Noch während der Debatte um den 5,9-Millionen-Sportanlagen-Kredit kündigte ein Anwohner an, das Referendum zu ergreifen. Zum Nein zur Erschliessung des Filetstücks Obermatte und Krediten von über 6 Millionen Franken führten mehrere Gründe.
Die Klingnauer Gemeindeversammlung vom Mittwoch hat dem Kredit von 5,9 Millionen Franken für die Erstellung der Sportplätze im Grie zugestimmt. Mit 115 Ja zu 66 Nein fiel die Zustimmung deutlich aus. Der Anteil der Gemeinde beläuft sich auf 3,9 Millionen, jener von FC und Reitverein auf insgesamt 2 Millionen Franken.
Von den 2065 Stimmberechtigten waren 208 anwesend. Ein Anwohner kündigte bereits an, das Referendum ergreifen zu wollen. Für einen definitiven Beschluss hätten 414 Personen anwesend sein müssen.
«Das Projekt ist ein Kompromiss mit Quartiervertretern, Vereinen und Gemeinde», warb der zuständige Stadtrat Kuno Schumacher für das Projekt. Klar wurde: Die Ideallösung gibt es nicht. Aber die Vereine sind mit dem Projekt zufrieden. Man sei auf viele Punkte der Anwohner eingegangen. Diese waren in der Planungskommission vertreten.
Kritik war trotzdem zu hören. Jener Anwohner, auch Mitglied der Planungskommission, kritisierte, dass nicht ein zweites Garderobengebäude (an einem separaten Standort) gebaut wird. «Das ist der entscheidende Punkt, dass wir Ja sagen können.» Bei Schumacher und bei einem anderen Mitglied der Kommission sorgte dies allerdings für Irritation respektive Erstaunen. Das Echo in der Kommission sei ein anderes gewesen.
Auch die FDP Klingnau lehnte den Kredit ab. Parteipräsident Raphael Häfeli monierte, das Projekt sei ein Flickwerk. Er schürte Zweifel, ob weitere Kosten das Projekt später verteuern würden, und verwies auf die angespannte finanzielle Lage der Gemeinde, welche auf dieses Jahr den Steuerfuss um 5 auf 114 Prozent erhöht hat: «Andere Investitionen können wir nicht aufschieben.»
Sorgen machten sich Votanten wegen der Nachbarschaft des FC und des Reitvereins wegen möglicher gefährlicher Situationen. Christian Bamberger, Präsident des Reitvereins, zerstreute diese. In Aarau etwa gebe es auch eine solche Nachbarschaft: «Ein Ball hat sich auch schon auf den Reitplatz verirrt, aber es hat noch nie einen Unfall gegeben.»
FC-Präsident Roger Meier beteuerte: «Wir brauchen einen zweiten Fussballplatz. Ich appelliere an die Vernunft von euch Klingnauern. Sagt Ja und geht nicht Unterschriften für ein Referendum sammeln. Günstiger kommen wir nie mehr zu so einer Sportanlage.»
Dagegen lehnte die Versammlung die Teiländerung der Nutzungsplanung der Obermatte mit 82 Nein zu 67 Ja ab – nachdem sie zuvor noch einen Rückweisungsantrag mit 55 Ja zu 62 Nein abgewiesen hatte. Bei einer Zustimmung hätte das Bauland-Filetstück, gelegen oberhalb des Rebbergs, erschlossen und überbaut werden können. Der Stadtrat erhofft sich dadurch den Zuzug von guten Steuerzahlern, was die finanzielle Lage verbessern soll.
Danach nahm die Gmeind die Rückweisungsanträge zu den meisten dazugehörigen Krediten für Erschliessung, Strassenausbau und die Offenlegung des Obermattenbachs ab, ausgenommen jenen für die Abwasser-Erschliessung Obermatte (1,941 Millionen Franken). Diesen genehmigte die Gmeind. Dank dieser Erschliessung könnte das Retentionsbecken in der Jonermatte West angeschlossen werden. Mit diesem soll auch erneute Überflutung eines Mehrfamilienhauskellers, wie kürzlich geschehen, vermieden werden. Dafür nötig ist aber auch eine zusätzliche Wasserleitung im Sionerweg. Gemeinderat Patrick Güntert zeigte sich optimistisch, dass dieser Kredit an der kommenden Wintergmeind vorgelegt werden kann.
Mehrere Kritiker störten sich an den hohen Investitionskosten und verwiesen teilweise auch hier auf die finanzielle Lage der Gemeinde. Die Summe der Kredite belief sich auf 6,244 Millionen Franken. Rund die Hälfte soll aber bei der Überbauung durch die Beiträge der Grundeigentümer zurück in die Stadtkasse fliessen. Mehrere Votanten störten sich grundsätzlich an der Überbauung der Obermatte oder überdimensionierten Strassenausbau, und ein betroffener Landwirt am geplanten Lauf des Obermattenbachs. Mit der Überbauung würde der Rebberg von Siedlungsgebiet umschlossen werden. Wegen der sensiblen Lage sollten aber etwa nur zweigeschossige Bauten mit Flachdächern möglich sein.
Stadtammann Reinhard Scherrer sagte: «Wir werden uns Gedanken machen, wie wir weitermachen, im Stadtrat und mit den Grundeigentümern.»
Scherrer hatte zu Beginn bekanntgegeben, dass eine Beschwerde gegen die Einladung der Gemeindeversammlung eingegangen sei. Der Grund war ein «Missgeschick», wie er es bezeichnete. «Die Ortsbürger haben die Einladung doppelt erhalten.»
Deren Versammlung fand eine Stunde vor der Einwohnergmeind statt. Dank einer Eingangskontrolle habe man aber sichergestellt, dass nur Stimmberechtigte in der Halle sind, so Scherrer. Diese mussten sich vor dem Eintritt in die Turnhalle Schützenmatt ausweisen, und sie erhielten einen Stempel mit dem Schriftzug «Stadtkanzlei Klingnau» auf den Arm gedrückt.
Die weiteren Geschäfte, wenige Kredite und Kreditabrechnungen, nahm die Versammlung diskussionslos an.