Roland Gröflin aus Rheinfelden hat auf seiner 2000 Kilometer langen Tour rund um die Schweiz das Bündnerland erreicht. Er hat zu beissen – weniger an den Etappen als am Frühstück.
Er hat gut lachen: Auf seiner 2000 Kilometer langen Tour, die ihn der Schweizer Landesgrenze entlang rund um die Schweiz führt, läuft es für Ro- land Gröflin rund. Am Dienstag erreichte er auf der 39. Etappe Innerferrera im Bündnerland. Heute geht es weiter nach Soglio, am Donnerstag folgt die Etappe nach Silvaplana.
«Auf diese Destination freue ich mich», sagt der Rheinfelder. Weil er hier die bestellten Sportschuhe abholen kann – insgesamt hat Gröflin 15 Paar Schuhe dabei – und weil die Region lebt. «In den kleinen Dörfchen, in denen wir in den letzten Tagen waren, musste man die Leute förmlich suchen.» Dann ist am Donnerstag also Highlife angesagt? Der 56-Jährige lacht am Telefon. «Das dann doch nicht», sagt er. Zwischen halb neun und halb zehn sei jeweils Bettruhe für ihn und das Team angesagt.
Das Begleitteam bestand bislang aus seiner Frau Patrizia und Mosh Mangha, der Gröflin betreut und den Achtmetercamper sicher durch die Schweiz steuert. Seine Frau musste nun zurück ins Fricktal und so sind die beiden Sportler alleine unterwegs.
Ein Männerhaushalt – kann das gut gehen? «Sicher doch», sagt Gröflin. Zudem hätten sich die Abläufe inzwischen gut eingespielt. «Die Tour ist langsam Alltag», so Gröflin, ist ein Selbstläufer, wenn man so will.
Dennoch – oder gerade deshalb ist Vorsicht angebracht. Denn eine kleine Unachtsamkeit reicht, um zu stürzen. Das musste Gröflin am Anfang der Tour schmerzhaft feststellen. Seither ist er sturzfrei über die Runden gekommen. «Ich laufe seit dem Sturz sicher vorsichtiger», sagt er. Gerade in den letzten Tagen im Tessin war dies auch nötig. Die Wege waren zum Teil schwierig zu laufen, denn überall – auch wegen des Unwetters – lagen lose Steine herum. Das drücke dann natürlich das Tempo herunter, so Gröflin. «Aber lieber etwas später am Zielort sein, als einen Sturz in Kauf nehmen.»
Auch nach 39 Lauftagen fühlt sich Gröflin noch fit wie ein Turnschuh. Den Füssen in besagten Schuhen geht es ebenfalls rundum gut. Blasen? «Kein Problem», so Gröflin und führt dies nicht zuletzt auf das Training, die Socken, die Schuhe und die Fusspflege zurück.
Als Herausforderung hat sich in der ersten Halbzeit der Tour immer wieder der Camper erwiesen: Er ist oft zu gross, um kleine Bergorte anzusteuern. «Das hatten wir bei der Planung zu wenig auf dem Radar», räumt Gröflin ein. Auch, weil damals noch nicht klar war, wie gross der Camper sein wird. Mit acht Metern gehört er zu den Grösseren. «Wenn wir die Tagesplanung anpassen müssen, dann weniger wegen der Lauf- als der Fahrstrecke», so Gröflin.
Verändert hat sich seit dem Start das Wetter. Die ganz heissen Tage sind passé, in der Nacht fällt das Thermometer schon mal in den tiefen einstelligen Bereich. Die Heizung haben die Neucamper – das Campen waren sich Gröflin und sein Begleitteam vor der Tour nicht gewohnt – bislang allerdings noch nicht in Betrieb genommen. «Ich hoffe auch, dass wir bis zum Tourende ohne heizen durchkommen.»
Unbenutzt blieb auch die Dusche im Camper. «Wir bevorzugen die Duschen auf den Campingplätzen», sagt Gröflin. Und wenn sie «wild» campen? Dann gebe es ja immer noch die öffentlichen Brunnen. In diese pflegt sich der Ausdauersportler jeweils auch nach den Tagesetappen zu setzen – zur Regeneration.
Für die kalorienmässige Regeneration sind seine Begleiter besorgt. «Ich kann mich da überhaupt nicht beklagen», sagt Gröflin, «es ist immer köstlich.» Auch wenn er gerade am Morgen schon zu beissen hat, wie er zugibt. 1,5 Kilogramm Müesli setzt ihm da Mosh Mangha jeden Tag vor die Nase. Der letzte Fünftel des Müesli sei schon hart, sagt Gröflin, der sich für das Frühstück eine halbe Stunde Zeit lässt. Aber er weiss: Die Energie braucht er tagsüber, da es bis ins Ziel nichts mehr zu essen gibt. «In der ersten Stunde nach dem Frühstück fühle ich mich jeweils noch nicht allzu wohl», räumt er ein. Doch dann stelle sich ein wohliges Gefühl der Sättigung ein und er kann aus dem Energietopf zehren.
Gröflin möchte mit seinem Lauf «auf ungewöhnliche Art und Weise auf die Kraft der kleinen Schritte aufmerksam machen». Und er möchte diese Kraft weitergeben. Deshalb hat er seinen Lauf an eine Spendenaktion gekoppelt. Er sammelt Geld für die Förderprojekte der Laureus Stiftung Schweiz nach dem Motto «Jeder Schritt zählt».
Das Ziel der Laureus Stiftung Schweiz ist es, mit Hilfe des Sports Kindern und Jugendlichen ein positives und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Bislang sind 5000 Franken zusammengekommen. Da liegt noch eine Steigerung drin. Damit auch die Kinder gut lachen haben.