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Das Bad in vier Millionen Fünferli-Münzen war das Highlight der Ausstellung «Geld» im Lenzburger Stapferhaus. Nach dem Einsammeln wurden die Fünfräppler gezählt. Die az lüftet das Geheimnis, wie viele der kleinen Geldstücke abhanden gekommen sind.
Ein entspannendes Bad, wie es Dagobert Duck noch vor dem Frühstück in seinem Geldspeicher nimmt, war es nicht. Die vier Millionen Fünfräppler in der Stapferhaus-Ausstellung «Geld» fühlten sich hart und kalt an.
Und doch war das Bad in der Schatzkammer des Stapferhauses eine sinnliche Erfahrung. Wo darf man schon seine Hände ungestraft in ein Meer von Münzen tauchen und in 200'000 Franken wühlen.
Nach der Schliessung der erfolgreichen Ausstellung Ende Juni wurden die Münzen in Kisten gepackt, abtransportiert und von einer Spezialfirma gezählt. Jetzt verrät das Stapferhaus der az das grosse Geheimnis: Es fehlen 183'817 Münzen.
Damit haben sich 4,6 Prozent der vier Millionen Fünfräppler während der Ausstellung in fremde Hosentaschen verirrt. Bei rund 82'000 Besuchern an 511 Ausstellungstagen entspricht dies 360 Fremdgängern pro Tag – oder zwei entlaufenden Fünferli pro Besucher.
Für das Stapferhaus ist das eine Überraschung, und zwar eine positive: Das Lenzburger Kulturhaus hatte pro Besucher fünf fehlende Fünferli budgetiert.
Allerdings kamen gleichzeitig viel mehr Besucher als angenommen. So hat das Stapferhaus unter dem Strich Fünfräppler im Gesamtwert von 9190 Franken verloren.
Das ist nicht weiter schlimm: «Wir haben einen kleinen Verlust budgetiert», sagt Stapferhaus-Leiterin Sibylle Lichtensteiger. Zudem sei der «Fünferli-Raum» eine der günstigsten Installationen der Ausstellung gewesen. «Die 200'000 Franken lagen während dieser Zeit in unserem Ausstellungstresor statt auf der Bank, wo wir auch keinen Zins erhalten hätten.»
Wie viele Fünferli während der Ausstellung fremdgegangen sind, war in den vergangenen Monaten ein heiss diskutiertes Thema. Im Stapferhaus-Team liefen Wetten und auf der Facebook-Seite des Kulturhauses konnten Ausstellungsbesucher ihren Tipp abgeben.
Diese reichen bis 22'341 Fünferli, die nun in fremden Sparschweinen liegen, also 750 Franken. Eine andere Besucherin glaubt mehr an das Gute im Menschen und schätzte, dass zum Schluss der Ausstellung 1111 Münzen (50 Franken) zusätzlich im Geldspeicher schlummerten.
Das Stapferhaus geht davon aus, dass sich die Münzen mehrheitlich während des Geldbades in die Hosensäcke verirrt haben und nicht bewusst geklaut wurden. Viele Münzen sind sogar zurückgeschickt worden.
Die Herzen des Stapferhaus-Teams eroberte diesbezüglich Oliver: Der Bub fand nach dem Besuch der Ausstellung einige Fünferli im Hosensack. Ihn plagte das schlechte Gewissen, worauf er mit Grossbuchstaben einen Brief schrieb: «Liebes Stapferhaus, leider ist mir beim Geldbaden das Geld in meine Tasche gerutscht.»
Auf den Blatt waren sieben Fünfräppler aufgeklebt, ergänzt mit einer selbst gebastelten Münze. «Diese ist selber gemalt und als Entschuldigung.»
Trotz solch schöner Geschichten ist es Stapferhaus-Leiterin Sibylle Lichtensteiger wichtig, dass die Schatzkammer nicht als Gag in Erinnerung bleibt. «Wir wollten unseren Besuchern eine sinnliche Erfahrung mit Geld ermöglichen und eine Kulisse bieten, um sich mit Geld auseinanderzusetzen.»
Ob Geld stinkt, zum Beispiel. Das tut es nämlich, wie zahlreiche Besucher bemerkten. «Wir hörten oft, dass das Geldbad nach Metall stinke und dreckig mache», sagt Lichtensteiger. Einige Hände seien beim langen Wühlen im Geld schwarz geworden. Die Münzen selber sind inzwischen wieder sauber und sollen in Kürze an die Nationalbank geliefert werden.