Richard Saxer geht heute in Pension – 41 Jahre lang hat er an der Dorfschule in Büttikon unterrichtet und damit Familien über zwei Generationen unterrichtet. Trotzdem bemühte er sich bis zuletzt darum, dass nicht zu viel Routine aufkam.
Richard Saxer hat viele Veränderungen im Schulwesen miterlebt. An seinem letzten Arbeitstag räumt er die Schränke auf, bringt die Bücher in
geordnete Reihenfolge, damit sein Nachfolger einen leichten Einstieg hat.
Darauf angesprochen, was früher anders war am Lehrerberuf, hält er zuerst einen Moment inne und denkt nach. «Anpassungen hat es überall gegeben. Von der Schnapsmatrize zum Beamer, sozusagen.»
Matrizen sind die Vorläufer von Kopien, Lehrer haben so zum Beispiel Prüfungen vervielfältigt. Weil frische Exemplare meistens noch etwas nach Alkohol rochen, nannte man sie umgangssprachlich auch Schnapsmatrizen.
Auch bei den Schülern bemerkte Richard Saxer Veränderungen. Es sei mehr «Ameisenhaufen» als früher, sagt der Lehrer und schmunzelt. «Die Kinder sind sich nicht mehr so
gewohnt, still zu sitzen und nicht dreinzureden.»
Er sieht aber nicht nur die Nachteile: «Die Kinder sind nicht mehr so Lehrer-gläubig. Man muss sich viel mehr beweisen. Sie hinterfragen mehr und schauen auch mal etwas im Internet nach.»
32 Jahre lang Rektor
Saxer hat seine Lehrerausbildung in Luzern gemacht, danach auch eine Zeit lang dort unterrichtet. 1972 kam er als Primarlehrer nach Büttikon.
«Damals gab es einen derartigen Mangel an Lehrern, da musste man sich nicht im eigentlichen Sinne bewerben, da wurde man geholt», so Saxer.
Aufgewachsen ist er in Sarmenstorf, Büttikon war ihm deshalb nicht unbekannt. Damals, im alten Schulhaus, wo auch noch der Kindergarten war, wusste Saxer, dass er nach sechs Wochen wieder Ruhe hatte vor der Schule – ein halbes Jahr musste er ins Militär.
Diese sechs Wochen waren der Beginn einer langen Karriere. Nur einmal überlegte er sich, etwas anderes zu machen: im Zivilschutz. «Da hätte ich auch unterrichtet, einfach Erwachsene.»
Die längere Abwesenheit von seiner Familie, die mit dem Zivilschutz-Job verbunden gewesen wären, waren der Grund für Saxer, Lehrer zu bleiben. Heute sagt er, er habe nie das Gefühl gehabt, «falsch eingespurt» zu sein.
«Ich würde nochmals denselben Beruf ergreifen. Auch wenn man heute weniger ein Zehnkämpfer ist, sondern sich eher auf etwas spezialisiert», sagt er. An der Schule in Büttikon gab es immer wieder Wechsel im Kollegium, manchmal «Schlag auf Schlag», sagt Saxer, der 32 Jahre lang Rektor war.
Alte Prüfungen weggeworfen
Unterdessen hat der seit heute pensionierte Lehrer zum Teil auch die Kinder jener Schüler unterrichtet, die zu Beginn seiner Karriere in den Bänken sassen.
Manchmal gebe es Ähnlichkeiten, «man kann das aber nicht generell sagen – man sollte die Kinder auch nicht vergleichen, weder mit ihren Eltern noch mit ihren Geschwistern.»
Wie behält man aber 41 Jahre lang die Motivation, Kinder zu unterrichten? «Man muss dauernd bemüht sein, dass nicht zu viel Routine aufkommt», sagt Saxer.
Zu Beginn habe er immer alle Prüfungen und Aufgabenblätter nach einmaliger Verwendung weggeworfen.
Nach der Pensionierung will es Saxer zuerst geniessen, nicht mehr so viele Verpflichtungen zu haben. Er will Töff fahren, ein paar Museen besuchen.
«Und natürlich möchte ich Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen.» Irgendwie klar, dass in seinem Leben auch nach der Pensionierung die Kinder eine wichtige Rolle spielen.
Schulschlussfeier: Donnerstag
um 18.30 Uhr wird Richard Saxer im Schulhaus Boll Büttikon verabschiedet.