Widen
Wo Bauern durch die Siedlung rattern – Gestaltungsplan «Heinrüti» ist einsehbar

Der Gestaltungsplan «Heinrüti» liegt noch bis 12. Februar auf der Gemeinde zur öffentlichen Einsicht auf.

Christian Breitschmid
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Die Überbauung «Heinrüti» verbindet städtebauliche Planung mit der Idealvorstellung vom «Wohnen auf dem Land». Visualisierung: lilin architekten

Die Überbauung «Heinrüti» verbindet städtebauliche Planung mit der Idealvorstellung vom «Wohnen auf dem Land». Visualisierung: lilin architekten

zvg

Knapp 20 Leute waren der Einladung des Gemeinderates von Widen gefolgt und lauschten am Dienstagabend im Vereinslokal gespannt den Ausführungen der Planer. Auf der grünen Wiese zwischen Heinrütirank und Pflanzenbach soll ein neues Wohnquartier entstehen. Mehr als zwei Jahre sind vergangen, seit die Gemeinde den Gestaltungsplan «Heinrüti» erstmals präsentiert und zum Mitwirkungsverfahren eingeladen hat (die AZ berichtete). «So lange hat es bisher wirklich noch nie gedauert, bis wir vom Kanton das Okay für einen Gestaltungsplan erhielten», erklärte Barbara Gloor, Geschäftsleiterin der Metron Raumentwicklung AG, den Zuhörern. Allerdings machten ihre Ausführungen und diejenigen von Architekt Daniel Bünzli (lilin architekten sia gmbh) schnell klar, wie komplex sich ihre Aufgabe in Widen gestaltete.

Das zur Überbauung eingezonte Gelände wird eingerahmt von der Mutschellenstrasse, einer Kantonsstrasse, und von den Geleisen der Bahnlinie Bremgarten– Dietikon, auf denen die S17 verkehrt. Die Aargau Verkehr AG, welche ihre Züge über den Mutschellen schickt, betreibt auch die Haltestelle Heinrüti, die an der Westseite des Baugrundes liegt. Die Planer hatten also auf kantonale Vorlagen genauso zu achten wie auf betriebliche Bedingungen und Forderungen der Bahngesellschaft. Hinzu kamen gesetzliche Vorgaben aus der geltenden Bau- und Nutzungsordnung sowie die Richtlinien für den Gewässerschutz (Uferschutzzonen), weil das Bauland im Südwesten an den Pflanzenbach grenzt. Dieser trennt die Siedlung auf Wider Boden vom Landwirtschaftsland, das auf Zufiker Boden liegt.

Mitten durch den Innenhof

Genau an dieser natürlichen Ortsgrenze schieden sich denn auch die Geister in Bezug auf den nunmehr öffentlich aufliegenden Gestaltungsplan «Heinrüti». Die Pächter des benachbarten Ackerlandes monierten die vorgesehene Zufahrt via Heinrütiweg, der künftig mitten durch den Innenhof des neuen Gebäudekomplexes führen soll. «Da sind Reklamationen wegen Dreck auf der Strasse vorprogrammiert», warnte einer der Votanten. Andere fürchten Staus auf der Abbiegespur zur Eggenwilerstrasse, von woher die Einfahrt in die unterirdischen Parkanlagen des Gebäudekomplexes geplant ist. Die Frage an Ueli Nussbaum von Atmoshaus, der Bauherrin im Heinrüti, ob denn in der neuen Siedlung auch begleitetes Wohnen im Alter möglich wäre, bejahte das Mitglied der Geschäftsleitung. Zu den Bedenken der Landwirte meinte Nussbaum: «Wir können problemlos eine Klausel in die Miet- oder Kaufverträge einbauen, die auf die landwirtschaftliche Nutzung der Quartierstrasse hinweist und deren Kenntnisnahme und Akzeptanz die Vertragspartner schriftlich bestätigen.»

Fünf Gebäude, dreigeschossig, mit zehn Attikawohnungen, insgesamt 97 Wohnungen von 21/2 bis 51/2 Zimmern sind im Projekt «Heinrüti» geplant. Gebaut werden kann aber erst, wenn allfällige Einwendungen gegen den Gestaltungsplan bereinigt sind und dieser vom Gemeinderat beschlossen ist. Anschliessend muss ihn der Kanton noch genehmigen, was, wenn alles rund läuft, bis im Sommer passieren könnte. Anschliessend muss die Bauherrschaft ihre Pläne öffentlich auflegen. Atmoshaus rechnet mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren, ab 2020 bis 2022.