Fussball, 2. Liga inter
Solide Vorrunde, Ligaerhalt noch nicht sicher: Der FC Klingnau will einen Zahn zulegen – was Radi Schibli damit zu tun hat

In der 2. Liga interregional geht es in der «Klingnauer» Gruppe eng zu und her. Das hat Vor- und Nachteile. Trainer Samir Bajramovic verrät, wo sich seine Mannschaft noch verbessern muss und wann die Spieler auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen.

Alessandro Crippa
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Trainer Samir Bajramovic geht mit dem Zurzibieter Verein durch dick und dünn: «Die Liga ist für mich nicht entscheidend. Ich bin angefressen vom FC Klingnau und habe keine anderen Ambitionen. Hier bin ich zuhause und zu 200 Prozent für den Verein da.»

Trainer Samir Bajramovic geht mit dem Zurzibieter Verein durch dick und dünn: «Die Liga ist für mich nicht entscheidend. Ich bin angefressen vom FC Klingnau und habe keine anderen Ambitionen. Hier bin ich zuhause und zu 200 Prozent für den Verein da.»

Alessandro Crippa

Die erste Saisonhälfte ist vorbei und der FC Klingnau steht in der 2. Liga inter etwa da, wo ihn vor dem Saisonstart viele erwartet haben: In der unteren Tabellenregion, auf dem elften von vierzehn Rängen klassiert. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt immerhin fünf Punkte und der fünfte Platz, also die vordere Tabellenregion, ist auch fünf Punkte entfernt. Ergo: Spannung für die Rückrunde ist fast sicher garantiert.

Wenn man mit Klingnau-Trainer Samir Bajramovic über die Vorrunde spricht, merkt man ihm eine grundsätzliche Zufriedenheit an. Die verlorenen Spiele gegen Lachen/Altendorf und gegen Adliswil nerven ihn zwar, aber immerhin hat man mit Dietikon auch einen der grossen Ligafavoriten bezwungen. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Mit einer jungen und auf diesem Niveau fast unerfahrenen Mannschaft hat sich der FC Klingnau in der Liga schnell zurechtgefunden.

Sorgen in der Verteidigung

Aber es gab auch Probleme. Gleich zu Beginn der Saison, im allerersten Spiel, fielen die beiden Aussenverteidiger Esdras Soki Mafuta und Blert Aliaj aus. Bajramovic musste improvisieren und auch in der Innenverteidigung bald Umstellungen vornehmen. Immer wieder zwangen ihn Verletzungen seiner Spieler dazu. So konnte das «Prunkstück Viererkette» nicht zusammenwachsen und Klingnau kassierte immer wieder viele Gegentore. Die Abwehr soll sich in der Rückrunde weiter verbessern, der Trainer will Spieler gezielt umfunktionieren oder allenfalls auch noch Neue dazu holen. Letzteres Szenario geniesst aber keine Priorität. Die Mischung in der Mannschaft sei nämlich «hervorragend», sagt Bajramovic.

Blert Aliaj (ganz rechts) verletzte sich im ersten Spiel und fehlte dem FC Klingnau seither.

Blert Aliaj (ganz rechts) verletzte sich im ersten Spiel und fehlte dem FC Klingnau seither.

Alessandro Crippa

Zurück zur Tabellensituation: Lachen/Altendorf liegt auf dem ersten Abstiegsrang, eine Position hinter Klingnau. Zum Schwyzer Klub sagt Samir Bajramovic, dass er nicht absteigen werde. Die Zurzibieter wären also die ersten Leidtragenden, wenn Lachen/Altendorf aufdreht. Haben die engen Abstände in der Rangliste auch einen Vorteil? Ja, sagt Bajramovic: «Es beginnt in der Rückrunde eigentlich bei null.» Der Abstieg ist also noch keineswegs abgewendet, auch wenn die erste Hälfte der Saison ansprechend war. Der Ligaerhalt bleibt das grosse Ziel, wenn auch nicht um jeden Preis, wie der Trainer betont.

So präsentiert sich die Tabelle nach der Vorrunde, mit Klingnau auf dem elften Rang.

So präsentiert sich die Tabelle nach der Vorrunde, mit Klingnau auf dem elften Rang.

Screenshot: SFV, Amateur Liga

Samir Bajramovic ist zuversichtlich, dass er und sein Team in der Rückrunde mehr als 16 Punkte – so viele hat Klingnau aktuell – holen können. Dafür braucht es aber noch eine Steigerung in Bezug auf das Abwehrverhalten. «Es kann nicht sein, dass wir jedes Mal, wenn wir den Ball verlieren, Gefahr laufen, ein Tor zu kassieren.» Bajramovic ist keiner, der sich gross aufspielt. Da verwundert es fast ein bisschen, als er folgenden Satz sagt: «Der Trainer sagt, wie er es gerne hätte und an dieses System haben sich die Spieler dann zu halten.» Er sagt es so bestimmt, dass man merkt, dass nicht immer alle gehorsam sind. Er will weiterhin mit den Spielern reden und ihnen erklären, warum er etwas so oder so sehen will. «Wenn es einer aber nach dem dritten oder vierten Mal immer noch nicht begreift, setze ich ihn halt auf die Bank», sagt Bajramovic.

Liga nicht entscheidend – Bajramovic will nur für den FC Klingnau da sein

Das Spielsystem, mit dem seine Mannschaft agiert, hat er aber nicht etwa selbst erfunden. «Mein Vorbild ist gewissermassen Radi Schibli», gibt Bajramovic preis. Auch er setzte auf eine stabile Defensive und hat lieber 1:0 als 4:3 gewonnen. Radi Schibli war Assistent beim FC Aarau, als dieser 1993 Schweizer Meister wurde. Hat Samir Bajramovic auch Ambitionen in diese Richtung? Will er auch einmal bei einem grossen Klub unterkommen? «Die Liga ist für mich nicht entscheidend. Ich bin angefressen von FC Klingnau und habe keine anderen Ambitionen. Hier bin ich zuhause und zu 200 Prozent für den Verein da.»

Radi Schibli war einst Trainer in Klingnau und führte den Verein im Jahr 2016 zum ersten Aargauer Cupsieg der Vereinsgeschichte.

Radi Schibli war einst Trainer in Klingnau und führte den Verein im Jahr 2016 zum ersten Aargauer Cupsieg der Vereinsgeschichte.

Fabio Baranzini (Archiv)

Wenn seine «Angefressenheit» ansteckend ist, werden die Spieler in der Rückrunde noch gehorsamer und dadurch vielleicht noch erfolgreicher. Das ist eine Vermutung und jetzt – mitten in der Zeit der gefrorenen Fussballplätze und einer mehrwöchigen Pause – noch Zukunftsmusik.