Startseite
Aargau
Zurzibiet
In der Region Baden stösst das regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau (Oase) auf Widerstand. Anders im Zurzibiet. Hier begrüsst man die Massnahmen gegen den zunehmenden Verkehr. Die Region wünscht sich einen zuverlässigen Anschluss an Baden, Brugg und die A1/3.
Noch bis zum 17. Januar 2020 findet die öffentliche Anhörung zum regionalen Gesamtverkehrskonzept Ostaargau (Oase) statt. Nach den Anlässen in Nussbaumen, Baden und Brugg informierte der Kanton nun die Bevölkerung des Zurzibiets über den Einfluss des 1-Milliarden-Projekts auf die Verkehrsplanung des Unteren Aaretals. Zu diesem Zweck trafen sich Behörden und Interessierte am Donnerstagabend im AWZ Arbeits- und Wohnzentrum Kleindöttingen.
Die Oase, ein Projekt mit Zeithorizont 2040, wurde vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons (BVU) in Zusammenarbeit mit den regionalen Planungsverbänden Brugg Regio, Baden Regio und Zurzibiet Regio sowie den zwölf Kerngemeinden rund um die Kernstädte Baden-Wettingen und Brugg-Windisch erarbeitet. Sie soll die Zentren Baden und Brugg entlasten und das Untere Aaretal besser ans übergeordnete Netz anbinden. Die beiden Gemeinden Villigen und Würenlingen mit dem Paul-Scherrer-Institut (PSI) als bedeutende Verkehrserzeuger werden in der verkehrsfunktionalen Betrachtung dem Unteren Aaretal und damit dem Zurzibiet zugeschrieben.
In der Region Baden stösst die Oase auf Widerstand. Das zeigte sich bereits beim Info-Abend in Nussbaumen. Der Tenor aus dem Volk war sehr deutlich: Die Oase löst in Ober- und Untersiggenthal Angst vor Mehrverkehr aus. Und an der Veranstaltung in Baden war spürbar: Nicht nur im Siggenthal und im Kappelerhof fürchtet man mehr Lasten- und Autoverkehr. Auch im Badener Chrüzliberg-Quartier gibt es offenbar grossen Unmut über das am Liebenfels geplante Portal des Martinsbergtunnels.
Und im Zurzibiet? Hier ist die Stimmungslage eine andere. Böttsteins Vizemmann Bruno Rigo sagte schon vor der Veranstaltung: "Am liebsten wäre mir, man würde gleich morgen mit dem Bauen beginnen. Das Untere Aaretal braucht eine zuverlässige Anbindung an die Regionen Baden und Brugg. An die A1 und die A3."
Carlo Degelo, Leiter Abteilung Verkehr des Kantons, versprach dann auch: „Das Untere Aaretal wird zwar nicht schneller, aber zuverlässiger angebunden sein.“ Reisezeiten liessen sich besser abschätzen. Frank Rüede, Projektleiter Oase, sagte, dass das Zurzibiet vom 15-Minuten-Takt der S-Bahn profitieren werde. Heute gilt ein 30-Minuten-Takt.
Wirkungen ergeben sich im Zurzibiet vor allem im Bereich Wirtschaft (Reisezeitgewinne). Es werden keine Infrastrukturen gebaut, die negative Umweltwirkungen verursachen können. Infolge von neuen Infrastrukturen in Baden oder Brugg sind auch keine spürbaren Verkehrszu- oder –abnahmen im Zurzibiet zu erwarten. Die anfallenden Nutzen durch die Reisezeitgewinne sind im Vergleich zum Gesamtnutzen der Varianten vergleichsweise gering, die Anbindung des Unteren Aaretal lässt sich damit aber verbessern. Die Oase trägt somit dazu bei, dass sich die heutigen lagebedingten Wettbewerbsnachteile des Unteren Aaretals gegenüber anderen Aargauer Regionen trotz Verkehrswachstum nicht verschlechtern werden.
Felix Binder, Präsident von Zurzibiet Regio, sagte: „Ich und der Planungsverband stehen zum Oase-Projekt. Das Zurzibiet ist auf Lösungen in Baden und Brugg angewiesen. Sonst stehen wir an wie die Grenzgänger. Der beschrittene Weg ist der richtige.“
Auch René Utiger, Präsident des Wirtschaftsforum Zurzibiet, teilte Binders Ansicht: „Aus unserer Sicht ist das Oase-Projekt höchst erfreulich.“
Fragen von den rund 50 Zuhörern gab es auch zum Grenzübergang in Koblenz. Dort nimmt vor allem der Lastwagenverkehr stark zu. Koblenz ist jedoch nicht Bestandteil des Oase-Projekts. Allerdings informierten die Kantonsvertreter: „Es gibt eine laufende Verkehrsstudie zusammen mit Deutschland, welche die Leistungsfähigkeit der Grenzübergänge ermittelt.“ Die Frage: Braucht es zusätzliche Grenzübergänge und Infrastrukturmassnahmen. Untersucht wird der Raum von Basel bis zum Bodensee mit Fokus auf den Schwerverkehr. Die Studie wird Ende Jahr abgeschlossen sein. Im Frühjahr 2020 werden die Ergebnisse präsentiert. „Die Frage, wie wir mit den Rheinübergängen umgehen, wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen“, prophezeite Frank Rüede.
Nach über 2 Stunden war der Informationsabend in Kleindöttingen zu Ende. Die Vertreter des Kantons sagten noch einmal mit Nachdruck zum Publikum: «Bitte bringen Sie sich ein, nehmen Sie an der Anhörung teil.» Bis zum 17. Januar können alle Bürgerinnen und Bürger Stellung nehmen. Die Unterlagen sind auf der Website des Kantons zu finden und liegen in den Bezirkshauptorten öffentlich auf.
Es gehe jetzt darum, bis zum Januar die Bevölkerung anzuhören. Danach muss der Grosse Rat über die Festsetzung im Richtplan entscheiden. Erst dann kann das Department Bau, Verkehr und Umwelt mit der konkreten Planung beginnen.