Aabach
Für das Vogel-Wohl: Keine Boote und Stand-Up-Paddel in der Brutzeit

Vielen Vögeln ist es am Aabach zu laut. Deshalb ist der Abschnitt zwischen dem See und dem Schloss Hallwyl ab nächstem Frühling für Böötler und Stand-up-Paddler gesperrt.

Anja Suter
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Dieser Aabach-Abschnitt ist kommendes Jahr während der Brutzeit für Boote und Stand-up-Paddel verboten.

Dieser Aabach-Abschnitt ist kommendes Jahr während der Brutzeit für Boote und Stand-up-Paddel verboten.

Nadja Rohner

Im Sommer fahren Stand-up-Paddel und unmotorisierte Boote häufig vom Hallwilersee den Aabach hinunter. Was die Ranger und die Aargauer Seepolizei schon länger stört, ist ab 2020 temporär verboten, und zwar von April bis Juni.

Dann ist die Brutzeit verschiedener Brutvogelarten, und diese fühlen sich vom Lärm gestört, wie Sebastian Meyer, Projektleiter, Kantonale Abteilung Landschaft und Gewässer, erklärt: «Die Anzahl Brutvogel-Arten und Brutpaare pro Art haben in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen, insbesondere an Orten wie entlang des Aabachs, wo der Freizeitrummel immer mehr zunimmt.»

Wie sehr die Population der Brutvögel in den vergangenen Jahren abgenommen hat, weiss René Berner. Der passionierte Ornithologe hat während 35 Jahren im Boniswiler-/Seenger Ried für die Vogelwarte Sempach und den Kanton Aargau die Entwicklung der Brutvogelbestände verfolgt.

«Der aktuelle Bestand ist sehr beunruhigend, anders kann man es nicht ausdrücken», sagt er.
René Berner bezeichnet die momentane Lage gar als einen historischen Tiefpunkt: «Dieses Jahr haben wir kein einziges Brutpaar am Abschnitt zwischen Hallwilersee und dem Schloss Hallwyl gesichtet.»

Auch die Biber sind gegangen

Einige Tiere seien im Mai noch vor Ort gewesen, jedoch wenig später aufgrund des Lärms verschwunden. So sei zum Beispiel der Bestand des Haubentauchers, des Teichrohrsängers und der Rohrammer zurückgegangen.

Auch der Biber habe sich weiter unten am Aabach, im Schlatt-Gebiet niedergelassen, wo es deutlich ruhiger sei, als beim Schloss Hallwyl. «Man darf nicht vergessen, dass der Abschnitt zwischen Hallwilersee und Schloss Hallwyl in einem Naturschutzgebiet liegt», erklärt Berner.

Das Befahren mit Booten und Stand-up-Paddel sei zwar erlaubt, aber ein Teil der Schwimmer und Bootfahrer habe keine Achtung vor der Natur: «Häufig fahren sie durch die Teichrosen oder das Schilf, steigen unterwegs aus und verursachen durch die mitgebrachten Lautsprecher viel Lärm, welcher die Brutvögel verscheucht», so Berner.

Die schiere Menge an Booten und Stand-up-Paddel sei das Problem: «An einem heissen Sommertag haben wir 300 Boote gezählt, die vom Hallwilersee her den Aabach runtergefahren sind.»

Den Zusammenhang zwischen den Booten, den Stand-up-Paddel und den verschwundenen Brutvögeln sieht man auch beim Kanton: «Es sind mehrere Faktoren, die problematisch für die Brutvögel sind. Der Lärm, der verursacht wird, die Häufigkeit der Störungen und die Bewegungen der Menschen und der Ruder», erklärt Sebastian Meyer. Man gehe jedoch davon aus, dass Schwimmer die Brutvögel nicht stören, da meist nur der Kopf oder, je nach Schwimmstil, auch die Füsse sichtbar seien.

Sperrung dauert von April bis Juni

Das Passieren des Aabach-Abschnittes während der Brutzeit kann dank der Revision der Schifffahrtsverordnung verboten werden. Die neue Verordnung gilt ab kommendem Jahr: «Darin ist festgelegt, wann, und mit welchem Gefährt man in das Gewässer darf. Für den Aabach-Abschnitt zwischen Hallwilersee und dem Schloss Hallwyl heisst dies, dass er in der Brutperiode (April bis Juni) gesperrt werden wird», erklärt der Projektleiter Meyer. Wie die Signalisation im Genauen aussehen werde, sei noch nicht entschieden, werde jedoch frühzeitig kommuniziert.

René Berner ist froh über die Massnahmen des Kantons. «Wenn das Gesetz durchgesetzt wird, gibt es eine gute Chance, dass sich der Brutvogelbestand wieder erholen kann. Bekommt man das Problem nicht in den Griff, müssen wir in drei bis vier Jahren nichts mehr machen, dann kommen die Brutvögel nicht mehr zurück.»