Endlich scheint die Sonne, endlich ist es warm, ja: Allmählich stellt sich der Sommer ein – und mit ihm der Hochbetrieb in den Badis. Ein Augenschein am schulfreien Mittwochnachmittag im Schwimmbad in Möhlin – in einer Welt der knalligen Badehosen, der mutigen «Köpfler» und der verbotenen Schleichwege.
Patrick Peter kennt seine Pappenheimer. Der Möhliner Schwimmbadleiter blickt auf die Uhr. Es ist 14.45 Uhr, an diesem Mittwochnachmittag, gleich kommt das Postauto vom Dorf her bei der Haltestelle «Schwimmbad» an. Peter weiss: Da kommen manchmal Besucherinnen und Besucher an, die von dort den kürzesten Weg ins Schwimmbad nehmen – und über das Zauntor klettern. «Viele von ihnen hätten dabei sogar ein Badi-Abo und sind einfach zu faul, den Umweg über die Kasse zu machen», sagt Peter.
Ihm aber macht im Möhliner Schwimmbad so schnell niemand was vor – nach über dreissig Jahren als Badmeister kennt er die Tricks seiner Gäste. Und er hat sich seinerseits Kniffs angeeignet, diese unter Kontrolle zu haben.
Knallige Badehosen mit auffälligem Muster etwa sind ihm am liebsten. «So können wir uns merken, wenn einer schon mal einen Seich gemacht hat», erklärt Peter lachend. Das war dann eben beispielsweise der hellgrüne Tintenfisch.
An diesem Mittwochnachmittag zeigt das Thermometer 27 Grad, in der Sonne aber fühlt es sich deutlich heisser an. Entsprechend beliebt sind die Schattenplätze, sowohl draussen auf dem Parkplatz als auch in der Badi, sowohl auf der Liegewiese als auch auf dem Hügel.
Das ist in Möhlin ja schon seit Generationen so. Oben, auf dem Hügel, chillen die Teenager und jungen Leute, swipen auf ihren Smartphones durch «Snapchat», «Instagram» und «TikTok», hören Musik, spielen Beachvolleyball oder Fussball, quatschen oder sind ganz einfach damit beschäftigt, in knalligen Bikinis und Badehosen gut auszusehen.
Unten, auf der flachen Liegewiese, bei den älteren Badegästen, den regelmässigen Schwimmerinnen und Schwimmern, geht es gemütlicher zu und her. Hier breiten auch viele Familien mit Kindern ihre Tücher und Decken aus. Die Kleinsten sammeln im Planschbecken nebenan ihre ersten Erfahrungen mit dem kühlen Nass – manche mit mehr Begeisterung als andere.
Mit dem Element Wasser keinerlei Probleme hat Luca. Der Neunjährige ist an diesem Nachmittag mit seiner Mama im Möhliner Schwimmbad. Und obwohl die Zähne schon etwas klappern, möchte er nur zu gern noch seinen Paradesprung zeigen: einen «Köpfler» vom Drei-Meter-Sprungturm. Keine Angst? Luca schüttelt grinsend den Kopf. «Nein, das habe ich schon oft gemacht.» Sagt es und hüpft.
Patrick Peter beobachtet derweil vom schattigen Platz unter einem Sonnenschirm aus das Geschehen. Er weiss: Am späteren Nachmittag erreicht die Besucherzahl ihren Höhepunkt. Der Badmeister freut sich ab dem anlaufenden Hochbetrieb – schliesslich musste er im regnerischen Frühsommer lange darauf warten.
Fast nebenbei weist er ein paar Jungs zurecht, die von der Seite ins Becken springen, wo mehrere Schwimmerinnen und Schwimmer ihre Bahnen ziehen. Die Jungs schauen ihn mit grossen Augen an, verziehen sich dann aber zackig. «Gerade zu Beginn der Saison müssen wir Badmeister klarstellen, welche Regeln gelten – dann kommt es gut», sagt Peter. Und gut heisst für ihn: «eine Saison ohne gröbere Vorfälle».