André Eggenberger hat sich mit seinem Geschäft in Klingnau als einer der ersten Schweizer auf Aquascaping spezialisiert. Die Natur soll im Aquarium möglichst detailgetreu abgebildet werden.
Die Unterwasserwelten, die André Eggenberger in Aquarien unterschiedlichster Grösse kreiert, muten magisch an. Gebirgsstein fügt sich mit kleinblättrigen aquatischen Wasserpflanzen, Hölzern und Wurzeln zusammen. Spezialerde und Kies formen sich zu Hügeln und Tälern. Je länger der Blick auf den Landschaftsausschnitten en miniature weilt, desto mehr fühlt es sich an, als wäre man mittendrin.
Aquascaping nennt sich die moderne Form der Aquaristik, die ursprünglich aus Japan stammt und vom 2015 verstorbenen Designer und Fotografen Takashi Amano zur Kunstform erhoben wurde. Diesen Juni hat André Eggenberger in der Altstadt von Klingnau seine Galerie «Glaswasser» eröffnet und bietet als einer der ersten Schweizer ein vollumfängliches Sortiment zur Gestaltung dieser Naturaquarien an. «Ich hatte schon als Kind Aquarien. Auf Youtube stiess ich dann auf Aquascaping und war sofort fasziniert», sagt der 39-Jährige.
Weil die dafür notwendigen Produkte hierzulande kaum erhältlich waren, beschloss er, mit seiner Frau Sabrina selber einen Onlineshop zu eröffnen. André Eggenberger sagt:
«Unsere Materialien bestellen wir in Dänemark oder Deutschland, wo Aquascaping mittlerweile boomt.»
In sogenannten Dojos, einer Art Übungsbecken, modelliert er stunden- oder gar wochenlang an den verschiedenen Layouts, die nachher hinter Glas bewundert werden können. «Beim Aquascaping geht es darum, ein Stück Natur in einem begrenzten Raum möglichst detailgetreu und makellos nachzubilden.»
Obwohl der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, gibt es klare Regeln. Für eine besonders ästhetische und harmonische Gestaltung wird von den Proportionen des goldenen Schnitts ausgegangen. Fische und Garnelen gehören auch zum Aquascaping, sind aber eher Nebensache. Im Vordergrund steht die Landschaft. Im Lager der Galerie «Glaswasser» türmen sich bizarre Aststümpfe, Schwemmhölzer, zermahlene Lavasteine und viele andere Gestaltungselemente. Im Showroom stehen kleine Becher mit In-Vitro-Pflanzen zum Verkauf. Sie wurden im Labor gezüchtet und sind frei von Pestiziden und unerwünschten Fremdorganismen.
Ein kleines Aquascaping-Aquarium mit Designer-Sockel, in dem sich CO2-Flasche und Wasserfilter befinden, und spezieller Beleuchtung kommt auf rund 600 Franken zu stehen. «Wir konnten bereits viele Leute faszinieren. Sie betrachten unser Schaufenster und wollen auch so ein schönes Aquarium zu Hause haben», so Eggenberger.
Mit seinem Start-up-Unternehmen hat er bereits zahlreiche Aufträge verbucht. «Zurzeit gestalten wir für einen Kunden ein 1,80 Meter langes Aquarium mit zwei Inseln aus Lavastein, Wurzeln und Farn.» Mit Rat und Tat zur Seite steht ihm der Wettinger Manuel Meier, der als Schweizer Aquascaping-Pionier gilt. Dazu gesellt sich Enrico Berardelli, der eine Zucht von Zwerg-Garnelen aufbauen will, die als hervorragende «Aquariumputzer» gelten.
Die Mini-Ökosysteme bedürfen der Pflege. Die Filter müssen gereinigt, die Pflanzen zurückgeschnitten und das Wasser regelmässig erneuert werden. Eggenberger rüstet seine Klientel mit allem notwendigen Wissen aus, das es für Aquascaping braucht. Der gelernte Autolackierer arbeitet Vollzeit als Account-Manager in einem Technologieunternehmen. Die Galerie „Glaswasser“ betreibt er noch als Hobby. Vorerst.