«Kleiner Mann, was nun?» feierte am Freitag Premiere – der Autor der Bühnenfassung war sehr angetan.
Es ist eine Geschichte, die nahe geht, die Geschichte des kleinen Mannes Johannes Pinneberg, der, der Wirtschaftslage um 1932 ausgeliefert, den Job verliert. Pinneberg will sich nicht vereinnahmen lassen, weder von den Nazis noch den Kommunisten. Und die Mutter, die ein Bordell führt, macht ihn klein. Tausend Gründe zu verzweifeln. Wenn da nicht Lämmchen und Murkel wären. «Mir hat die Inszenierung sehr gut gefallen», sagt Hakan Savas Mican. Er hat den Roman von Hans Fallada neu für das Maxim Gorki Theater in Berlin aufbereitet. «Fallada hat Dialoge wie aus dem echten Leben heraus geschrieben», sagt er.
Pinneberg trifft Emma, sein «Lämmchen», in Ducherow an der Ostsee. Lämmchen wird schwanger; Pinneberg verliert den Job als Buchhalter eines Getreidehändlers, weil er dessen Tochter verschmäht. Sie gehen nach Berlin zu Pinnebergs Mutter, er wird Kleiderverkäufer. Sie verlieren die Wohnung, die Mutter fordert Miete, hausen dann in einer Absteige, denn niemand will sie: «Kinder ruinieren nur unsere Möbel.» Den Job verliert er, weil er die Vorgaben des Reorganisators nicht erfüllt, allem «Keep smiling» zum Trotz. Leute überreden, das liegt ihm nicht.
Dem TaB-Ensemble unter der Regie von Gunhild Hamer gelingt eine atmosphärisch dichte Inszenierung. Die verschiedenen Elemente, allen voran die grossartige Live-Musik, dann aber auch die Projektionen, Licht und die verschiedenen Schauplätze, sind nie Selbstzweck. Lyrische Szenen stehen neben Slapstick-Anleihen. Das Publikum lebt mit. Oder wie Hakan Savas Mican es sagt: «Ich mag die bescheidene Haltung des Abends im Dienst der Geschichte, sehr publikumsnah.»
Pinneberg (Stefan Lienhard) und Lämmchen (Susanne Vonarburg-Lässer) lassen das Publikum teilhaben an den Nöten der kleinen Leute. Alle Figuren tragen zu einem beeindruckenden Abend bei. Erich Bruderer, Gemeindeammann von Menziken, bewundert den Text und sieht den «Bezug zur heutigen Zeit: reorganisieren, optimieren». Rhea Hächler aus Aarau ist erstaunt über die Aktualität der Themen, über das Wirtschaftliche hinaus das Zwischenmenschliche: «Gefühle sind nicht an eine bestimmte Zeit gebunden.» Und Falladas Geschichte nicht an Berlin. Hakan Savas Mican: «Das Publikum hier geht gleich mit wie das in Berlin.»
Am Ende, als Pinneberg am Boden liegt, hält Lämmchen mit Stopf- und Flickarbeiten die junge Familie mit dem Murkel, Söhnchen Horst, über Wasser. Eine schwere Geschichte? Die letzte Szene entlässt das Publikum nicht in die Depression. Weitere 10 Aufführungen bis zum 29. März. Vorverkauf unter tab.ch.