Endingen
Der «Schützen» ist zum Verkauf ausgeschrieben – doch was mit ihm geschehen soll, ist unklar

Das markante Gebäude im Dorfzentrum von Endingen hat eine lange Geschichte hinter sich. Jetzt soll die Liegenschaft für 1,5 Millionen Franken verkauft werden. Der Besitzer äussert sich nicht zu den Plänen.

David Rutschmann
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Das ehemalige Restaurant Schützen Endingen.

Das ehemalige Restaurant Schützen Endingen.

Daniel Weissenbrunner

Einst war das Restaurant Schützen eine angesehene Adresse in Endingen, bekannt für Bankette und vor langer Zeit auch als Brauerei. Das orangerote Gebäude stand schon im Dorfzentrum an der Hirschengasse, als diese noch Kothgasse hiess und noch nicht in der Surbtalstrasse mündete.

Mittlerweile steht das traditionsreiche Gebäude allerdings seit fast einem Jahrzehnt leer. Der Besitzer der Immobilie will das nun offensichtlich ändern: Als «Umbau-Sanierungsobjekt mit vielseitigem Nutzungspotenzial» ist der ehe- malige «Schützen» auf der Immobilien-Plattform Immoscout 24 zum Verkauf ausgeschrieben. «Es bietet Architekten und Generalunternehmungen viel Potenzial zur Neugestaltung und Umnutzung», heisst es da.

Zum Verkaufsobjekt gehören neben dem Wohn- und Gewerbehaus noch eine 306 Quadratmeter grosse Parzelle, welche als Parkplätze genutzt werden kann. Der Verkaufspreis der Liegenschaft ist mit 1,5 Millionen Franken veranschlagt.

Ausschreibung lässt keine Schlüsse auf Nutzung zu

Wie ein potenzieller Käufer das Gebäude nutzen soll, lässt die Ausschreibung offen – ob also in Zukunft im «Schützen» wieder bewirtet wird, ist vom Investor abhängig. Der Schriftzug «Schützen» jedenfalls hängt noch am Gebäude, ebenso wie ein Teil des Aushängeschilds des Gasthauses. Mittlerweile fehlt dem Aushängeschild der sogenannte Brauerstern, der aufgrund seiner Form gerne mit einem Davidsstern verwechselt werden könnte, aber mit der jüdischen Geschichte im Surbtal zu tun hat.

Dieser Brauerstern wies auf die Vergangenheit des Gasthauses als Brauerei hin – nachzulesen im Endinger Buch von Karl Weibel. Der Gasthof Schützen hiess früher nämlich «zur Brauerei». Franz Leonz Keller-Rau hatte an dieser Stelle im 19. Jahrhundert eine Brauerei errichtet. Als Gemeinderats- und Grossratsmitglied war er im Dorf angesehen. Sein Bier verkaufte er für 15 Rappen den Becher und zog mit einer Kutsche zum Verkauf auch durch die Nachbardörfer.

Keller-Rau betrieb bald weitere Brauereien in der Region: die Krone in Lengnau (heutiges Restaurant Krone) und die Brauerei in Lengnau (heute Wohn- und Ärztehaus). Vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Brauerei stillgelegt. Der Brauerssohn und spätere ­Vizeammann Keller wurde fortan Wirt des Gasthauses, das von nun an «Schützen» hiess. Zum Gebäude gehörte eine Kegelbahn, die allerdings ebenfalls stillgelegt wurde. Die Wirtschaft wurde entlang der Familienlinie von Keller an seinen Sohn Ruedi und zuletzt an dessen Sohn Lorenz Keller weitergereicht.

Keine Angaben vom Besitzer zum aktuellen Stand

Der letzte «Schützen»-Wirt aus der Keller-Dynastie verkaufte die Liegenschaft dann vor rund neun Jahren an René Stammbach. Stammbach, seines Zeichens Präsident von Swiss Tennis, sagte der AZ, er habe verhindern wollen, dass die Immobilie zum Spekulationsobjekt wird. 2019 verkaufte er sie dann an Bernhard Hollinger, der in Gebenstorf als Allgemeinmediziner arbeitet. Mittlerweile steht das Gebäude öffentlich zum Verkauf.

Was in Zukunft mit dem ehemaligen «Schützen» passieren könnte, steht noch in den Sternen: Der zuständige Immobilienmakler erklärte auf Anfrage, dass der Besitzer keine Angaben zum Verkauf des Gebäudes machen wolle.