Restauration
Jesus und Maria erhalten hier ein Facelifting

Die Bildstock-Figuren vom Friedhof Leuggern sind mehr als 130 Jahre alt. Höchste Zeit, sie zu restaurieren.

Louis Probst
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Silvan Aeschbach (links) und sein Bruder Florio an der Arbeit.

Silvan Aeschbach (links) und sein Bruder Florio an der Arbeit.

Louis Probst

«Der Abbau der Pietà war schwierig», sagt Silvan Aeschbach. «Um die Figurengruppe aus dem Bildstockhäuschen auf dem Friedhof Leuggern auszubauen, musste sie in drei Teile getrennt werden. Dabei durfte natürlich nichts beschädigt werden.» Jetzt stehen die drei Teile der Pietà, und auch die Figuren der Ölberg-Gruppe vom Friedhof Leuggern, im Atelier der Bildhauerei und Steinrestaurierung Aeschbach im Areal der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau.

Nachdem Restauratorin Ina Link die aus Gips bestehende Pietà von der alten Farbe befreit hat, bessern Silvan Aeschbach und sein Bruder Florio die schadhaften Stellen aus. «Das erfordert mehrere Arbeitsschritte», erklärt Silvan Aeschbach. Der Zustand der Pietà war ziemlich desolat. Florio Aeschbach stellt fest:

«Die Arbeit ist für uns nicht ganz alltäglich. Wir sind ja vor allem in der Steinrestaurierung zu Hause.»

Während die Pietà im Moment eher buntscheckig anmutet, präsentieren sich die aus Holz bestehenden Teile der Ölberg-Gruppe in einem schlichten Grau. In einem ersten Schritt hat Ina Link die alte Farbe entfernt, Risse ausgespachtelt und eine Grundierung aufgetragen. In einem nächsten Schritt wird sie den Figuren gewissermassen wieder Farbe verleihen.

Allerdings sei noch offen, so Silvan Aeschbach, ob die Pietà abgegossen und in einem anderen, einem für die Aufstellung mehr oder weniger im Freien besser geeigneten Material als dem Gips, nachgebildet werden soll.

Vor über 130 Jahren eingeweiht

«Es geht um den Erhalt ideeller Werte», erklärt Philipp Schneider von der Kantonalen Denkmalpflege zur Restaurierung der Pietà und der Ölberg-Gruppe. «Geschaffen worden sind die Figuren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Franz Sales Amlehn aus Sursee. Im Zusammenhang mit der Neuanlage des Friedhofes sind die Figuren durch Johann Fridolin Pabst, den damaligen Pfarrer von Leuggern, angeschafft worden. Die Pietà ist 1881, die Ölberg-Gruppe 1887 geweiht worden.»

Über den Künstler weiss man immerhin so viel, dass dieser Franz Sales Amlehn (1836–1917) als «Stammvater der Surseer Bildhauerfamilie Amlehn» gilt, die mit seinem Enkel Paul Edgar Amlehn (1896–1964) endete. Nach einer ursprünglichen Ausbildung zum Bader – einer Art Wundarzt – hatte er begonnen, gestalterisch zu arbeiten. 1862 besuchte er während einigen Wochen die Kunstakademie München. Franz Sales Amlehn schuf Büsten, Grabdenkmäler und wirkte bei der Ausstattung von Kirchen mit. Über viele Jahre war er zudem in Sursee Zeichenlehrer.

«Das für die Pietà verwendete Material», so Philipp Schneider, «weckt den Verdacht, dass das Werk allenfalls als Muster für die Anfertigung von Holzfiguren gedient haben könnte. Im Laufe der Jahre ist die Pietà auch recht oft überarbeitet worden.»

In der Ausgabe vom 10. Dezember 1986 des «Badener Tagblattes» hat der einstige BT-Korrespondent Karl Erne darüber berichtet, dass der Kunstmaler Bernhard Kaufmann aus Koblenz – der im vergangenen Jahr leider verstorben ist – die Ölberg-Gruppe restauriert habe.

Gut zu wissen

Friedhof mit militärischer Funktion

Die Bildstöcke sind nicht die einzigen Besonderheiten des Friedhofes von Leuggern. Dem Friedhof respektive seiner Umfassungsmauer, war einst auch eine militärische Funktion zugedacht. In der ersten Phase der Grenzbesetzung wurde 1940 die Mauer als Teil einer militärischen Talsperre verstärkt oder neu erstellt.

Wie Robert Vögeli in seiner Arbeit «Der befestigte Friedhof von Leuggern als Teil einer Talsperre im 2. Weltkrieg» schreibt, bildete die Friedhofmauer Teil einer zweiten Sperrlinie, die von einem Bunker am Stausee zum Ortseingang von Hettenschwil verlief.

Dabei wurde die bestehende 50 Zentimeter starke Bruchsteinmauer des Friedhofes auf einer Länge von 80 Metern um eine 60 Zentimeter dicke Vormauerung aus Beton verbreitert und mit eingebauten Eisenbahnschienen verstärkt. Auf einer Länge von 94 Metern wurde die Mauer mit einer Höhe von 2,15 Metern neu erstellt.

Die Mauer erhielt auch eine Reihe von Schiessscharten. Oben auf der Abdeckung, so Robert Vögeli, seien Glasscherben eingearbeitet worden, die nach Kriegsende wieder entfernt wurden.