Aargauer Energieversorger
Mini-Solarstromproduzent kritisiert die AEW Energie AG – «nur ein grünes Mäntelchen»

Ein kleiner Solarstrom-Produzent im Aargau kritisiert die Abnahmetarife der AEW Energie AG. Das Unternehmen entgegnet, die Preise seien für alle gleich.

Fabian Hägler
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Die AEW erhält für ihr Engagement für Strom- und Wärmeproduktion aus erneuerbaren Energien grosses Lob – doch zahlt das Unternehmen kleinen Solarstrom-Produzenten auch genug für ihres? (Symbolbild)

Die AEW erhält für ihr Engagement für Strom- und Wärmeproduktion aus erneuerbaren Energien grosses Lob – doch zahlt das Unternehmen kleinen Solarstrom-Produzenten auch genug für ihres? (Symbolbild)

Keystone

«Energiewende Award 2018: AEW wird in der Kategorie Strom ausgezeichnet.» Dies teilte der grösste Aargauer Energieversorger kürzlich mit und brachte seine Freude über die Auszeichnung der Markt- und Wirtschaftsforscher von EuPD Research in Bonn zum Ausdruck.

«Wir freuen uns, dass der wichtige Beitrag unserer Kunden und der AEW für die Gestaltung der Energiezukunft auf Basis erneuerbarer Energie mit dieser Auszeichnung als herausragendes Energieversorgungsunternehmen bestätigt wurde», liess sich CEO Hubert Zimmermann in der Mitteilung zitieren. David Gautschi, Leiter Erneuerbare Energie der AEW Energie AG, nahm den Energiewende Award in München entgegen.

Zu wenig Geld für Solarstrom?

In der Mitteilung hiess es, die AEW biete ein herausragendes Angebot an Produkten, Dienstleistungen und Informationen rund um die Energiewende und engagiere sich für Strom- und Wärmeproduktion aus erneuerbaren Energien. Weniger begeistert über den Award ist ein Aargauer, der selber eine kleine Photovoltaik-Anlage betreibt und seinen Solarstrom der AEW liefert. «Ich habe das Gefühl, dass sich eine Firma einfach das grüne Mäntelchen überzieht», sagt der Mann, der beruflich in der Elektro-Installationsbranche tätig ist und anonym bleiben möchte.

Er kritisiert, die Abnahmetarife der AEW Energie AG für kleine Solarstromproduzenten im Aargau seien zu niedrig. «Ich erhalte im Hochtarif 5,43 Rappen pro Kilowattstunde, im Niedertarif sind es gar nur 3,73 Rappen», sagt er. Mit diesen tiefen Preisen sei der Anreiz, etwas zur Energiewende beizutragen, für kleine Solarstromproduzenten sehr gering. «Wer eine grössere Anlage hat, erhält eine Vergütung vom Bund und kommt so auf anständige Tarife, aber für die Kleinen ist das heutige System wenig attraktiv», sagt der Mann.

AEW behandelt alle gleich

Die AEW bestätigt auf AZ-Anfrage die genannten Tarife. Man halte sich als Netzbetreiber «seit jeher an die Pflicht, die angebotene Elektrizität aus erneuerbaren Energien im Netzgebiet abzunehmen und angemessen zu vergüten», erklärt Sprecherin Yvonne Kohler.

Dabei würden alle Produzenten gleich behandelt, dies gelte auch für die aktuell gültigen und die künftigen Vergütungen. «Die AEW überprüft ihr Produktportfolio jährlich, dazu gehört auch der Rückliefertarif, also die Vergütung für den von Privaten produzierten Solarstrom», erläutert Kohler. Die Publikation der Preise für das Kalenderjahr 2019 erfolge bis Ende August, kündigt die Unternehmens-Sprecherin an.

Laut dem AEW-Geschäftsbericht 2017 ist der Trend zu Solarstrom-Anlagen auf Dächern von Privathäusern und Gemeindeliegenschaften ungebrochen. Immer mehr Sonnenenergie werde im Aargau dezentral produziert und ins Stromnetz eingespeist. «Im Jahr 2017 haben wir rund 12 Gigawattstunden rückvergütet, den grössten Teil davon für Solarstrom», sagt Yvonne Kohler. Selber produziert hat die AEW Energie AG im vergangenen Jahr 3,315 Gigawattstunden Solarstrom.