keine Onlinebestellungen, die einem die Füsse trocken hielten. Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Marktfahrer wissen das. Sie können diese Binsenwahrheit nach einem erfolglosen Wochenende sehr direkt aus ihrem Kassenbuch ablesen.
Altes Handwerk ist ein Hingucker, alte Musik ist schön. Alte Berufe werden durch neue ersetzt, und irgendwann wird sich der Mensch wieder in Felle kleiden, gar keine Frage.