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Seit über einem Jahrhundert hat die Zigarrenfabrik Villiger einen Standort ennet der Grenze in Waldshut-Tiengen. Patron Heinrich Villiger fährt auch mit über 90 Jahren fast täglich von seinem Wohnort in Full über die Grenze. Und mischte sogar in der Formel 1 mit.
Einem Verwaltungsakt ennet der Zurzibieter Grenze im vorigen Jahrhundert ist es zu verdanken, dass die Zigarrenfabrik Villiger heute in Waldshut-Tiengen ansässig ist. Das Schweizer Unternehmen, das Heinrich Villiger aus Full 1966 mit seinem Bruder Kaspar 1966 übernahm, expandierte vor 111 Jahren über den Rhein. Die Fabrik war auch schon Hauptsponsor eines Formel-1-Rennwagenteams.
Im Jahr 1888, so steht es in der Firmenchronik, hatte Jean Villiger in Pfeffikon in seinem Wohnhaus eine Zigarrenmanufaktur eingerichtet. Noch heute ist das rund 725 Einwohner zählende Dorf bei Luzern offizieller Sitz des Unternehmens.
Die Geschäfte des Konzerns werden jedoch durch den Verwaltungsrats-Vorsitzenden und Alleininhaber Heinrich Villiger, Enkel des Firmengründers, von Tiengen aus geführt. Der «Zigarrenpatron» ist auch im hohen Alter von 90 Jahren noch im operativen Geschäft tätig und fährt fast täglich von Full über den Rhein.
Nach dem frühen Tod des Firmengründers Jean Villiger im Jahr 1902 führte Ehefrau Louise Villiger die Zigarrenmanufaktur weiter. Auch grenzüberschreitend florierte der Vertrieb der populären Stumpen. Als das Geschäft wegen Zollgebühren auf badischer Seite unrentabel zu werden drohte, reagierte die Unternehmerin nach dem gleichen Muster, wie heute internationale Konzerne Abgaben reduzieren oder vermeiden: 1910 gründete sie im Ausfuhrgebiet eine Niederlassung. Als Standort wurde Tiengen ausgewählt.
Zu den Besonderheiten in der Firmengeschichte zählt das Engagement in der Formel 1. Villiger war nach Unternehmensangaben als einziger Zigarrenhersteller weltweit ab 1976 Hauptsponsor in der Oberliga der Rennwagen, die bis zu dem späteren Tabakwerbeverbot sonst häufig mit Zigarettenreklame auf die Strecke gingen.
Aufschriften wie «Tabatip» und «Villiger-Kiel» waren für mehrere Jahre auf den Boliden des Shadow-Teams zu lesen, die von Fahrerlegenden wie Clay Regazzoni, Tom Pryce, Hans-Joachim Stuck und dem späteren Weltmeister Alan Jones gesteuert wurden. Der Australier sass 1977 am Steuer, als mit dem Sieg beim Grossen Preis von Österreich nicht nur der grösste Erfolg des Villiger-Rennsportkapitels, sondern auch des Shadow-Teams gefeiert werden konnte.
Zeitweise wurden unter dem Markennamen Villiger nicht nur Zigarren und Zigarillos, sondern auch Sportvelos hergestellt. Heute beschränkt sich das Portfolio wieder auf Tabakprodukte. Eine spezielle Rolle spielen dabei die Habanos. Zum exklusiven Import der Zigarren von der Karibik-Insel hat Heinrich Villiger im Jahr 1989 das deutsch-kubanische Gemeinschaftsunternehmen Fifth Avenue Products gegründet, das ebenfalls seinen Sitz an in Tiengen hat.
Die Coronapandemie hat dem Villiger-Konzern bislang nicht geschadet, laut aktuellen Geschäftsberichten kann sogar ein Zuwachs bei Umsätzen und Absätzen verzeichnet werden. Nach eigene Angaben hat die Villiger-Gruppe einen Jahresumsatz von rund 200 Millionen Franken und beschäftigt 1600 Mitarbeitende.