Beim Schreiben ist sie wie in Trance: Die Bad Zurzacher Buchautorin und Kolumnistin erhält 20 000 Franken für ihr literarisches Schaffen.
«Das ist wie Schokolade intravenös», jubiliert Sybil Schreiber auf Facebook und strahlt in die Kamera. Grund für die überschwängliche Freude: Sie hat kurz vorher erfahren, dass das Aargauer Kuratorium sie für ihr literarisches Schaffen dieses Jahr mit einem Werkbeitrag von 20'000 Franken unterstützt.
Im Jurybericht ist zu lesen:
«In einer klaren und unverschnörkelten Sprache, psychologisch immer schlüssig beschreibt Sybil Schreiber in ihren Storys den Lebensweg mehrerer Frauen zwischen Tristesse und Aufbruch.»
Gemeint ist damit ihr neues Buch mit dem Arbeitstitel «Safranhimmel», aus dem Sybil Schreiber einen Text eingereicht hat.
«Mit Bücherschreiben wird man höchst selten reich», sagt die Autorin und Kolumnistin, «deshalb ist so ein finanzieller Schub ungeheuer wertvoll.» Sie bereitet gerade zwei Schreibkurse im Geschichtenhaus Hirschli in Bad Zurzach vor, hat mit ihrem Mann Steven Schneider wie gehabt wöchentlich ihre Rubrik in der Coop-Zeitung.
Zudem ist ein Podcast über den Ehealltag in der Pipeline, und im Dezember erscheint ein neues Kolumnenbuch mit dem Titel «Paarcours d’amour».
Wenn jemand vom vielseitigen Schreiben leben kann, dann ist es sie. «Wir können den Lebensstil führen, der uns glücklich macht. Materielle Werte bedeuten mir kaum etwas. Aber die Freiheit zu Schreiben – das ist meine Form von Luxus», meint Schreiber dazu. «Der Werkbeitrag ermöglicht mir, mich eine Weile ganz meinem neuen Buch zu widmen und keine anderen Aufträge annehmen zu müssen», bekundet die gebürtige Münchnerin.
«Safranhimmel» ist ihr zweiter Kurzgeschichtenband, der im kommenden Jahr erscheinen soll. Die verschiedenen miteinander verwobenen Schicksale der Protagonistinnen spielen in einer anonymen Wohnsiedlung während eines Frühlings, in dem Saharastaub in der Luft liegt.
«Ich gebe intime Einblicke in ihr schicksalhaftes Leben. Es geht teilweise brutal her und zu. Nicht alle überleben», erzählt Schreiber. Sie spricht von skurrilen Storys über Menschen, die auf den ersten Blick eher unauffällig sind. Sie sagt:
«In den Geschichten entfalten sich Welten voller Sehnsüchte, Enttäuschungen und Verletzungen. Aber das Buch hat auch humoristische Facetten.»
Am liebsten igelt sich Sybil Schreiber allein und ungestört zuhause oder irgendwo in den Bergen ein und taucht ganz in ihre Welten ein: «Dann bin ich wie in Trance. Wenn ich ein paar Wochen später meine Texte lese, weiss ich oft gar nicht mehr, wie sie entstanden sind.»
Mit Steven Schneider tauscht sie sich regelmässig über die literarischen Erzeugnisse aus. «Wir sind uns gegenseitig die grösste Inspiration, aber auch die härtesten Kritiker», meint sie und fügt hinzu: «Das kann manchmal wehtun. Bei mir landet einiges im Müll. Danach suche ich einen neuen Weg, eine bessere Figur und lass mich von mir selbst überraschen.»