Sechs ehemaligen Bözer Behördenmitgliedern drängt die Zeit – sie fordern,einen Zusammenschluss mit Effingen, Elfingen und Hornussen abzuklären.
Die vier Gemeinden im oberen Fricktal, Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen (BEEH), sind momentan daran, ein neues Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Erste Ergebnisse wurden den Interessierten vor zwei Wochen an einem Infoabend präsentiert. Letzte Woche flatterte dann in alle Haushaltungen der BEEH-Gemeinden ein dreiseitiger Fragebogen. Die Bevölkerung ist eingeladen, diesen bis Ende Juli auszufüllen, indem sie denkbare Entwicklungsschwerpunkte gewichtet. Das Resultat soll anschliessend der Behörde im Dorf die gewünschte Stossrichtung aufzeigen.
Nicht viel von diesem Vorgehen halten sechs «besorgte ehemalige Gemeindeammänner und Gemeinderäte» von Bözen. «Wir müssen der Tatsache eines Zusammenschlusses ohne Wenn und Aber in die Augen sehen», schreiben Vreni Erb, Daniel Büeler, Hans Peter Joss, Adolf Senn, Urs Frei und Rolf Berner in einer Stellungnahme. «Vergessen wir nicht, dass in unseren Dörfern ein homogener und tüchtiger Menschenschlag lebt, teilweise vernetzt durch Verwandtschaftsverhältnisse.» Es brauche nun nüchtern betrachtete Fakten und keine «solch hochgestochene, intellektuell abgehobene Lehrbuch-Konzepte». Dazu fehle auch die Zeit und vor allem das Geld, sind sich die sechs früheren Behördenmitglieder einig.
«Wir sind keine Fusionsturbos», sagt Hans Peter Joss, einer der Autoren. Aber jetzt sei es einfach höchste Zeit, mit den Fusionsabklärungen zu beginnen. In den letzten 35 Jahren seien die vier Gemeinden mehrmals einer Analyse unterzogen worden. Die Essenz sei immer die gleiche gewesen: überdurchschnittliche Wohnqualität für junge Familien bis hin zu Senioren, einmalige Landschaft und gute Verkehrsanbindung.
Die ehemaligen Politiker sehen ausserdem mehrere Probleme auf die Gemeinde Bözen mit seinen 725 Einwohnern zukommen. Da sind einerseits die Pläne für eine Aushubdeponie im Gebiet Förlig. Andererseits können Änderungen im kantonalen Finanz- und Lastenausgleichgesetz den bereits relativ hohen Steuerfuss weiter nach oben treiben. Dazu komme, dass viele komplexe Aufgaben wie die Abwasserentsorgung schon lange nur noch im Verbund gelöst werden können.
Die Sechser-Gruppe empfindet die erste Phase des Entwicklungskonzepts als reines Déjà-vu und fordert daher den Abbruch. Zudem werden darin Antworten auf mehrere – aus ihrer Sicht – wichtige Themen vermisst wie finanzielle Hilfe seitens Kanton bei einer Fusion oder die Folgen des neuen Finanz- und Lastenausgleichs. Enttäuscht sind die ehemaligen Gemeinderäte darüber, dass das Pionierprojekt der Genossenschaft «Wohnen im Alter, Bözen und Umgebung», die Sicherung des Spitex-Stützpunkts sowie der neugegründete Verein «Mitenand im oberen Fricktal» nicht als Pluspunkte aufgenommen wurden. Überhaupt bemühten sich die vielen Vereine mit grossem Engagement, die Bewohner zu integrieren.
Der Alleingang einer der vier BEEH-Gemeinden hat laut den sechs früheren Amtsträgern keine Chance. Von den aktuellen Gemeinderäten erwarten sie, sobald wie möglich mit Fusionsabklärungen zu beginnen und dafür zu sorgen, dass sich die kleinen Kommunen nicht zur «Steuer- und Gebührenhölle» entwickeln. «Wir haben unseren Gemeinderäten schon mehrmals angeboten, bei kritischen Vorlagen mitzudenken und ihnen zu mehr Dossiersicherheit zu verhelfen», sagt Mitautor Hans Peter Joss. Ihm und seinen Kollegen gehe es nicht darum, den Gemeinderat zu kritisieren, sondern die Rechte als Bürger und Steuerzahler wahrzunehmen.
Einer der sechs Autoren ist Daniel Büeler. Er vertritt die Gemeinde Bözen im vierköpfigen Vorstand der Interessengruppe Oberes Fricktal (IG OF), die Anfang 2013 ins Leben gerufen wurde und als Hauptziel die Fusion der Gemeinden Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen verfolgt. Im Herbst 2014 empfahl die IG OF dem Stimmvolk, dem Kredit für das Entwicklungskonzept zuzustimmen.
Nun ist der IG-Vorstand klar der Meinung, dass Arbeitsgruppen gebildet werden müssen, um die Bevölkerung zu involvieren. Zudem müsse ein Vorprojekt zur Abklärung eines Zusammenschlusses gestartet werden. Die Sympathisanten sind dazu aufgerufen, dies auf dem Fragebogen entsprechend festzuhalten. Im September wollen die BEEH-Gemeinden über das weitere Vorgehen entscheiden.