Handball-Klassiker
Wohlen schlägt Muri: «Wir wollten dieses Derby um jeden Preis gewinnen»

Handball Wohlen gewinnt das Freiämter Derby in der 1. Liga gegen den TV Muri in einer Abwehrschlacht mit 20:19. Es ist der erste Derbysieg seit fast vier Jahren.

Fabio Baranzini
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Die Wohler Handballer schlagen Muri im Derby.

Die Wohler Handballer schlagen Muri im Derby.

Fabio Baranzini

Es läuft die 35. Minute im Derby zwischen Handball Wohlen und dem TV Muri. Die Murianer, die aufgrund der letzten Direktbegegnungen und des besseren Saisonstarts zu favorisieren sind, tun sich schwer. Nach der ersten Halbzeit führten die Gäste aus Wohlen in der Bachmatten-Halle mit 13:10. Dank zwei Treffern kommen die Murianer nach der Pause bis auf ein Tor heran. Dann überschlagen sich die Ereignisse.

Wohlens Raphael Bolliger kassiert eine Zeitstrafe. Etwas mehr als eine halbe Minute später folgt gleich die nächste Strafe gegen Wohlen. Diesmal erwischt es Manuel Frey. Fünf Sekunde später: Wieder eine 2-Minutenstrafe. Wieder gegen Wohlen. Loris Faiss muss auch raus. Wohlen kann nur noch mit drei Feldspielern agieren. Muris Carlo Femiano nutzt dies aus und trifft zwei Mal. Muri führt mit 14:13. Doch damit noch immer nicht genug. Innerhalb derselben zwei Minuten gibts noch eine vierte Strafe gegen Wohlen. Diesmal ist Andreas Stierli der Schuldige. Und das, obwohl er nicht mal auf dem Feld steht. Wegen seines Daumenbruchs sitzt er als Zuschauer auf der Bank von Handball Wohlen.

Muri kann nicht profitieren

«So eine Situation hab ich in meiner Karriere vielleicht einmal erlebt – wenn überhaupt», so Routinier Andreas Stierli nach der Partie zu diesen turbulenten zwei Minuten. Muri wittert seine Chance. Doch absetzen können sich die Hausherren trotz den vier Strafen gegen Wohlen innerhalb kürzester Zeit nicht. «In dieser Phase dachte ich, das Spiel kippt auf unsere Seite», sagt Muris Torhüter Tobias Wipf. «Aber wir haben gleich nach diesen vier Strafen gegen Wohlen zwei 100-prozentige Torchancen liegen lassen. Statt mit drei Treffern führten wir nur mit einem. Das war der Knackpunkt.»

In der Schlussphase des ersten Derbys der laufenden Meisterschaft kann sich keine Mannschaft absetzen. Es ist eine richtige Abwehrschlacht. Die Spannung in der Halle ist greifbar. Die Emotionen sind da. Auf und neben dem Feld. Vier Minuten vor Schluss erzielt Wohlens Flügelspieler Raphael Bolliger seinen sechsten Treffer zum 20:19 für den Aussenseiter. Muri versucht zu reagieren, nimmt mehrere Anläufe zum Ausgleich. Doch es will nicht klappen. Wohlens Schlussmann Dario Koch, der einen starken Abend einzog und mit einer Abwehrquote von 39 Prozent überzeugte, lässt sich nicht mehr bezwingen. Der Jubel auf Seiten der Wohler ist gross. Endlich haben sie wieder ein Derby gewonnen – nach fast vier Jahren und sieben Niederlagen in Folge.

Fortschritte im mentalen Bereich

Entsprechend gross war die Erleichterung bei Wohlens Trainer Generoso Chechele. «Heute haben wir bewiesen, dass wir alle schlagen können, wenn wir unsere Leistung abrufen. Wir wollten dieses Derby um jeden Preis gewinnen», freute sich der neue Mann an der Seitenlinie. «Dieser Sieg kann viel auslösen und ist eine grosse Motivation fürs Team.» Die Wohler haben in dieser Saison bereits zum dritten Mal eine Partie mit nur einem Treffer Unterschied gewonnen. Eine Qualität, die zuletzt gefehlt hatte. Das sieht auch Andreas Stierli so. «Das haben wir uns erarbeitet. Wir sind im Kopf viel stärker geworden.»

Anders die Gefühlslage auf Seiten der Murianer. Sie, die mit vier Siegen stark in die neue Saison gestartet waren, mussten nun bereits die zweite Niederlage in Folge einstecken. «Unsere Chancenauswertung war nicht der Hammer und es fehlte uns die nötige Entschlossenheit. Das liegt halt einfach nicht drin», fasste Tobias Wipf das aus Murianer Sicht enttäuschend verlaufene Derby in der eigenen Halle zusammen.