Bad Zurzach
Er war Bahnhofvorstand und Galerist – die einmalige Karriere des 91-jährigen Alois Hauser

Die Galerie Mauritiushof in Bad Zurzach hat eine bewegte Vergangenheit. Am 50-Jahr-Jubiläum blicken Publizist Roy Oppenheim und Alois Hauser, der die Geschichte des Hauses massgebend mitprägte, zurück.

Ursula Burgherr
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Der ehemalige Mauritiushof-Galerist Alois Hauser (l.) und Roy Oppenheim.

Der ehemalige Mauritiushof-Galerist Alois Hauser (l.) und Roy Oppenheim.

Ursula Burgherr

Bis auf den letzten Platz besetzt waren die Stuhlreihen im Garten des Mauritiushofs. Ein deutliches Zeichen, welche Beliebtheit die seit 50 Jahren bestehende Galerie als kultureller Treffpunkt im Flecken von Bad Zurzach hat.

Der Festredner und momentane Galerieleiter Roy Oppenheim zeigte die Anfänge des Hauses auf. Impulsgeber waren Walter und Margrit Edelmann Meyer, Gründer der heutigen Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden. Mit 20’000 Franken leisteten sie 1957 den ersten Anschub zum Kur- und Bäderbetrieb.

In den 60er-Jahren kamen dank eines «Badebatzens» von zehn bis 20 Rappen pro Eintritt rund 60’000 Franken dazu. Ein Teil dieses Geldes floss auch in die Kultur ein. 1972 bauten die Unternehmer Max Schönenberger und Branco Weiss dann das Haus zum Elefanten um und fingen im unteren Stock an, eine Galerie zu betreiben. Roy Oppenheim erklärt:

«Ausstellungsorte wie dieser waren damals sehr en vogue. In Zurzach schien das aber niemanden zu beeindrucken.»

Das Unternehmen zeitigte kaum Erfolge und nach zwei Jahren strichen die zwei Gründer die Segel.

SBB-Arbeitskollegen sprangen für ihn ein

«Ich habe von Tuten und Blasen keine Ahnung», war Alois Hausers erste Reaktion, als man ihm 1974 die Leitung der Galerie antrug. Das war natürlich untertrieben. Der ehemalige Bahnhofvorstand von Bad Zurzach malt selber und engagiert sich seit jeher für Kultur.

Viel Publikum am 50-Jahr-Jubiläum der Galerie Mauritiushof.

Viel Publikum am 50-Jahr-Jubiläum der Galerie Mauritiushof.

Ursula Burgherr

Er liess sich dann doch überreden und übernahm das Zepter fortan. 40 Jahre hielt er es in den Händen. Organisierte in dieser Zeit über 300 Ausstellungen. Notabene alle in seiner Freizeit. «Ich übernahm die Feiertagsdienste meiner Kollegen bei den SBB und sie sprangen dafür ein, wenn ich eine Vernissage anrichtete», sagt der heute 91-Jährige am Jubiläumsfest.

Er steht zu Recht im Mittelpunkt, obwohl er das gar nicht will. «Schreib nichts über mich, denn ich bin gar nicht wichtig», sagt er der Journalistin. Das ist typisch für ihn. Natürlich freut er sich doch über die Aufmerksamkeit und zeigt wie immer seinen kauzigen Witz und Charme, mit dem er jeweils die Herzen des Publikums bei den Ausstellungseröffnungen eroberte.

Viel Prominenz, aber auch ein Sprungbrett für unbekannte Künstler

1974 drehte sich der Schlüssel zur Galerie zum Elefanten ein letztes Mal. Ab dato wurde das 300-jährige Gebäude des Mauritiushofs zum Zentrum des Kunstbetriebs und läutete eine neue Ära ein. Im Parterre finden seitdem alternierende Ausstellungen statt.

In der oberen Etage hat das Lebenswerk von Pieter van de Cuylen Platz gefunden. Er hat den Expressionismus schon früh in neue Sphären katapultiert. Ein Film von Roy und Rachela Oppenheim zeigt am Jubiläumsanlass einige der Highlights. Clown und Maler Dimitri stellten genauso aus wie Cartoonist Nico.

Die Galerie war aber auch Sprungbrett für junge und noch unbekannte Kunstschaffende. Qualität war Alois Hauser wichtig:

«Ich habe im Vorfeld immer alle in ihren Ateliers besucht, wo die Werke entstanden.»

Er hätte noch lange weitermachen können. Doch das Alter zollte seinen Tribut.

Es ist noch offen, wer künftig die Leitung übernimmt

2014 übergab er die Leitung in die Hände von Laura Wurster. Vier Jahre später folgte Sebastiano Bucca. Weil dieser sich wieder vermehrt der eigenen Kunst widmen will, trat er in diesem Jahr ab. «Wir bedauern das sehr», sagt Oppenheim. Als Präsident der ortsansässigen Kulturkommission liegt es nun an ihm, wer die zukünftige Leitung der Galerie Mauritiushof übernehmen soll.

«Wir sind in Gesprächen mit Kandidatinnen und Kandidaten.» Ein wichtiges Anliegen des Publizisten ist es, auch wieder vermehrt jüngere Generation ins Boot zu holen. «Wir möchten mit der zukünftigen Führung das Genre ausweiten und auch Literatur, Musik oder Slam-Poetry Platz bieten», meint er.

Der Galeriebetrieb Mauritiushof soll mit einer kompetenten Leitung – wie bis anhin – auch für die künftigen Jahre als Kulturzentrum von Bad Zurzach Ausstrahlung weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus gewinnen.

Hinweis: Die aktuelle Ausstellung von Skulpturen des Künstlers und Unternehmers Heinz Aeschlimann kann noch bis zum 28. August 2022 besichtigt werden. Öffnungszeiten: Mi bis Sa, 14 bis 17 Uhr, So, 11 bis 17 Uhr. Galerie Mauritiushof, Hauptstrasse 41, 5330 Bad Zurzach.