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Zum wiederholten Mal wird der Bau der Biodiesel-Fabrik in Bad Zurzach verschoben. In der Schweiz fehlt zum jetzigen Zeitpunkt noch die nötige Nachfrage sowie die nötigen Investitionen, die der Biodiesel mit sich führt.
Der Baustart der geplanten Biodiesel-Fabrik in Bad Zurzach verzögert sich weiter. Schuld sind mittlerweile nicht mehr Baustopps oder Bewilligungen, sondern die noch zu geringe Nachfrage nach Biodiesel.
Dies sagt Jörg Säger, Geschäftsführer der Green Bio Fuel Switzerland AG (GBF) auf Anfrage der az. «Die Mineralölindustrie in der Schweiz ist derzeit noch nicht in der Lage, grossen Mengen Treibstoff Biodiesel beizumischen.» Bevor sich das nicht ändere, sei eine Produktion in der Schweiz nicht rentabel.
Biodiesel entsteht aus pflanzlichen oder tierischen Fetten. Das können zum Beispiel Rap oder Jatropha-Öle sein, aber auch wiederverwertete Altfette, zum Beispiel aus der Gastronomie. Biodiesel kann den herkömmlichen Petrodiesel als Treibstoff ersetzen. Möglich ist auch eine Mischung: In Deutschland müssen die Tankstellen von Gesetzes wegen so genanten B7 verkaufen – 93 Prozent normaler Diesel und 7 Prozent Biodiesel.
Die Schweiz verzichtet auf eine solche Zwangsmassnahme. Hersteller und Importeure fossiler Brennstoffe müssen aber einen Teil ihres verursachten CO2 kompensieren. Dazu können sie Bescheinigungen kaufen, die der Bund an sogenannte Kompensationsprojekte ausgibt. Ein solches wäre auch die Biodiesel-Fabrik auf dem Solvay-Areal in Bad Zurzach.
Es wäre die erste industrielle Produktionsstelle der Schweiz. Die Anlage soll einst über 100 000 Tonnen Biodiesel pro Jahr produzieren. Das entspräche rund der Hälfte des Schweizer Bedarfs, falls die Tankstellen wie in Deutschland komplett auf B7-Treibstoff umsteigen
Diese zögern noch mit der Anschaffung, weil dafür schnell Investitionen in Millionenhöhe anfallen. «Für uns bedeutet dies, dass das Absatzvolumen noch nicht greifbar ist», sagt Jörg Säger.
Man verhandle zwar seit längerem mit vielen Ölgesellschaften, an definitive Zusagen fehle es jedoch noch. «Und solange die Absatzmengen nicht gesichert eingeschätzt werden können, investiert niemand in eine Biodiesel-Fabrik.» Laut Säger sind zwar Geldgeber an Bord, doch der Rubel rollt erst, wenn Verträge unterschrieben sind und die Nachfrage gesichert ist. Säger gibt sich aber zuversichtlich, dass die GBF bis spätestens Ende Juni mit den Arbeiten beginnen wird.
Das Projekt wurde schon mehrmals verschoben: Bereits Ende 2009 hatte der Gemeinderat die Baubewilligung für die Anlage erteilt. Spatenstich war im Januar 2012. Nach wenigen Monaten verhängte die Gemeinde ein Baustopp, weil die GBF eine Projektänderung vornahm. So wollte die Firma anfangs Biodiesel aus Raps und der afrikanischen Ölpflanze Jatropha herstellen.
Die GBF verzichtete daraufhin auf die Verwendung von tierischen Fetten. Damit war der Baustopp vom Tisch. Ob eine solche Fabrik nicht trotzdem stinke? «Nein», sagt Jörg Säger. «Die Produktion ist ein geschlossenes System, Geruchsemissionen sind praktisch ausgeschlossen.»
Auch die Kosten haben sich seit 2009 verändert: Waren anfangs noch 80 Millionen Franken veranschlagt, spricht Säger heute noch von 45 – wegen des tiefen Eurokurses und diversen Optimierungen. Für Bad Zurzach wäre die Fabrik eine willkommene Steuerquelle. Sie würde ausserdem rund 25 Arbeitsplätze schaffen.