Wenn am Sonntagabend der Böllerschuss ertönt, werden sie wieder sichtbar: die grossen Flammenbilder in den Wittnauer Hängen. Hunderte von Fackeln wurden dafür in der Vorwoche hergestellt. Doch bis zur Illumination bleiben die Sujets der «Oberen» und «Unteren» geheim.
So manche Autofahrerin und so mancher -fahrer dürfte am Sonntagabend auf der Wittnauer Hauptstrasse das Tempo verlangsamen und den Blick gen Hügel richten. Denn dann flammen die Sujets von Unter- und Oberdorf nach Ertönen des Böllerschusses am traditionellen Fasnachtsfeuer wieder auf.
Ziel ist es, bei den Flammensujets Bezug zu einem aktuellen Thema zu nehmen und in Sachen Originalität und Eindrücklichkeit die andere Dorfhälfte zu übertreffen. Im letzten Jahr widmeten die «Oberen» ihre Flammenbilder dem 10-Jahr-Jubiläum des Juraparks Aargau. Die «Unteren» zeichneten, neben der traditionellen Jahreszahl, eine Friedenstaube an den Berg und formierten innerhalb des Fackelzugs ein Peace-Zeichen.
Natürlich bemühen sich die beiden Dorfhälften, ihre Sujets bis zum Anzünden geheim zu halten. «Schliesslich soll es ja eine Überraschung für die Bevölkerung sein», sagt Carlo Schmid, Präsident des Trägervereins Unterdorf. Sich für dieses Jahr ein passendes Sujet zu überlegen, sei ein Leichtes gewesen. «Es steht im Zusammenhang mit einem Jubiläum im Dorf», sagt er. Bedeckt gibt sich auch Roger Schmid, Präsident des Trägervereins Oberdorf. «Das Sujet behandelt ein aktuelles Thema mit nationalem Ausmass», sagt er.
Mit den Vorbereitungen haben beide Dorfhälften bereits vor einiger Zeit begonnen. Wichtig ist hierbei das Produzieren der Fackeln, welche die Sujets zum Brennen bringen. Das Herstellen der Fackeln beginnt traditionell am Aschermittwoch. «Wir haben am Mittwoch rund 170 Fackeln hergestellt», sagt Roger Schmid.
Hierbei wird Baumwolle um einen Metallstab gewickelt und mit Draht befestigt, bis ein Knäul entsteht. Anschliessend werden die Fackeln in Petroleum getränkt, sodass auch Regen oder Wind den Flammenmotiven nichts anhaben können.
Entzündet werden die Fackeln durch die frisch verheirateten Paare des Vorjahres – dieses Mal sind es acht. Doch bevor die Sujets entflammt werden, gibt es am Samstag und Sonntag noch so einiges zu tun. So müssen etwa kleine Tannenbäume gefällt werden, aus denen die Gerüste für die Sujets gebaut werden. In die Gerüste werden kleine Löcher gebohrt, um in diesen die Fackeln befestigen zu können.
Bei den «Oberen» hat das Gerüst des Flammenbildes etwa eine Höhe von zwölf Metern, die dazugehörige Schrift eine Höhe von etwa vier Metern und eine Breite von maximal 30 Metern. So sind denn auch die Flammenbilder vom rund einen Kilometer entfernten Dorf aus zu erkennen. Zur Tradition gehört es auch, dass nach dem Anzünden der Sujets auf dem zwei Kilometer langen Fackelmarsch in Richtung Dorf Lieder und Verse gesungen werden, um die jeweils andere Dorfhälfte zu verspotten.
Bis heute ist der Ursprung des Fasnachtfeuers noch nicht ganz geklärt. Historiker gehen von einem heidnischen Brauch aus, um den Winter zu vertreiben. Im Dorf wird die Geschichte erzählt, dass man früher keinen Fackelumzug machte, sondern stattdessen brennende Autopneus in das Tal rollen liess.