Eineinhalb Jahre war das Traditionshaus in Bad Zurzach coronabedingt geschlossen. Jetzt folgte die Wiedereröffnung - unter neuem Besitzer und neuer Geschäftsführung.
Zum Gasthof «zur Waag» haben die Bad Zurzacher eine ganz besondere Beziehung. Annähernd wie jene zur heiligen Verena, deren Name das Münster auf der gegenüberliegenden Strassenseite trägt. Das Haus ist untrennbar mit der Geschichte des Bezirkshauptorts verbunden.
Und, es gibt eine unmittelbare Verbindung zwischen der Heiligen und dem Gebäude, das 1586 als Messehaus erbaut wurde und als das besterhaltene im Ort gilt. Die Wallfahrten zu Verenas Grab waren unter anderem Anlass zur Entstehung der Zurzacher Messen im Mittelalter. Der pittoreske und romantische Innenhof der «Waag» diente damals den Zurzachern als Markt- und Handelsplatz.
Von der einstigen Betriebsamkeit war zuletzt nicht mehr viel spürbar. Als Folge der Coronapandemie schloss der «Waag» im März vor einem Jahr seine Türen und blieb fortan zu. In Bad Zurzach stellte man sich die Frage, ob und wenn ja, wie es weitergehen würde. Nun ist klar: Es geht weiter. Anfang Juli wurde der Gasthof wieder eröffnet. Unter neuer Eigentümerschaft und mit einer neuen Geschäftsleitung.
Der Unternehmer Markus Schön aus Turgi erwarb die Liegenschaft an der Hauptstrasse 25 von der langjährigen Besitzerin, der Credit Suisse. Gleichzeitig kam es zu einem Wechsel in der Führung des Betriebs. Schöns Firma, die Delicia Bistro GmbH ist neu unternehmerisch für die «Waag» verantwortlich.
Die Firma mit Sitz Schöns Wohnort übergab die Pacht an Michael Held. Am gebürtigen Berner ist es nun, dem Restaurant und dem dazugehörenden Hotel mit seinen 21 Zimmern wieder Leben einzuhauchen. Laut Held sei der Start vielversprechend verlaufen. Er habe viele positive Reaktionen aus der Bevölkerung erhalten und auch über die Nachfrage könne er sich nicht beklagen, sagt der 49-Jährige, der zuletzt ein Hotel im Emmental führte, ehe es – ebenfalls wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid – schliessen musste.
Held spielt dabei fürs Erste auch ein glücklicher Umstand in die Karten. Die Hotelzimmer sind bis Ende September praktisch ausgebucht. Bei ihm logieren Fachleute, die momentan mit Revisionsarbeiten im AKW in Leibstadt beschäftigt sind. Die Anschubhilfe sei natürlich willkommen. Als Unternehmer müsse er aber langfristig denken, so Held. Sprich: Wenn die Atomleute abgewandert sind, soll sich das Augenmerk wieder auf «normale Touristen», wie Wanderer, Velo- und Motorradfahrer richten.
Michael Helds Team besteht derzeit aus fünf Personen. Die Belegschaft soll allerdings sukzessive ausgebaut werden, damit man den Wünschen der Gäste und den eigenen Ansprüchen gerecht werden könne. Held ist seit bald 25 Jahren in der Gastronomie tätig. Er wisse, auf was es ankomme, um die Kundschaft zufriedenzustellen.
«Das Haus mit diesem unvergleichlichen Flair allein genügt nicht. Wir setzen auf Tradition gepaart mit Innovation.»
Will heissen: Er richtet den Fokus bei den Speisen auf Schweizer Küche. «Aber nicht nur im herkömmlichen Sinne, sondern mit dem gewissen Etwas.»
Sowie dem Motto: Weniger ist mehr. «Keine endlos lange Speisekarte, dafür hohe Qualität und saisonal», so Held. Um dies zu garantieren, kauft er seine Produkte überwiegend bei regionalen Anbietern ein. Sei es Gemüse beim Bio-Meier in Full, beim heimischen Metzger, oder den Wein gleich über den Berg in Tegerfelden.
Spontan und ein hohes Mass an Flexibilität sind Helds Maxime. Das traf auch auf seine neue Aufgabe in der «Waag» zu: Anfang Juni erhielt er von Markus Schön die Anfrage – er zögerte keine Sekunde.