Lenzburg
Der Millionenrappen wartet immer noch im Münz-Meer

Im Stapferhaus kann man eine Spezialmünze suchen und 10000 Franken gewinnen– ein Selbstversuch

Peter Weingartner
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Rappenmillionär
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Wer Rappenmillionär werden will, muss den einen Rappen unter den vier Millionen Fünfräpplern finden.
Keine leichte Aufgabe.
Das erfordert Strategie.
Am Samstag konnte aber keiner den speziellen Rappen finden. Kommenden Samstag, 6. Februar, winkt die nächste Chance.

Rappenmillionär

Roland Schmid

Die Spannung ist gross; die Erwartungen sinds ebenso: Unter vier Millionen Fünfräpplern versteckt sich eine Münze, die eine Million Rappen wert ist. Also 10 000 Franken. Am Samstagabend konnte man in der Ausstellung «Geld. Jenseits von Gut und Böse» im Stapferhaus im Münz wühlen wie weiland Dagobert Duck. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass einem das Geld (noch) nicht gehört – erst, wenn es gelingt, innert 60 Sekunden die Spezialmünze zu finden.

Geldgier? Neugier?

Geldspiele sind nicht mein Ding. Ich war noch nie im Casino, und den einarmigen Banditen kenne ich vom Sehen und vom Hören her, wenn er, nach ausgiebiger Fütterung, einen Haufen Münzen ausspuckte. Und jetzt das: ohne Einsatz spielen. Was treibt Menschen an, sich das anzutun? Die Gier? Und was treibt mich an? Ja, die Gier, die Neugier.

Nüchtern betrachtet ist es wie beim Lottospielen. Die Chancen auf einen grossen Gewinn sind so gross, wie vom Blitz getroffen zu werden. Oder kleiner. Auf der anderen Seite steht die Tatsache, dass beim Lotto immer jemand gewinnt. Bei der Räppli-Lotterie im Stapferhaus ist das nicht so sicher, doch gewiss ist: Der Glücksräppler, etwas grösser als die Fünfräppler, befindet sich im Raum, unter die Münzen gemischt. Aber wo genau?

Das wirft die Frage nach der Strategie auf. Zumal die Suchzeit auf eine Minute beschränkt ist. Ich ertappe mich bei Überlegungen, welches Vorgehen Erfolg versprechen könnte. Und weiss gleichzeitig: keines. Soll ich auf einen Quadratmeter setzen und denselben genau durchforsten? An der Peripherie oder in der Mitte? Hätte ich mit einer Skizze des Raumes zu jemandem gehen sollen, die pendelt? Oder soll ich einfach durch den Raum schlendern und in der Masse der Fünfräppler das Aussergewöhnliche suchen? Ich kenne eine Person, die am Wegrand in kürzester Zeit eine Handvoll vierblättriger Kleeblätter findet. Diesen Blick schulen, das wärs.

Da steh ich nun in blauen Plastikschuhhüllen und komme mir vor, wie auf einem Geldplaneten. Oder im Münz-Meer. Das Licht geht an, die Zeit beginnt zu laufen. Ich gehe in die Knie, wühle planlos in den Fünfräpplern. Eine Redensart materialisiert sich: Das Geld zerrinnt buchstäblich zwischen den Fingern. Ich wühle, Blicke auf die glänzenden Kupfer-Aluminium-Nickel-Legierungen, Föifi genannt, suche die Münze, die aus der Masse heraussticht, den Millionen-Räppler. Und die Zeit verrinnt: Eine Minute ist eben nicht eine Minute. Man zähle mal beim Zahnarzt, wenn er bohrt, bis 60! Im Münz-Saal piepst bereits der Countdown.

Da! Eine grössere Münze! Ich schaue sie genauer an, und die Worte von Sibylle Lichtensteiger von Stapferhaus kommen mir in den Sinn: «Es hat auch andere Münzen drin, von Besuchern verloren oder liegen gelassen.» Die Enttäuschung ist dank Erwartungslosigkeit – auch eine Taktik – abwesend; ich erkenne sofort: Das ist eine Spielmünze aus der Ausstellung.

Zum Trost gibts beim Ausgang einen Schoggifränkler und den Millionen-Rappen-Button. Händewaschen nach der Räpplersuche ist gerade in Hoch-Zeiten der Grippe empfehlenswert. Geld als virtuelle Zahl mag nicht stinken. In Münzform aber tut es das, ja mehr noch: Eine Frau zeigt schwarze Hände (Hinweis auf besonders hohen Gier-Faktor?) und eilt aufs WC. Nein, nicht Geld waschen.

Welche Strategie haben Sie sich für die Suche nach der Spezialmünze zurechtgelegt?

Claudia Meierhofer (49), Kaiserstuhl «Eine Strategie? Habe ich keine, aber ich habe die Ausstellung schon besucht, weiss also, wies drinnen aussieht und was mich erwartet. Ich hoffe einfach aufs Glück. Ich stehe hin, lasse das Ganze auf mich wirken und hoffe, die Energie der besonderen Münze ziehe mich an.»
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Martin Fuchs (50), Lenzburg «Ich war überwältigt von der Grösse des Raumes. Etwa einen gefühlten Tausendstel konnte ich untersuchen. An der Ausgabenstrategie für die 10'000 Franken fehlte es nicht: Party, Toscana, Essen und Trinken. Gelernt habe ich, dass man zuerst eine Einnahmenstrategie haben sollte.»
Lars Hochstrasser (9), Birr «Es ist schwierig zu sagen, wie ich vorgehen soll. Ich beginne wahrscheinlich einfach auf einer Seite und bewege mich auf die andere zu. Ich suche mit Füssen und Händen. Mein Grossvater hat mir gesagt, ich solle sagen: Taler komm zu mir! Das werde ich sicher tun.»
Linda Jäggi (20), Dottikon «Meine Schwester und ich haben auf dem Livestream verfolgt, wo andere schon erfolglos gesucht haben. Ich habe mich von rechts nach links verschoben, in Absprache mit meiner Schwester. Am Boden kniend habe ich möglichst schnell Fünfräpplerberge hin und her bewegt.»

Claudia Meierhofer (49), Kaiserstuhl «Eine Strategie? Habe ich keine, aber ich habe die Ausstellung schon besucht, weiss also, wies drinnen aussieht und was mich erwartet. Ich hoffe einfach aufs Glück. Ich stehe hin, lasse das Ganze auf mich wirken und hoffe, die Energie der besonderen Münze ziehe mich an.»

Peter Weingartner

Nächste Chance am Samstag

Der Run auf die 10'000-Franken-Münze hielt sich in Grenzen. Man habe die Werbung für die Aktion nicht allzu sehr gepusht, vorab auf die sozialen Medien gesetzt, um ein junges Publikum ins Museum zu locken. Was durchaus gelungen ist. «Wir sind sehr zufrieden mit dem Experiment», sagt Sibylle Lichtensteiger. Knapp 100 Personen jeden Alters, Familien, Paare, Gruppen nahmen teil, doch gefunden wurde die Münze nicht.

Was nun? Sibylle Lichtensteiger: «Wir geben den Leuten in einer Woche nochmals eine Chance, verdoppeln die Zeit auf zwei Minuten und mischen zwei Münzen unter die Fünfräppler». Glatte Vervierfachung der Chancen. Die 10'000 Franken wollen verteilt sein: Sollte auch am nächsten Samstag von 17 bis 22 Uhr niemand die Münze finden, gibts eine Verlosung unter allen, die teilgenommen haben. Zehn Personen würden dann um je 1000 Franken reicher. Chancen? Deutlich grösser, als vom Blitz getroffen zu werden.