In Koblenz wird seit Jahren die Einführung von Tempo 30 auf den Gemeindestrassen diskutiert. Jetzt nimmt das Thema erneut Fahrt auf. Auf der Grundlage eines Gesamtkonzepts sollen im Grenzort verkehrsberuhigende Massnahmen umgesetzt werden können.
Tempo 30 sorgt in Koblenz seit langem für Gesprächsstoff. 2005 hatten Anwohner der Tüftelstrasse beispielsweise ihr Begehren mit Unterschriften beim Gemeinderat eingereicht. Dieser nahm sich damals ihm Rahmen des Erschliessungsplans der Forderung an. Es folgten immer wieder Diskussionen, nur eine Lösung kam bisher nicht zu Stande. 2016 hatte sich die Gemeindeversammlung schliesslich gegen eine Tempo-30-Zone im Gebiet Schulstrasse und Buck ausgesprochen. Doch das Anliegen sei seither immer wieder an die Behörden herangetragen worden, schreibt der Gemeinderat.
Der Ortskern in Koblenz ist dicht bebaut und neben der Wohnnutzung von verschiedenen öffentlichen und gewerblichen Nutzungen mitgeprägt: Im Zentrum befinden sich der Dorfladen, das Restaurant Engel und diverse Gebäude mit gewerblichen Nebennutzungen. Die dichte, historisch bedingte Bauweise führe verschiedenenorts zu beengten und unübersichtlichen Verhältnissen im Strassenraum, kritisieren die Befürworter von Tempo 30.
Nun nimmt das Thema erneut Fahrt auf: Der Gemeinderat hat sich entschieden, die Frage nach Tempo-30-Zonen im Rahmen eines Gesamtkonzepts anzugehen und mit Blick auf die gesamte Gemeinde zu erwägen, ob und in welcher Form Tempo-30-Zonen am sinnvollsten sein könnten.
Vergangenen Mai war die Bevölkerung zu einem Workshop eingeladen worden. Das daraus erarbeitete Gesamtkonzept wird vom Gemeinderat unterstützt und soll als behördenverbindliches Konzept jetzt verabschiedet werden. Vorgängig bietet der Gemeinderat der ganzen Bevölkerung die Gelegenheit, sich zu den Absichten zu äussern. Noch bis zum 14. März liegt hierzu die öffentliche Mitwirkung auf.
Als Grundlage für das Gesamtkonzept wurde 2021 die Unfallstatistik im Zeitraum von 2011 bis 2020 bei der Kantonspolizei beigezogen. Die Erhebung wurde durch das Bundesamt für Strassen (Astra) und der Kantone erhoben und enthält sämtliche durch die Polizei registrierten Unfälle.
Im jenem Zeitraum wurden in Koblenz 65 Unfälle polizeilich erfasst, wobei 57 davon die Kantonsstrasse betrafen (Bereiche Zoll, Kreisel, Abzweigung Rheintalstrasse sowie Bahnhof Koblenz). Lediglich 8 der 65 Unfälle, so die Auswertung, ereigneten sich auf Gemeindestrassen.
Das Gesamtkonzept müsse nun in einem ersten Schritt die Grundfrage klären, ob Tempo-30-Zonen in Koblenz überhaupt eingeführt werden sollen, steht im Bericht. Aus rein fachlicher Sicht könne diese Frage aufgrund der aufgezeigten Sicherheitsdefizite und der von Tempo-30- Zonen zu erwartenden Verbesserungen für die Sicherheit und Siedlungsqualität eindeutig mit Ja beantwortet werden, heisst es.
Diese Beurteilung deckt sich mit den Bedürfnissen in der Bevölkerung: Am Workshop vergangenen Mai hatten fünf von sechs Gruppen die Einführung einer Temporeduktion unterstützt.
Anhand des vorliegenden Gesamtkonzepts würden nun konkrete Umsetzungsprojekte erarbeitet werden und bei Bedarf der Gemeindeversammlung zur (Kredit-)Gutheissung unterbreitet werden, so der Bericht. Der Gemeinderat seinerseits meint, dass er überzeugt sei, mit den vorliegenden Informationen über einen belastbaren Leitfaden zu verfügen, um die Verkehrssicherheit und Siedlungsqualität in Koblenz nachhaltig zu verbessern.