Das Naturama Aargau und der Natur- und Vogelschutzverein Möhlin luden von Freitag bis Sonntag, zum neunten Tag der Artenvielfalt und zu 21 spannenden Exkursionen auf dem Möhliner Gemeindegebiet.
Die Exkursionen sprachen Kinder und Erwachsene gleichermassen an. Fachleute führten auf spannende, abwechslungsreiche Weise durch die Natur. Sie berichteten über verblüffende Verhaltensweisen von Spinnen, Schnecken, Schlangen oder Echsen, erzählten von Biber und Eisvogel und natürlich vom Storch, dem Wahrzeichen der Gastgebergemeinde.
Der Aargauer Regierungsrat Peter C. Beyeler eröffnete in der Reithalle Burstel die dreitägige Veranstaltung. Er wies auf die rasante Ausbreitung der Neophyten hin, die für die Artenvielfalt eine Bedrohung darstellen. Weiter betonte er, dass laut einer Umfrage die Natur für die Aargauer die grösste Bedeutung hätte. Beyeler war überzeugt, dass sich das vom Kanton Aargau angestrebte Bevölkerungswachstum von 100000 Personen bis in 20 Jahren mit dem Naturschutz vereinbaren lasse.
Die Natur erkunden
Zu Fuss, mit einer Bootsfahrt auf dem Rhein oder bei einer Kutschenfahrt durchs «Meler Feld» wurde an drei Tagen die Natur erkundet. Tier- und Pflanzenkenner erzählten über ihre Leidenschaft. Dabei gaben sie nicht nur naturwissenschaftliches Wissen weiter, sondern auch Geschichten, Sagen, Mythen, Volks- und Sprachkundliches, beispielsweise bei der Exkursion «Wahres und Märchen vom Storch». Selbst für die Kleinsten gab es Angebote: Die Drei- bis Fünfjährigen folgten ihrer «Spürnase», und die Kindergärtler erhielten eine Einführung ins Forschen und Sammeln. Parallel zu den Exkursionen notierten zahlreiche Fachleute während 24 Stunden alle Pflanzen- und Tierarten, die sie im Möhliner Gemeindegebiet entdeckten. Diese Untersuchung soll die Artenvielfalt Möhlins aufzeigen.
Der Ornithologe Adolf Fäs aus Aarau leitete die Exkursion zum sagenumwobenen Breitsee im Möhliner Moor. Vorbei bei einem Strauch voller Spatzen wies Fäs bald zum Schwarz- und Rotmilan am Himmel. In der Kiesgrube im nahen Naturschutzgebiet hörte man tief unten die Wasserfrösche quaken – ein herrlich schräges Konzert. In der Dämmerung kam die Gruppe zum versteckt gelegenen Breitsee. «Der See ist ein Relikt der letzten Eiszeit», berichtete Naturkenner Hansruedi Böni. 1968 bemerkte man, dass das Wasser abfloss und der See in Gefahr war, auszutrocknen. «Damals wurde lastwagenweise Lehm zum See transportiert und der Abfluss des Sees verstopft.» Dank dieser Weitsicht gibt es den Breitsee heute noch, und er dient Zugvögeln als Raststätte. Thomas Bretscher erzählte die Sage vom Mädchen, das einst aus Liebeskummer im Breitsee ertrunken war und dort an nebligen Novembertagen auf seine Erlösung wartet. Die Bestandesaufnahme der Ornithologin Eveline Schürmann nach der Exkursion lautete: 20 verschiedene Vogelarten hatte die Gruppe gesehen oder gehört.