Die Planung zeigt Gemüseproduzenten die Grenzen für den Bau von Gewächshäusern in der Gemeinde auf. Rot und Grün sind dagegen, die Bürgerlichen votieren dafür.
«Wir wollten im Dorf keine grossen Flächen, die unter Glas verschwunden und von Folien zugedeckt worden wären. Es gab zwar vonseiten des Gemeinderats kein striktes Nein, dafür ein Ja, aber. Mit der Planung wurden die Grenzen aufgezeigt, so konnten wir die Gemüseanbauflächen unter Treibhausbedingungen beschränken.» Dies hielt der Eggenwiler Gemeindeschreiber Walter Bürgi an einer Medienorientierung fest, bei der Pro Natura Aargau auf die Problematik der Treibhäuser und Folien in Bezug auf die Fruchtfolgeflächen aufmerksam machte.
Dabei wurde von Matthias Betsche, dem Präsidenten von Pro Natura, die geplante Speziallandwirtschaftszone für Gewächshäuser in Birmenstorf scharf kritisiert. Die Aspekte von Landschaftsschutz und Nachhaltigkeit der Gemüseproduktion beleuchteten an der Orientierung die beiden Fachleute Raimund Rodewald, Direktor der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, sowie Nils Jungbluth, Experte für Ökologie und umweltbewussten Konsum. Sie zeigten das extreme Spannungsfeld auf, in dem sich die Gemüseproduktion speziell in landschaftlich heiklen Zonen befindet.
Pro-Natura-Geschäftsführer Johannes Jenny hob das Beispiel von Eggenwil mit dem Umgang dieser Frage als positives Beispiel in der Freiämter Reussebene hervor. Dabei sei es damals, vor rund 30 Jahren, gar nicht einfach gewesen, die Begehren der Gemüsebauern in die entsprechenden Bahnen zu lenken – es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, wie sich Gemeindeschreiber Walter Bürgi erinnerte, weil die Planung von der Thematik immer wieder eingeholt wurde.
Die Speziallandwirtschaftszone für Gewächshäuser soll im Gemüseanbaugebiet in der vom Bund geschützten Reusslandschaft in Birmenstorf um rund 13 Hektaren Ackerland vergrössert werden. Das entspricht in etwa der Fläche von 18 Fussballfeldern. Dann wäre neben festen Treibhäusern mit Fundament auch das Aufstellen von Kaltfolientunnels erlaubt.
Dieses Vorhaben ist allerdings sehr umstritten. «Geht gar nicht», meint Pro Natura Aargau und hebt den Mahnfinger: «Die Landwirtschaft verliert die Bodenhaftung.» Die Natur- und Umweltschützer kritisieren die geplante Umzonung von Fruchtfolgeflächen in eine intensiv genutzte Landwirtschaftszone und argumentieren unter anderem mit dem dadurch beanspruchten wertvollen Ackerland, welches auf diese Weise verloren gehen würde. Zudem werde durch diese Spezialzone die Reusslandschaft verändert, was auch viele Anwohner tangiere.
Der Gemüseanbau wird in der Gemeinde schon über Generationen betrieben und ist dort ein nicht unerheblicher Wirtschaftszweig. Weil mit der Expansion auch der betriebliche Fortbestand gesichert werden soll, stossen die Pläne bei den lokalen Behörden nicht partout auf Ablehnung. Im Fall von Birmenstorf will der Gemeinderat Hand bieten für die Umzonung, der Kanton verlangt allerdings eine entsprechende Anpassung des kantonalen Richtplans.
Freiluft-Tomaten aus Italien oder Gewächshaus-Tomaten aus Anlagen, die in der Reusslandschaft stehen? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Grünen ziehen am selben Strick, wie Pro Natura Aargau. Sie lehnen die Richtplananpassung ab, fordern die Umsetzung des biologischen Anbaus in den Gewächshäusern und wollen die Produktion auf Substraten statt im Boden verbieten. Die Grünliberalen finden es fragwürdig, dass der Kanton nur eine grobe Beurteilung der Lage vorgenommen hat, und die Sozialdemokraten begrüssen zwar die einheimische Nahrungsmittelproduktion, aber nicht um jeden Preis.
Der Bauernverband Aargau (BVA) steht auf der Seite der Gemüseproduzenten. Ebenso das Gewerbe und die bürgerlichen Parteien. Für den BVA ist eine Umzonung wichtig. Weil der natürliche Boden erhalten bleibe, würden keine Fruchtfolgeflächen verschwinden. Dasselbe sagt die SVP, und die CVP findet, der Anbau in Gewächshäusern trage zur Versorgungssicherheit mit einheimischem Gemüse bei und die Reusslandschaft werde zudem nur gering tangiert. Die FDP will Gemüsebaubetriebe in ihrer Entwicklung stärken und ist ebenfalls für die Umzonung. (chr)
In Eggenwil hat die 2004 revidierte und von der Gemeindeversammlung genehmigte Nutzungsplanung Siedlung und Kultur aktuell Gültigkeit. In einem an der Reuss gelegenen Flurgebiet wurde, entsprechend der bisherigen Nutzung, eine Intensiv-Landwirtschaftszone (ILwZ) festgelegt. Diese gilt mit 8 Gewächshäusern auf einer Fläche von rund 26'150 Quadratmetern für den seit 1963 bestehenden und in den Jahren 1966, 1972 und 1997 erweiterten Betrieb des dortigen Gemüseproduzenten. «Ansonsten war und ist es das Anliegen des Gemeinderats und der Bevölkerung, die naturnahe und weitgehend unverbaute Landschaft in der Reussebene zu erhalten.
Um dies sicherzustellen, wurde im Kulturlandplan 2004 nahezu die gesamte Landwirtschaftszone westlich der Kantonsstrasse mit einer Landschaftsschutzzone überlagert», so der Gemeindeschreiber. Die Bau- und Nutzungsordnung der Gemeinde halte fest, dass die Landschaft in ihrem Aussehen und ihrer Eigenart zu erhalten sei: Bauten, Anlagen und Terrainveränderungen sind verboten. Der Gemeindeschreiber ergänzte, dass die einzige bisher erteilte Bewilligung im Sinne von Fahrnisbauten an den Gemüsebaubetrieb erteilt wurde für die Installation von mobilen und begehbaren Wanderstecktunnels als temporärer Witterungsschutz für den biologischen Beerenanbau. «So hat Eggenwil das Problem, das Birmenstorf hat, auf elegante Art und Weise gelöst», sagte Gemeindeammann Roger Hausherr.