Grosser Rat
So wird die neue Präsidentin gefeiert: Ein Abend mit ein paar lauten und vielen leisen Tönen

Der neue Stadtwein, der 90-jährige Lehrer, das soziale Gespür. All dies kam an der Feier der neuen Grossratspräsidentin Renata Siegrist zur Sprache.

Joël Widmer
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Grossratsfeier
10 Bilder
Familienfoto: Moritz Maurer, Rahel Siegrist, Renata Siegrist-Bachmann, Kurt Siegrist und Jonas Siegrist (v.l.).
Markus Dieth mit Christiane Guyer und Thomas Burgherr.
«Stöckli»-Kandidaten Cédric Wermuth, Marianne Binder und Thierry Burkart.
Ehemalige Grossratspräsidenten Bernhard Scholl, Marco Hardmeier und Benjamin Giezendanner.
Christiane Egerszegi-Obrist (FDP), Beat Flach (GLP) und Gertrud Häseli.
Fürs Erinnerungsalbum: Die neue Grossratspräsidentin Renata Siegrist-Bachmann war gestern ein beliebtes Fotosujet.
Die Stadtmusik Zofingen umrahmte den öffentlichen Empfang der neuen Grossratspräsidentin im Gemeindeschulhaus.
Blumen und einen Korb mit Feinem aus dem Fricktal gabs von Bernhard Scholl.
Alt Grossratspräsident Erich Schnyder und alt Nationalrat Hans Zbinden.

Grossratsfeier

Raphael Nadler

Der Festabend begann mit leisen Tönen. In der ehrwürdigen Aula des Zofinger stimmte der Schülerchor zum Song «Show me the way to your heart» an. Entsprechend gerührt war die frisch gewählte Grossratspräsidentin Renata Siegrist, als sie zur Zofinger Bevölkerung sprach. Sie wischte eine Träne weg und sagte: «Ich bin einfach überwältigt.» Es sei so schön, dass so viele Zofingerinnen und Zofinger wegen ihr hier in der Aula seien.

Und berührend ging es weiter. Siegrist erzählte von ihrer Kindheit in den Gassen der Stadt, einer Stadt in der sie sich immer geborgen gefühlt habe. Und sie erzählte von ihrer Zeit im Zofinger Schulhaus und von ihrem Lehrer Hansjörg Lühti. «Er war ein grosser Humanist.» Er habe ihr viel mit auf den Weg gegeben. Und vor einem Jahr habe er ihr im Alter von 90 Jahren bei der Wahl zu Vizepräsidentin noch ein Gedicht geschrieben. «Leider ist der im vergangenen Frühling verstorben und kann diese Feier nicht mehr erleben.»

Dann hallten kräftige Tubaklänge durch die Aula und zum Zofinger Marsch verschoben sich die geladenen Gäste in den Stadtsaal. Dort erzählte Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger zum Start, wie er mit seinen Stadtratskollegen jedes Jahr im Waadtland den Stadtwein verkoste. Und heute Abend sei eine Premiere, denn erstmals werde der neue rote Stadtwein kredenzt, ein Ancora Galotta-Merlot. Dann hallten auch durch den Stadtsaal laute Klänge. Die Tambouren begleiteten Grossratspräsidentin Siegrist unter Applaus in den Saal.

Als erster Redner machte ihr der abtretende Präsident Bernhard Scholl das kommende Jahr schmackhaft. Er habe 130 Anlässe besucht und habe so viele engagierte Aargauer erlebt. Etwas schwierig sei jeweils nur der Weisswein am Sonntagmorgen. Dann überreichte er ihr einen Korb mit Geschenken aus dem Fricktal. Der enthalte auch ein gebranntes Wasser als «Trösterli» für den Ehemann, wie Scholl betone.

Nach der Vorspeise, einer Lauch-Gemüse-Quiche, bedankte sich die grünliberale Fraktionschefin Barbara Portmann für das Vertrauen, das der Grosse Rat ihrer Kollegin entgegenbringe. Und sie hob das soziale Engagement von Siegrist hervor, das sich auch in Parteisitzungen zeige: «Wenn du Teil eines Teams bist, ist die Stimmung sofort hilfsbereit, vertrauensvoll und aufgestellt.»

Dann nahm Sängerin Sandra Rippstein die Bühne mit kräftiger Stimme und berührenden Songs in Beschlag.

Hilfe bei Rückenproblemen

Nach dem Hauptgang, eine Kalbshohrücken mit Kartoffelgratin, richtete sich Landammann Urs Hofmann (SP) an die Gefeierte, schenkte ihr einen kleinen Bären und kündigte an, er werde auf ihre Feldenkrais-Kenntnisse zurückgreifen, wenn er nach einer langen Grossratssitzung wieder mal mit seinen Rückproblemen zu kämpfen habe. Regierungsräte seinen, entgegen anderslautender Gerüchte, gegenüber grossrätlichen Vorschlägen nicht durchwegs resistent.

Zum Schluss kam Siegrist selbst in ihrer Rede nochmals zu den leisen Tönen. Sie versprach eine verbindende Präsidentin zu sein und eine mit einem offenen Ohr für die Bevölkerung. Sie wolle so ihre Sinne schärfen für die unausgesprochenen Probleme wie Einsamkeit oder Armut. «Und ganz generell die Probleme der Leisen unter uns».