Othmarsingen
Ausbilden und behalten, wer bleiben will und gut ist: Wie das Logistikcenter dem Fachkräftemangel vorbeugt

Im Armeelogistikcenter in Othmarsingen arbeiten rund 500 Personen, 50 davon sind Lernende. Am Beispiel der Leiterin berufliche Grundausbildung, Fabiana Leber, zeigt sich, wie eine Karriere im Dienst der Armee verlaufen kann.

Eva Wanner
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500 Personen arbeiten im Armeelogistikcenter Othmarsingen.

500 Personen arbeiten im Armeelogistikcenter Othmarsingen.

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Man sieht sie in Lenzburg und der Umgebung immer wieder, die typischen, militärgrünen Fahrzeuge. Oder die zivilen, die an der M-Nummer erkennbar sind, und ebenfalls zur Armee gehören. Wo kommen all die Autos her – und wo fahren sie hin?

In einen Winkel zwischen Lenzburg und Othmarsingen, den man nicht besucht, wenn man nicht dort arbeitet oder etwas braucht. Denn am Waldrand steht der Hauptstandort, eines von fünf Logistikcentren der Armee (ALC). Hier fassen Rekruten ihre Kampfstiefel, Waffen und die «Ausgänger». Hier werden Fahrzeuge gewaschen, gewartet – und sogar geprüft. Denn das Logistikcenter hat ein eigenes Strassenverkehrsamt, es hat aber auch ein riesiges Hochregallager voller Material, Velos, Generatoren, eine Autowerkstatt, eine Carrosserie. Das Gelände wirkt wie ein eigenes Quartier.

Sieben Wochen Ferien und bezahltes Lernen

Bei der Schweizer Armee sind 9000 Personen angestellt – und 3000 davon sind Zivilangestellte der Logistikbasis, also keine Angehörigen der Armee. Das weiss Fabiana Leber heute – sie wusste es aber damals noch nicht, als sie sich im zehnten Schuljahr nach einem Betrieb umsah, bei dem sie die kaufmännische Lehre absolvieren könnte. Als sie die Ausschreibung vom Armeelogistikcenter in Othmarsingen entdeckte, zögerte die Staufnerin. «Ich dachte, die nehmen mich sicher nicht. Die Armee schien mir so unnahbar.» Und doch tat sie es – und wurde eingestellt.

Leiterin Grundausbildung, Fabiana Leber.

Leiterin Grundausbildung, Fabiana Leber.

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Rund 500 Personen arbeiten im Armeelogistikcenter in Othmarsingen, welches sich über neun Kantone erstreckt. 50 davon sind Lernende in verschiedenen Bereichen. Neben der kaufmännischen Lehre kann man etwa auch eine als Automobil-Fachfrau, eine zum Carrosseriespengler, zum Automobil-Mechatroniker, zur Logistikerin, zum Strassentransportfachmann oder gar zum Büchsenmacher absolvieren. Für Letzteres, so erklärt die 29-Jährige, habe man einen Deal mit einem Waffengeschäft, wo die oder der Lernende denn auch die meiste Zeit verbringt. «Es geht darum, dass dieser Beruf nicht ausstirbt.»

Leber schwärmt von den Anstellungsbedingungen für Lernende beim ALC: Sieben Wochen Ferien, ab 16 ein gratis Halbtax, zwei bezahlte Lernstunden pro Woche, die Lehrmittel bezahlt die Armee und die Arbeitskleidung wird nicht nur bezahlt, sondern auch noch gewaschen. Dass ausserdem nur von Montag bis Freitag gearbeitet werde und am Wochenende nicht, sei besonders im Bereich Logistik aussergewöhnlich.

30 Lehrberufe zur Auswahl

Nun denn, Leber selbst hatte nach ihrer Grundausbildung das Gefühl, noch etwas anderes tun zu wollen. Und wurde intern fündig bei der militärischen Friedensförderung. Ein halbes Jahr verbrachte sie in Bosnien und Herzegowina, sprach mit Einheimischen und Behörden, um den Puls zu fühlen. «Auch ohne Militärdienst geleistet zu haben, kann man sich dort nützlich machen», sagt Leber.

Als sie zurückkam, liess sie sich zur Personalassistentin weiterbilden und inzwischen hat sie die Leitung über die berufliche Grundbildung im ALC Othmarsingen. Über die ganze Armee gesehen, werden 30 Lehrberufe angeboten und 500 Lernende beschäftigt. «Wir investieren viel in unsere Lernende. Wenn es möglich ist, behalten wir sie deshalb nach der Ausbildungszeit», sagt Leber. Unter Fachkräftemangel leide das ALC deshalb noch nicht so stark. «Natürlich können wir nicht alle behalten», sagt sie, «aber, wenn es passt, dann finden wir eine Lösung.»