Landwirte und Jäger aus Wegenstetten wollen ab Frühling 2022 junge Rehe mit modernster Technik vor dem Tod durch eine Mähmaschine bewahren. Zu diesem Zweck soll eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft werden. Das kostet viel Geld – deswegen wurde nun eine Spendenaktion initiiert.
Jäger Stefan Weber und Naturfotograf Roland Stäuble wollen gemeinsam Leben retten. Genauer: Sie wollen auf den Feldern von Wegenstetten künftig zusammen Rehkitze vor dem Mähtod bewahren. Dafür haben sie gemeinsam mit Landwirten und weiteren Jägern auf der Crowdfundingplattform Lokalhelden eine Spendenaktion ins Leben gerufen.
«Im Mai und im Juni setzen die Rehgeissen ihre frischen Jungtiere ins hohe Gras. Die Jungtiere bleiben dort vier bis sechs Wochen möglichst regungslos liegen», erklärt der Wegenstetter Jagdobmann Martin Willi. «Ihre Mutter beschützt sie vom Waldrand aus und sucht sie immer wieder zum Säugen auf.» Aber:
«Dieser Instinkt, möglichst ruhig liegen zu bleiben, wird den Kitzen beim Mähen leider zum Verhängnis.»
Die beste Spürnase eines Jagdhundes nütze bei der Suche nichts, weil die Jungtiere noch keinen Eigengeruch hätten, sagt Willi. So kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen.
Rehkitzrettung Wegenstetten
Stefan Weber und Roland Stäuble haben sich vor Jahren im Militär kennen gelernt und sind durch ihre Naturliebe bis heute freundschaftlich verbunden. Während Naturfotografien die grosse Leidenschaft des Bankangestellten Roland Stäuble sind, ist auch sein Freund Stefan Weber zur Genüge in der Natur unterwegs. Im Gegensatz zu Stäuble allerdings nicht mit der Kamera, sondern unter anderem mit dem Gewehr als Jäger in Wegenstetten.
Dass Jäger nur Tiere schiessen, sei allerdings ein Irrtum, sagt Weber: «Die Jäger schiessen nicht nur Tiere. Zu unseren Tätigkeiten gehören auch viele andere Arbeiten. Zum Beispiel das Helfen bei Wildschweinschäden oder das Pflegen von Tieren. Wir sorgen uns um das Wohl der Tiere.»
So beschäftigt die Freunde auch der Umstand, dass in Wegenstetten immer wieder Rehkitze den Mähtod sterben. Vor eineinhalb Jahren wurde Roland Stäuble dann auf eine moderne Möglichkeit zur Rehkitzrettung aufmerksam: die Rettung mit Hilfe von Drohne und Wärmebildkamera.
Stefan Weber war sofort mit an Bord. Daraufhin erklärte sich Stäuble bereit, eine Ausbildung beim Verein Rehkitzrettung Schweiz zu absolvieren, um Jungtiere als Drohnenpilot retten zu können. Das funktioniert: Laut der Website von Rehkitzrettung Schweiz sind mit der Technik schon 2555 Rehkitze gerettet worden. Weber ist von der Technik überzeugt:
«Der Rehkitzschutz mit Drohnen ist der effektivste Weg, Jungtiere zu retten. Es wäre eine gute Ergänzung zu den bestehenden Massnahmen und würde das Leben von vielen Rehkitzen retten.»
Den Freunden ist allerdings auch klar, dass sich das Projekt nur in Zusammenarbeit mit den Landwirten realisieren lässt. So sind sie froh, dass ihr Vorhaben von Landwirten unterstützt wird. Wertvoll sei auch, dass der Gemeindeammann und Landwirt Felix Wendelspiess das Projekt unterstütze. Auch Stefan Webers Jägerkollegen liessen sich einspannen. Das weckt bei Stäuble Hoffnungen:
«Es wäre schön, wenn die Rehkitzrettung ein gemeinsames Projekt von Jägern und Landwirten wird, die sonst nicht immer die gleichen Ziele haben.»
Neben der Unterstützung von Landwirten und den Jägern sind die Initianten auch auf finanzielle Hilfe angewiesen, um die teure Drohne zu beschaffen. Stand Mittwochabend sind schon 21 Spender und über 4000 Franken gespendet. In den nächsten 72 Tagen wollen die Initianten weitere 4500 Franken sammeln.