Eine aktuelle Verkehrsstudie empfiehlt eine zweite Brücke über den Rhein bei Koblenz. Der VCS Aargau kritisiert diese Pläne heftig.
Das Regierungspräsidium Freiburg hat vergangene Woche die Verkehrsstudie Hochrhein-Bodensee veröffentlicht (diese Zeitung berichtete). Sie dient als Grundlage zur Verbesserung der Verhältnisse auf den Strassen in der Grenzregion vor.
Darin befindet sich auch ein Ersatzneubau der Rheinquerung bei Waldshut. Der Bau einer neuen Brücke am Grenzübergang Waldshut/Koblenz soll zu einer Verbesserung des Verkehrsablaufs führen, kommt die Studie zum Schluss.
Die Verkehrsstudie wurzle in einem überholten Denken, das ein Problem mit den Mitteln zu lösen versuche, die es verursachen, kritisiert der VCS Aargau in einer Stellungnahme. Der Club warnt vor dem beabsichtigten Ausbau der Kapazitäten für den grenzüberschreitenden Schwerverkehr. Damit würde ein bestehendes Problem nicht gelöst, sondern verschärft.
Seit Jahren suche der Kanton Aargau nach einer Lösung, um die Strassenkapazitäten zwischen Koblenz und dem Nationalstrassennetz zu erhöhen; dies als Folge von Wünschen aus dem Zurzibieter Gewerbe.
Eine neue Brücke oberhalb von Koblenz, die das heutige Nadelöhr beim Zoll beseitigt, ergäbe in Verbindung mit diesem unter dem Begriff OASE bekannt gewordenen Planungsansatz ein giftiges Gemisch für den östlichen Kantonsteil: «Es würde die sprichwörtliche Büchse der Pandora geöffnet, dem Ostaargau droht damit eine Flut an Transitschwerverkehr», so der VCS.
Gemäss der Studie würde die verschobene Rheinquerung in Waldshut gemäss einer Prognose 2040 mit etwa 14 800 Fahrzeugen pro Tag belastet. Zwar würden mit einer neuen Brücke nur teilweise ortskernentlastende Routenverlagerungen bewirkt, heisst es, aber es «wird durch die vollständige Neukonzeption der Zollanlagen eine Trennung von Personen- und Güterverkehr sowie der einzelnen Verzollungsarten möglich, sodass keine gegenseitigen Behinderungen eintreten», so die Einschätzung.
Schon heute würden sich Menschen in den betroffenen Siedlungsgebieten im Unteren Aaretal, rund um Brugg/Windisch und in der Region Baden zu Recht gegen den stetig zunehmenden Güterverkehr auf der Strasse, der die Lebensqualität in den Dörfern beeinträchtigt, hält der VCS fest. Die Route durch das Untere Aaretal ist Teil einer rund 80 Kilometer langen, vom Schwerverkehr stark beanspruchten Überlandstrecke.
Mit der Realisierung der A98 drohe eine weitere Zunahme des Strassengüterverkehrs. Dass die deutsche Studie dem Kanton Aargau in paternalistischer Art empfiehlt, mit Ortsumfahrungen doch selbst für eine Linderung des Leidens zu sorgen, sei zynisch, kritisiert der VCS.