Bad Zurzach
Würdigung für einen grossen Künstler: Was Ted Scapa und den Mauritiushof verbindet

Die Galerie in Bad Zurzach ehrt das Schaffen des Künstlers Ted Scapa mit einer Ausstellung seiner Cartoons und Filme über sein Leben und Wirken.

Ursula Burgherr
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Ted Scapa (hier im Jahr 2017) ist inzwischen 91-jährig. Der Künstler lebt heute im Generationenhaus «Bürgerspittel» in Bern.

Ted Scapa (hier im Jahr 2017) ist inzwischen 91-jährig. Der Künstler lebt heute im Generationenhaus «Bürgerspittel» in Bern.

Priska Ketterer/Stiftung Leuchtturm Rheinquelle / Urner Zeitung

«Ted Scapa ist ein Gesamtkunstwerk», bringt Vernissagen-Redner Roy Oppenheim das vielseitige Schaffen seines langjährigen Weggefährten auf den Punkt. An der Vernissage in der Galerie Mauritiushof in Bad Zurzach kann der heute 91-jährige Künstler aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen. Dafür ist seine Tochter Tessa Schaap anwesend und erzählt zusammen mit Oppenheim Episoden aus dem Leben des gebürtigen Holländers, der schon seit vielen Jahren in der Schweiz lebt.

Ein Flair, die Menschen zu öffnen

Von der Präsentation einer Reihe von Swatch-Uhren, die Scapa entworfen hatte, ist die Rede. Sie wurden in einem venezianischen Teatro La Fenice vor Hunderten von Journalisten vorgestellt. Aber auch die unzähligen Workshops, die er vor unterschiedlichstem Publikum gab, sind Thema in der Laudatio. Mit Kindern gestaltete er an der Expo in Neuenburg aus Recyclingmaterial neue Objekte. «Scapa hatte ein unglaubliches Flair, Menschen zu öffnen und für ihre Kreativität empfänglich zu machen», erzählt Tessa Schaap.

Roy Oppenheim und Scapas Tochter Tessa Schaap erzählten im Mauritiushof aus dem Leben des Künstlers.

Roy Oppenheim und Scapas Tochter Tessa Schaap erzählten im Mauritiushof aus dem Leben des Künstlers.

Ursula Burgherr

Ted Scapa wurde auch in den Iran, nach Russland, Afghanistan und China eingeladen, um mit Jugendlichen zu zeichnen. Verständigungsschwierigkeiten gab es nie. Die Sprache der Kunst ist universell. Nach seinem Studium an der königlichen Akademie der bildenden Künste in Amsterdam brachte ihn die Liebe in die Schweiz. Er lernte in Bern die junge Künstlerin Meret Benteli kennen. 20 Jahre leitete Scapa den Benteli-Verlag, gab in dieser Funktion etwa 1500 Bücher heraus von Künstlern wie Chagall, Tinguely oder Picasso. Und von Schweizer Kabarettisten wie César Kaiser, Margrit Läubli, Elsie Attenhofer, Alfred Rasser und Franz Hohler.

Mit Kunst verarbeitete er Schicksalsschläge

Scapa kannte sie alle persönlich. Er ist bis heute ein grosser Menschenfreund, der sich stets seine kindliche Neugier bewahrte. Einer seiner Leitsätze stammte von Constantin Brancusi: «Wenn wir nicht mehr Kinder sind, sind wir schon tot.» In den 1960er- und 70er-Jahren leitete er die Sendung Spielhaus auf SRF. «Kunst ist die einzige Chance, um mit dem Leben fertig zu werden», meint Ted Scapa stets.

Seine zweite Tochter Ghita überlebt die Geburt der Zwillinge nicht. Kurz darauf stirbt auch seine Frau Meret. Familiendramen, die ihn schwer belasten. Mit einer Serie von Menschen, die sich in Wolken auflösen, versucht er, diese Schicksalsschläge in seiner Kunst zu verarbeiten. Aber auch Karikaturen zum Thema Musik gibt es im Mauritiushof zu sehen. Ein Schweizer Kreuz, an dessen Arme sich immer mehr Menschen klammern. Ein Mensch, der sich auf dem Weg die Karriereleiter hoch in den Stufen verfängt.

Die Cartoons von Scapa sind gespickt mit kleinen, aber feinsinnigen und kritischen Alltagsbeobachtungen. Wer Zeit und Lust hat, kann sich in einem seiner Cartoon-Bücher vertiefen. Im Film über Scapa (Produktion Roy Oppenheim) gibt es besonders berührende Momente. Das Mauritiushof-Publikum erlebt den Arzt Christian Wenk bei einem Pianokonzert im KKL Luzern. Er ist seit einem Unfall querschnittgelähmt, hat aber niemals aufgegeben. Solche Menschen faszinieren Scapa und er unterstützt sie nach Kräften. 2008 wird er für sein soziales Engagement mit einem Anerkennungspreis von der Krebsliga ausgezeichnet.

Seine Erfolge entstanden durch viele Misserfolge

«Mein Erfolg entstand durch viele Misserfolge», gibt er in einer anderen Filmsequenz zu. Und als leidenschaftlicher Kunstsammler erzählt er, dass er einmal ein Werk von Kandinsky für 100 000 Franken hätte kaufen können. «Damals hatte ich leider das Geld nicht. In der Zwischenzeit ist das Bild mehrere Millionen wert.» Der Lebensmittelpunkt von Ted Scapa ist heute das «Bürgerspittel» in Bern. Sein Zimmer ist voller Farbtöpfe, Pinsel und anderer Malutensilien. Denn der kreative Geist hat noch viel vor. Oppenheim telefoniert regelmässig mit ihm. Zum Schluss sage Scapa immer:

«Mach’s guet, und du weisch: mer fönd jo erscht ah!»

Neue Galerieleitung gesucht

Einen Neuanfang soll es auch für die Galerie Mauritiushof geben. Drei Jahre stand sie unter der Leitung von Sebastiano Bucca, der nun seine eigenen künstlerischen Aktivitäten weiterentwickeln möchte und im April die letzte Ausstellung organisiert. «Wir wollen die einzige professionell geführte Galerie in Bad Zurzach in genauso gute Hände geben, wie sie es bisher war», meint Oppenheim.

Als Präsident der Kulturkommission, die der Galerie vorsteht, liegt es an ihm, eine geeignete Nachfolge zu finden. «Wir suchen eine Person, die genau ins Konzept passt. Deshalb nehmen wir uns Zeit», meint er. Für den Ausstellungsbetrieb wird Oppenheim zusammen mit seiner Gattin Rachela ad interim sorgen.

Ausstellung bis 3. April 2022 im Mauritiushof. Matinee I: 6. März, 11 Uhr. Matinee II: 27. März, 11 Uhr. Öffnungszeiten: Mi bis Sa 14 bis 17 Uhr, So 11 bis 17 Uhr.