Die Betreuung von Schutzsuchenden aus dem von Russland angegriffenen Land bringt auch Fricktaler Gemeinden immer mehr ans Limit. Die vorhandenen Kräfte reichen oft kaum noch aus. Vielerorts hilft freiwilliges Engagement, die Menschen aufzufangen und zu begleiten. Aber auch das stösst an Grenzen und will koordiniert sein.
In Eiken sieht sich die Gemeindeverwaltung am Ende ihrer Kraft. Aktuell leben im Dorf 20 Ukrainerinnen und Ukrainer – in Gastfamilien, in von der Gemeinde angemieteten Wohnungen und anderswo. «In Zukunft wird die Gemeinde zudem bis zu acht weitere Personen aufnehmen», sagt Eikens Gemeindeschreiber Marcel Notter. Und schon jetzt, mit den «nur» 20 Personen, hätten sich die Pendenzen angestaut.
Viel Arbeit macht allein die Anwesenheitskontrolle der Geflüchteten. Notter zufolge müssen sie einmal wöchentlich auf der Gemeindeverwaltung vorsprechen, wo sie auch ihre Unterstützung erhalten. Notter erklärt:
«Das Pensum der Sozialen Dienste ist bereits ohne diesen Betreuungsaufwand mehr als ausgeschöpft. Ohne Entlastung ist eine optimale Fallführung nicht mehr gewährleistet.»
Und diese Entlastung sucht die Gemeinde jetzt in einer befristet ausgeschriebenen Betreuungsstelle für ukrainische Geflüchtete im Stundenlohn in Höhe eines 30- bis 50-Prozent-Pensums. Diese wird laut Notter demnächst ausgeschrieben.
Ideal wär für die Gemeinde, Bewerbende brächten neben deutschen, ukrainischen und/oder russischen Sprachkenntnissen eine kaufmännische Ausbildung oder Verwaltungslehre, Erfahrung im Migrationsbereich und gute Kenntnisse des Sozialhilfe- und Präventionsgesetzes mit.
Die Allrounderin oder den Allrounder braucht es, denn die Herausforderungen sind gross. Zur Sprachbarriere gesellen sich die komplexen administrativen Abläufe in der Schweiz. Ziel der Stelle soll nach Notters Angabe sein, die Menschen rascher zu integrieren und sie von der Sozialhilfe abzulösen.
In Frick leben 35 Ukrainerinnen und Ukrainer ausserhalb der kantonalen Unterbringung im A3-Werkhof. Für Frick ist laut Isabelle Hirsbrunner, Gemeindeschreiberin II, eine zusätzliche Stelle für deren Betreuung aktuell kein Thema. «Die Ressourcen der Abteilung Soziales sind jedoch angespannt und die Entwicklung muss im Auge behalten werden», sagt sie. In Frick stellten sprachliche Barrieren und der Umgang mit den durch den Krieg teils traumatisierten Menschen die Herausforderungen dar.
In Rheinfelden sind es gemäss Stadtschreiber Roger Erdin 67 Schutzsuchende aus der Ukraine, die von der Stadt betreut werden. Dafür wurden innerhalb der Verwaltung Personalressourcen freigestellt. Zudem kauft die Stadt beim Unternehmen Convalere aus Pratteln BL externe Manpower ein zwecks Betreuung der Menschen – neben den 67 aus der Ukraine sind das 38 aus anderen Ländern. 200 weitere leben im Dianapark und werden dort vom Kanton betreut. Erdin sagt:
«In Rheinfelden ist im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt eine anhaltende, beeindruckende Freiwilligenarbeit entstanden.»
Doch auch diese will gebündelt und angeleitet sein. Und so hat Rheinfelden mit Markus Schröder im Frühjahr 2022, also zu Beginn des Ukraine-Krieges, zusätzlich dafür einen Koordinator mandatiert. Es geht auch hier nicht ohne bezahlte Kräfte, für die Gemeinden Geld in die Hand nehmen müssen.