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Sehenswerter Markt der Vielfalt: Das bunte Treiben hat die Besucherinnen und Besucher nach Bremgarten gelockt.
Vertieft in ihre Arbeit formen Kinder und Erwachsene kleine Gebilde aus Lehm, die auf ein Miniaturdach aufgesetzt werden. Fertige Kreationen, die zum Trocknen in einem Regal stehen, zeigen Drachen, Teufel, Löwen und Hähne. «Der Fantasie sind bei den ‹Neidköpfen› keine Grenzen gesetzt», sagt Lucia Zurbrügg vom Ziegelei-Museum Hagendorn mit einem Lachen.
Am Markt der Vielfalt in Bremgarten gab es viele unterschiedliche Stände zum Bestaunen. Von Neu bis Antik war alles vertreten. Marktchef Walter Friedli sagte: «Wir rechnen mit rund 30 000 Besuchern. Ich habe gutes Wetter bestellt.» Besonders freue ihn, dass Peach Weber am Wochenende auftreten werde. «Das ist natürlich ein Highlight für den Markt», stellte er fest.
Die Rubrik «Historisches Handwerk» hatte in diesem Jahr «Lehm und Ziegel» als Spezialthema ausgewählt. Dabei zeigte das Ziegelei-Museum Hagendorn in einem grossen Zelt die Besonderheiten des Handwerks. Spannend waren die bereits erwähnten «Neidköpfe». «Diese Firstziegel mit Schreckensgesichtern sollten das Haus bewachen und, wenn nötig, vor dem Neid der Nachbarn schützen», teilte Zurbrügg mit. «Wir haben hier mehrere Exemplare, die von einem Wohler Haus aus dem 19. Jahrhundert stammen.»
In einem Workshop konnten vor allem junge Besucher selbst kleine Neidköpfe herstellen. «Das gefällt mir sehr gut hier. Ich forme ein Schwein», sagte der achtjährige Pablo.
An ihrem Stand beriet Sibilla Kissling als Salbenmacherin fachkundig ihre interessierte Kundschaft. Ausserdem gehört sie zum OK des «Historischen Handwerks» und informierte: «Wir, also die ‹Freunde des historischen Handwerks›, möchten besonders alte Handwerkskunst zeigen und lebendig halten. Wichtig ist uns, dass die Handwerker Kinder und Erwachsene miteinbeziehen. Das macht diesen Markt so besonders.»
Einige Ecken weiter feuerten, als Mönche gewandet, Victor Meier und Bastian Bauer einen kleinen Ofen ein, worauf ein Kessel stand. «Wir brauen Bier», erzählten sie und fügten schmunzelnd hinzu: «Momentan erinnert das Gebräu allerdings eher an eine Gerstensuppe.» Einige Stunden später konnte Raphael Jutzeler, Brauer der Brauerei Reuss Schlaufe, die nun sehr nach Hopfen riechende, heisse Flüssigkeit in einen Bottich umfüllen. «Jetzt muss sie abkühlen, dann kommt die Hefe dazu, die den Gärprozess in Gang setzt», legte er seinen Zuhörern dar. «Den Hopfen für dieses Bier habe ich extra für den Markt angebaut.» In einigen Wochen könne das fertige, untergärige Bier verköstigt werden. Zum Glück hatte Jutzeler bereits vorgearbeitet. So war genügend Gerstensaft für seine Kunden vorhanden.
Bereits am Freitagnachmittag öffnete der Mittelaltermarkt am Casino sein Tor. OK-Präsident Urs Gamper sagte: «Die meisten Marktfahrer sind schon am Freitag da, also passt das gut.» Der Mittelalter-Verein hatte für das Wochenende ein vielfältiges Programm parat. Auf einem Kampfplatz konnten die Zuschauer beispielsweise tapferen Recken beim Kriegshandwerk zuschauen.
Wer schon immer einmal wissen wollte, welche Kleidung ein Ritter eigentlich unter seinem Gewand trägt, der war bei der Modenschau an der richtigen Stelle. Doch auch die Dame von Welt fand dort schöne Inspirationen für Fest und Alltag. «Die mittelalterliche Modenschau ist wohl einzigartig in der Schweiz», betonte Gamper.
Nicht fehlen im bunten Geschehen durften Alchemist und Märli-Erzähler, die sich zusammentaten und die Geschichte vom «Tapferen Bauerlein» zum Besten gaben. «Es ist schön, die Besucher in eine andere Welt entführen zu können», sagte Urs Gamper abschliessend.