Frick
Mitten in die Tiefe der Seele

Schauspieler Kaspar Lüscher schilderte an der Finissage von Susi Kramer in der Galerie Artune in Frick eindrücklich die Wirkung von Kunst.

Martin Binkert
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Schauspieler Kaspar Lüscher verglich in der Fricker Galerie Artune die Oberhofer Künstlerin Susi Kramer mit den Besten der Welt.

Schauspieler Kaspar Lüscher verglich in der Fricker Galerie Artune die Oberhofer Künstlerin Susi Kramer mit den Besten der Welt.

Peter Stocker

Auf der ausladenden Terrasse der bewohnten Galerie Artune am Frickberg in Frick funkelten die farbenprächtigen Stelen aus Acrylglas von Susi Kramer in der Abendsonne, während Kaspar Lüscher im abgedunkelten Soussol im Scheinwerferlicht ein wahres Feuerwerk an Gedanken, Mimik und Körpersprache versprühte. Die angekündigte Lesung «Welt vor den Augen» des fast bis auf den letzten Platz besetzten Saales war viel mehr als eine literarische Meisterleistung. Sie war ein Einakter pur mit zahlreichen Nuancen und Facetten, die der Schauspieler, Regisseur und Interpret aus seinem tiefsten Inneren schöpfte.

Kaspar Lüscher stellte die Oberhofer Künstlerin Susi Kramer, die in Cannes und Paris Wohnung und Atelier besitzt und während Jahren in Hongkong studiert hatte, auf die Bühne der Welt. Er verglich ihre Kunst mit den Meisterwerken von Henri Matisse, dem grossen Doyen des französischen Expressionismus und mit dem Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry. Denn alle drei hatten sich von dem hellen, klaren Licht der Mittelmeersonne der Côte d’Azur inspirieren lassen. Wie meinte doch der kleine Prinz im gleichnamigen Werk von Saint-Exupéry: Im Alter von sechs habe ich meine Karriere als Maler beendet, als die Erwachsenen meine Bilder nicht verstanden. Doch Schuld war nicht der kleine Prinz, sondern die Erwachsenen, die seine Bilder nicht interpretieren konnten.

Ganz anders war dies bei Susi Kramer und bei Henri Matisse, der gerne mit offenem Fenster malte. Ihre Bilder und ihre Werke gingen um die Welt. Der Künstler von Weltrang malte mit offenem Fenster, um eins zu sein mit der Natur, um die Wirkungen eines vorbeifahrendes Schiffes gleich in seinem Atelier mitzuerleben, wie er sagte.

Der Gipf-Oberfricker Schauspieler wob noch eine Person in seine Hommage ein, den Schweizer Autor und Chefredaktor der Schweizer Kunstzeitschrift «Du» (1957 bis 1974), Manuel Gasser. Der begnadete Schriftsteller, der sein Wissen auf den entlegensten Plätzen der Welt geholt hatte, malte mit Worten. So schildert er höchst eindrücklich seine Erlebnisse auf einer fast völlig verlassenen griechischen Insel und seinen Blick in die Tiefe zum dunkelblauen, schäumenden Meer.

60 Minuten Kleintheater

Vor ihren Augen hatten die Zuhörer nicht nur die Kunst von Susi Kramer, die Zitate von Henri Matisse und Manuel Gasser. Unmittelbar vor ihren Augen erlebten sie auch die hochmoderne bewohnte Galerie von Peter Stocker, die der Schauspieler in seinen Auftritt mit einbezog.

«Welt vor den Augen» war 60 Minuten lang Kleintheater auf hohem Niveau. Doch was die Gäste zuerst nur gesehen und gehört hatten, trugen sie tief in ihrer Seele nach Hause.